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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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das Ergebnis hatten, das ihnen vorschwebte.
    In dem Moment begriff ich, dass der Zellenblock leer war: Lieber Himmel, meine Zelle war die einzige, in der sich jemand befand. Niemand konnte mich hören, und niemand würde bezeugen können, was gleich passieren würde.
    Schlagartig legte sich eine Last auf meine Blase. Ich hatte das Bedürfnis zu pinkeln. Bestimmt würde ich mir in die Hose machen. Ich wusste genau, dass es dazu kommen würde. Das Ganze war etwas Persönliches, war es schon immer gewesen. Und da es so persönlich war, machte es mir Angst. Ich begann am ganzen Körper zu zittern und hörte mich wie ein kleines Kind wimmern.
    Dann ging die Tür auf, und das schwache Licht, das aus dem Gang hereinfiel, wurde von einem Schatten verdrängt.«
    Quinn, der sich das Ganze von seinem Platz aus anhörte, sah ihn erneut in den Zuschauerraum blicken. Dieses Mal aber galt Maggs’ Blick Jane Finucane.
    Während seiner Untersuchungshaft in Mountjoy hatte Maggs einen Brief an eine evangelische Glaubensgruppe in Harold’s Cross geschrieben. Er hatte den Mitgliedern der Gemeinde berichtet, wie er, nachdem Doyle mit ihm fertig gewesen war, immer wieder kurzzeitig das Bewusstsein verloren habe, bis er schließlich mit einem Ruck aufwachte. Er behauptete, die Zelle sei in ein weißes Licht getaucht gewesen und Christus habe vor ihm gestanden. Er habe ihm, Maggs, zunächst die Male an seinen Händen und dann das Loch in seiner Seite gezeigt. Er habe ihm gesagt, er sei nicht allein. Quinn und seine Kollegen hatten davon gehört, wie Jane jenen Brief gelesen und Maggs anschließend besucht hatte. Seitdem waren die beiden ein Paar. In derselben Reihe wie Jane, wenn auch ein paar Plätze weiter und in sich zusammengesunken wie eine Lumpenpuppe, entdeckte Quinn Molly Parkinson, das Mädchen, das Maggs ursprünglich sein Alibi gegeben hatte.
    Am Platz der Verteidigung hatte Phelan inzwischen wieder das Wort ergriffen. »Euer Ehren«, sagte er, »die Fotos belegen, dass mein Mandant so brutal geschlagen wurde, dass es ihm die Muskeln von den Rippen riss.«
    Quinn sah, wie sich die Augen des Richters beim Betrachten der Bilder verdunkelten, während seine Nasenspitze weiß wurde. Quinn sah auch, wie Maggs seinerseits die Reaktion des Richters beobachtete: die Art, wie der Mann unter seiner gepuderten Perücke die Brauen zusammenzog; wie er Quinn und Frank Maguire betrachtete, Patricks Bruder, der die Ermittlungen geleitet hatte. Doyle saß da, als ginge ihn das alles nichts an, die kräftigen Finger auf dem Schoß verschränkt. Unter den Lampen des Gerichtssaals wirkte sein kurz geschorenes Haar fast durchsichtig. Seine Augen waren so leuchtend blau, wie die von Maggs pechschwarz waren. Maggs starrte ihn an.
    »Nötigung, Euer Ehren«, stellte Phelan fest, »Nötigung, Brutalität, Folter.«
    Quinn erhob sich von seinem Schreibtisch und schloss die Akte. Dank der ärztlichen Berichte und der Aufnahmen, die Maggs vor seiner Verhaftung und Befragung gemacht hatte, musste das Verfahren eingestellt werden. Der Richter übte heftige Kritik an Polizei und Staatsanwaltschaft, weil sie den Fall überhaupt vor Gericht gebracht hatten. Quinn konnte sich daran genauso lebhaft erinnern wie an Maggs im Zeugenstand.
    Mit einem kalten Blick auf Doyle forderte der Richter eine Untersuchung.
    Der Gerichtssaal leerte sich, doch Quinn blieb, wo er war. Auch Frank Maguire rührte sich nicht von der Stelle. Seine Haut hatte einen aschgrauen Ton angenommen. Wie sehr ihn die Situation anwiderte, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Nur Doyle erhob sich. Er blieb einen Moment stehen, bis sein Mund sich nicht mehr ganz so trocken anfühlte. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und stolzierte hinaus.
    Phelan sammelte seine Unterlagen ein und warf dabei einen Blick zu Quinn hinüber. »Moss«, murmelte er, »was zum Teufel sollte denn das alles?« Er wandte sich an Maguire. »Und du, Frank, was hast du dir dabei gedacht, einen solchen Witz von einem Fall vor Gericht zu bringen? Ich gebe euch beiden einen guten Rat: An eurer Stelle würde ich dafür sorgen, dass Doyle in Pension geschickt wird, und zwar möglichst schnell. Habt ihr denn nicht gewusst, dass wir inzwischen in Europa leben, Jungs? Schon eine ganze Weile.«
    Draußen blieb Quinn stehen, weil Maggs gerade eine Erklärung an die Presse abgab. Er konnte die Liffey riechen, jenen besonderen Duft, der aus einer Brise Stadt und einer Brise Salz bestand, und vielleicht auch aus einer Brise

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