Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward

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griff nach der Klinke, und alle anderen gingen in Einsatzbereitschaft. Sollte da drin ein Footballteam aus Lessern auf sie warten, war es klug, diesen Bruder zuerst zu schicken, denn er hatte einen unschlagbaren Vorteil: Seine Bestie hatte Jäger zum Fressen gern.
    Womit sie wieder beim Dessert wären.
    Hollywood hob die Hand über den Kopf. Drei… zwei… eins…
    Völlig lautlos drang er ein: Er schob die Tür auf und schlüpfte hindurch. Z kam als Nächstes– und dann Blay.
    Eine Sekunde lang packte Qhuinn das blanke Entsetzen, als sein alter Freund ins Ungewisse sprang, mit nur zwei Vierzigern zum Schutz. Scheiße, wenn er daran dachte, dass Blay heute sterben konnte, vor seinen Augen, bei einem ganz gewöhnlichen Einsatz, wollte er den ganzen Krempel mit der Verteidigung der Spezies einfach nur noch hinschmeißen und Blay zum Bibliothekar umschulen. Oder zum Handmodel. Friseur vielleicht…
    Der schrille Pfiff, der keine sechzig Sekunden später ertönte, kam ihm wie ein Geschenk des Himmels vor.
    Zs Entwarnung war das Signal für ihn und John, sich in Bewegung zu setzen, seitlich auf die jetzt offene Tür zuzuschleichen und in den…
    Okay. Wow.
    Ölschlick. Und dann dieser Gestank.
    Der erste Stoßtrupp hatte die Taschenlampen gezückt, die Strahlen wedelten wie Lichtschwerter durch die dunkle Halle und über den Boden, der wie von schwarzem Eis überzogen wirkte. Doch es war kein schwarzes Eis, und die Scheiße war auch nicht gefroren. Es war geronnenes menschliches Blut– ungefähr tausend Liter davon. Vermischt mit der Schlonze von Omega.
    Der Hangar war Schauplatz einer riesigen Initiation gewesen, daneben wirkte selbst das Gemetzel in dem Bauernhaus vor einer Weile wie ein Spieltreff.
    » Die Jungs, die deine Karre gemopst haben, waren anscheinend zu einer echt krassen Party unterwegs«, kommentierte Rhage.
    » Du sagst es.«
    Die Strahlen der Taschenlampen fielen auf ein altes, klappriges Flugzeug im hinteren Teil, sonst war alles leer. Z schüttelte den Kopf.
    » Sehen wir uns mal draußen um. Hier drinnen ist nichts.«
    Nachdem das Häuschen von außen nicht viel hermachte, eine typische Jagd- und Angelhütte im Wald eben, war Mr C versucht, das blöde Ding links liegen zu lassen. Doch Gründlichkeit war eine Tugend, und vom Standort her– nur ein, zwei Meilen zurückversetzt von der Straße– konnte es durchaus einmal als Hauptquartier gedient haben.
    Streng genommen wäre es wahrscheinlich klug gewesen, die Gegend zu inspizieren, bevor er den Flugzeughangar für die größte Initiation in der Geschichte der Gesellschaft der Lesser genutzt hatte. Aber die Prioritäten waren nun einmal folgende: Als Erstes musste er die Führung an sich reißen, zweitens die Beförderung rechtfertigen und drittens all die neuen Lesser betreuen.
    Und dazu brauchte er Mittel. Und zwar schnell.
    Nach der gewaltigen, abscheulichen Zeremonie von Omega und der anschließenden Phase der Übelkeit, die ein paar Stunden anhielt, hatte Mr C die neuen Rekruten in einen Schulbus gesetzt, den er vor einer Woche bei einem Gebrauchtwagenhändler gestohlen hatte. Trotz Erschöpfung und körperlichen Unwohlseins waren die Jungs ganz tapfer nacheinander eingestiegen und hatten sich paarweise gesetzt, wie in einer völlig abgefuckten Arche Noah.
    Mr C hatte sie selbst gefahren, denn eine solche Fracht musste man persönlich betreuen. Die Brownswick School for Girls, eine verwaiste Privatschule, lag in der Vorstadt auf einem fünfzehn Hektar großen, heruntergekommenen und unkrautüberwucherten Gelände. Gerüchte,in dem baufälligen Gebäude spuke es, hielten gewöhnliche Leute fern.
    Fürs Erste konnte die Gesellschaft der Lesser als illegaler Hausbesetzer gelten, doch an der Straße stand ein Schild mit der Aufschrift » zu verkaufen«, und das hieß, dass Mr C das ändern konnte, sobald er etwas Kohle beisammenhatte.
    Während sich seine Jungs in der Schule vollends erholten und die gegenwärtigen Jäger in der Stadt nach Brüdern Ausschau hielten, machte Mr C eine Bestandsaufnahme der wenigen Güter, die der Gesellschaft der Lesser noch gehörten– darunter auch dieses unbewohnte Waldgebiet nördlich der Stadt.
    Auch wenn ihn immer mehr das Gefühl beschlich, dass es Zeitverschwendung war.
    Er trat auf die niedrige Veranda der Hütte und leuchtete mit einer Taschenlampe durch das nächstgelegene Fenster. Kanonenofen. Rustikaler Holztisch mit zwei Stühlen. Drei Betten ohne Matratzen oder Laken. Kochnische.
    Hinter der Hütte