Seelenprinz
gewachsen.
» Hast du völlig den Verstand verloren? Was soll der Scheiß!?«
Es war eher untypisch für Blay, zu fluchen oder die Stimme zu erheben. Ziemlich scharf, wie er so außer sich geriet.
Qhuinn sah seinem Freund fest in die Augen und ließ sich langsam auf die Knie sinken. » Lass mich das machen…«
» Was?«
Er beugte sich vor und zerrte am Saum des Morgenmantels, um ihn an sich heranzuziehen. » Komm her, ich zeige dir, wie ich es mache.«
Blay griff nach dem Gürtel, der den Mantel zusammenhielt, und zurrte ihn enger. » Was zum Henker machst du da?«
Scheiße, dass er hier niederkniete und bettelte, schien ihm nur angemessen. » Ich will dich. Es ist mir egal, warum du es tust– lass es einfach nur zu…«
» Nach all der Zeit? Was soll jetzt anders sein?«
» Alles.«
» Du bist mit Layla zusammen…«
» Nein . Ich wiederhole es gern so oft, bis du es verstehst– ich bin nicht mit ihr zusammen.«
» Sie ist schwanger.«
» Ein Mal. Ich habe ein Mal mit ihr geschlafen, und das, wie gesagt, einzig aus dem Grund, weil ich eine Familie will. Genau wie sie. Ein Mal, Blay, und dabei wird es bleiben.«
Blay ließ den Kopf in den Nacken fallen, und er kniff die Augen zu, als würde ihm jemand Nägel unter die Fingernägel treiben. » Tu mir das nicht an, um Himmels willen, das kannst du mir nicht…« Als ihm die Stimme versagte, veranschaulichte dies auf traurige Weise, wie sehr Qhuinn ihn all die Zeit gequält hatte. » Warum jetzt? Vielleicht bist du es ja, der Saxton etwas heimzahlen will…«
» Scheiß auf meinen Cousin, um ihn geht es mir nicht. Ich würde genauso hier auf diesem Teppich knien, wenn du Single wärst. Oder mit einer Vampirin vereinigt, oder lose mit jemandem liiert, oder was auch immer… ich würde dich anflehen, mir etwas zu geben, egal, was– und sei es nur ein einziges Mal, wenn du nicht mehr entbehren kannst.«
Qhuinn langte erneut unter den Morgenmantel, streichelte über ein starkes, muskulöses Bein– und als Blay wieder einen Schritt zurückwich, wusste er, dass er die Schlacht verlor.
Scheiße, seine Chance würde verstreichen, wenn er nicht…
» Hör zu, Blay, ich habe viel Scheiße gebaut in meinem Leben, aber ich bin mir selbst immer treu geblieben. Heute wäre ich um ein Haar gestorben– da wird einem so manches klar. Als ich aus dem Flugzeug in die dunkle Nacht geblickt habe, dachte ich keine Sekunde, dass ich überleben könnte. Da habe ich plötzlich alles ganz klar gesehen. Deswegen will ich dich.«
Eigentlich hatte er das schon viel früher bemerkt, laaaaange vor dem Cessna-Trip, doch er hoffte, dass Blay diese Erklärung zufriedenstellte.
Vielleicht tat sie das. Jedenfalls schwankte der Kerl auf seinen Füßen, als stünde er kurz davor nachzugeben– oder zu gehen. Es war nicht zu sagen.
Hastig redete Qhuinn weiter. » Es tut mir leid, dass ich so viel Zeit vergeudet habe– wenn du mich nicht mehr willst, verstehe ich das. Dann lasse ich dich in Frieden und lebe mit den Konsequenzen. Aber bitte, wenn es eine Chance gibt , egal, welche deine Gründe sind– Rache, Neugierde… Scheiße, selbst, wenn du mich nur einmal ranlässt und dann nie wieder, um mir damit einen Dolch ins Herz zu treiben. Ich nehme es. Ich nehme dich auf jede erdenkliche Art, wenn ich dich nur haben kann.«
Er streckte die Hand ein drittes Mal nach Blay aus, ließ sie um sein Bein gleiten. Streichelte. Bettelte. » Ganz gleich, was es mich kostet…«
27
Blay stand vor Qhuinn und nahm alles überdeutlich wahr: Qhuinns Hand auf der Rückseite seines Oberschenkels, den Saum des Morgenmantels, der seine Wade streifte, der Geruch von Sex, der schwer in der Luft hing.
Im Grunde hatte er sich das sein Leben lang gewünscht– oder zumindest seit er die Transition überstanden hatte und überhaupt sexuelle Regungen verspürte. Dieser Moment übertraf all seine Tagträume und Fantasien, er war die Erfüllung seines geheimen Verlangens.
Und das Angebot war aufrichtig: Kein Schatten trübte die zweifarbigen Augen, kein Zweifel. Qhuinn sprach ehrlich aus, was er in seinem Herzen fühlte, und war vollkommen damit im Reinen, sich Blay schutzlos auszuliefern.
Blay schloss kurz die Augen. Diese Unterwerfung war das krasse Gegenteil von allem, was Qhuinns Charakter bestimmte. Er gab nie auf– nicht seine Prinzipien, nicht seine Waffen, und ganz bestimmt niemals sich selbst. Andererseits war die Kehrtwende nachvollziehbar. Nach einer Konfrontation mit dem Tod hatte schon so
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