Seelenraub
dumme Ding hat versucht, mich mit einer halbaufgefressenen Ratte zu bestechen. Absolut erbärmlich.« Er seufzte. »Leider hat jemand dem Fünfer einen Tipp gegeben, und er ist verschwunden, ehe ich ihn finden konnte.«
»Warum sollte das jemand tun?«, fragte Riley verwirrt.
»Die Hölle hat ihre Informanten, genau wie der Himmel.«
»Ich bin also immer noch der Köder«, sagte sie bedrückt.
»Ich fürchte, ja.«
20. Kapitel
Normalerweise schlief Beck mindestens bis mittags, wenn er am Abend zuvor auf Beutefang gewesen war, aber jetzt musste er schon den zweiten Morgen in Folge früh aus den Federn kriechen. Zu früh, seiner Meinung nach. Jetzt stand er vor dem Rathaus von Atlanta und verbarg ein Gähnen mit dem Handrücken, was ihm einen irritierten Blick des Schotten eintrug. Der Verband auf der Stirn des Meisters war verschwunden und durch eine ordentliche Reihe transparenter Heftpflaster über der heilenden Wunde ersetzt worden. Er trug einen farbenprächtigen Kilt, was etwas merkwürdig aussah, aber vielleicht gab es eine Regel, was ein Meister bei einem Treffen mit den Jägern zu tragen hatte. Beck hatte sich für eine saubere Jeans und ein blaues Hemd entschieden, abgerundet mit seiner Lederjacke. Ohne seine Reisetasche fühlte er sich nackt, aber Stewart hatte darauf bestanden, dass er sie im Truck ließ.
Von ihrem Platz aus hatten sie einen ausgezeichneten Blick auf die Straße unter ihnen. Die Straße selbst war frei, aber auf den Gehwegen zu beiden Seiten drängten sich die Menschenmassen, die ganz begierig darauf waren, einen Blick auf die Jungs vom Vatikan zu erhaschen. Es erinnerte Beck an den Tag nach dem Angriff auf das Tabernakel. Ein paar Leute mit ihren Plakaten waren wieder da, und eine neue Gruppe behauptete beharrlich, dass Atlanta aufgrund der Schwulen und Ungläubigen dem Untergang geweiht sei. Ein weiteres Gähnen überkam ihn, und dieses Mal konnte er nicht wieder aufhören.
»Spät geworden letzte Nacht?«, fragte Stewart.
»Hab einen Pyro in der Nähe von der Lenox-Station gefangen, als er gerade Müllcontainer in Brand gesetzt hat.« Er hatte versucht, den Dämon zu überreden, ihm zu sagen, wo er diesen mörderischen Fünfer finden konnte. Vergeblich. Also hatte er das Ding zu Feuerwehr-Jack geschleppt und es verkauft. Zumindest dieser Teil des Abends war ein Erfolg gewesen.
Erneut nahm Beck die Plakate aufs Korn. »Ob Jack wohl weiß, dass die Stadt seinetwegen vor die Hunde geht?«
Der Meister deutete auf ein riesiges Schild mit fetten Buchstaben und blutroten Flammen am Rand. »Tötet jeden Dämon. Macht Amerika sicher für unsere Kinder.« Er schüttelte verzweifelt den Kopf.
»Was wäre, wenn wir tatsächlich alle Dämonen töten würden?«, fragte Beck. Er wusste, dass das unmöglich war, weil Luzifer einen endlosen Vorrat an Dämonen hatte. Trotzdem war es ein interessanter Gedanke.
»Ohne Dämonen geriete alles aus dem Gleichgewicht«, erwiderte der Meister ernst. »Ich erkläre dir, wie alles zusammenhängt, wenn du so weit bist, ein Meister zu werden.«
»Also noch ein Jahr«, antwortete Beck.
Mindestens
.
Stewart warf ihm einen Blick von der Seite zu. »Ich würde sagen, früher.«
Ehe Beck etwas darauf erwidern konnte, ertönten in der Ferne Sirenen. Beck wurde munter.
Stewart knurrte. »Das werden die Jäger sein. Sie lieben es, eine Show abzuziehen.«
»Und was passiert jetzt?«
»Vor den Kameras werden sie schön freundlich tun«, erwiderte der Meister. »Hinter den Kulissen wird es niederträchtig. Der Vatikan weiß schon, wie er seine Beziehungen spielen lassen kann. Liegt an der jahrhundertelangen Übung.«
»Klingt, als würdest du sie verdammt gut kennen.«
»Allerdings. Meine Familie fängt seit über achthundert Jahren Dämonen. Die Jäger sind der Grund dafür.«
Beck sah ihn verwirrt an. »Was?«
»Die Geschichte erzählt sich am besten bei einem Glas Whisky.« Stewart verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere. »Ich will, dass du ab jetzt bei jeder Gelegenheit mit Riley auf Beutefang gehst. Sosehr ich Meister Harper auch respektiere, seine Methoden gefallen mir nicht.«
»Der lässt mich doch nie mit ihr zusammenarbeiten.«
»Solange er sein Geld kriegt, wird er zufrieden sein.«
Beck bezweifelte das, beschloss jedoch, in diesem Punkt nicht zu widersprechen. Wenn sie zusammen Dämonen fingen, könnte er Pauls Tochter besser im Auge behalten. Und vielleicht verhindern, dass sie noch einmal verletzt wurde. »Yeah, die Idee
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