Seelenschacher
raten.«
»Aha. Genauer geht’s net?«
»Willst in Häfn?«
»Na, net wirklich.«
»Dann besser nichts mehr. Also, hast du seine Nummer?«
»Kurti hat ka Nummer, was ich waß.«
»Wo kann ich ihn treffen? So schnell wie möglich, am besten gleich.«
»Hm, im Café wahrscheinlich.«
»Gott sei Dank gibt’s da nur eins in Wien.«
»In dera Winden in der Schweglerstraßen, neben dem Schnitzelhaus und dem Computerladen. Dort, wo die Videothek is.«
»Hm.«
»Waßt wöches i man?«
»Sicher, bloß dort war ich noch nie. Bist du sicher, dass er dort ist?«
»Von um acht bis uma zwölfe, ganz sicher.«
»Danke Mike.«
»Schon guat.«
Ich stand auf und ging zu einem der Büsche und würgte. Lange kam nichts, dann Galle. Kein Hochgenuss. Außerdem ist Würgen mit einer verstauchten Wirbelsäule, die bei jedem Atemzug schmerzt, eine echte Qual. Bis jetzt hatte ich nicht geglaubt, dass man von Schmerzen ohnmächtig werden kann. Aber langsam konnte ich mir das echt vorstellen. Und wünschen tät ichs mir auch. Ich wischte mir die Galle aus den Mundwinkeln, spuckte ein wenig und machte mich dann auf den Weg.
In der Josefstädterstraße fand ich einen Blumenladen. Der war zwar noch nicht offen, doch drinnen wurde schon geputzt und dekoriert. Ich klopfte so lange penetrant an die Tür, bis mir geöffnet wurde. Bemerkenswert. Die Frau, die mir ins Gesicht schaute, war gar nicht gut gelaunt. Ich lächelte sie trotzdem an, als ob sie ein Christbaum wäre und ich ein zehnjähriges Kind. Außerdem versuchte ich, ihr meinen Atem nicht direkt ins Gesicht zu blasen.
»Was ist denn los? Sehen Sie nicht, dass wir noch geschlossen haben?«
»Es tut mir leid. Ein Notfall sozusagen.«
»Wir sind eine Schnittblumenhandlung und kein Krankenhaus.«
»So war das nicht gemeint, es geht um eine Frau.«
»Liebe erst um neun, wenn Sie lesen können.« Sie wies auf das Schild mit den gut sichtbaren Öffnungszeiten.
»Ich muss mich unbedingt bei ihr bedanken, je früher, desto besser.«
Mittlerweile waren noch zwei Angestellte hinter die Frau getreten. Beide deutlich jünger. Eine vermutlich Lehrling.
Alle drei schauten mich an. Die Chefin streng, die beiden anderen neugierig.
»Kaufen Sie Ihrer Dulcinea die Blumen doch an einer U-Bahn-Haltestelle. Billiger sins dort auch.«
»Ich brauche wirklich einen schönen Strauß. Mit allem Drum und Dran.«
»Viele Frauen bevorzugen Geldgeschenke.«
»Nein, diese Dame nicht. Außerdem hat sie mir sehr geholfen und ich will mich bedanken.«
Die Ältere der beiden Angestellten, Mitte 40 etwa, stieß ihrer Chefin heimlich in die Rippen.
»Na gut. Kommans herein. Aber schnell. Die Leut müssn S net sehng. Sonst wolln des alle!« Nicht auszudenken, sie würde dann vielleicht sogar ein gutes Geschäft machen. Katastrophe.
Hinter mir wurde die Tür geschlossen. Drinnen roch es nach Wasser und Blumen.
»Was solls denn sein?« Die drei Frauen umringten mich.
»Die Dame ist Ende 40, sehr elegant und geschmackvoll.«
»Die Mutter Ihrer Freundin? Schwiegermama?«
»Nein, meine Chefin.«
Die zwei Jüngeren pfiffen unisono durch die Zähne, was der Chefin sehr missfiel.
»Werden wir schon was finden für die gnädige Frau.« Die Chefin verschwand durch eine Tür nach hinten. Die Ältere der beiden Angestellten begann, irgendwelche Blumen, Blätter und Ähnliches aus den Vasen zu nehmen. Sie tat es sehr exakt und mit Sorgfalt, obwohl ich kein System erkennen konnte. Sie schien genau zu wissen, was sie tat.
»Die Chefin tut nur so, eigentlich is sie ganz a Nette. Seit der Fischer bei uns einkauft …«, der Lehrling hielt die Nase hoch in die Luft. »Sind Sie verliebt in Ihre Chefin?« Sie wurde bei der Frage sogar ein bisschen rot. An den Rändern der Ohren zumindest. Die Blumenpflückerin hinten hatte ihre Ohren verdreht wie ein Luchs.
»Hm.« Schlagartig wurde mir bewusst, dass die Kleine gar nicht so weit daneben lag.
»Nein, ich will mich nur bei ihr bedanken«, wiederholte ich stur.
Die beiden Frauen warfen sich einen Blick zu. Der sprach wirklich tausend Worte.
Schließlich kam die Chefin zurück, mit irgendeinem Katalog und zeigte der anderen was. Dann flüsterten beide, und zwei Minuten später stand ein wunderschöner Strauß in Blau, Weiß, Silber und Grün vor mir. Fast mehr ein Garten als ein Strauß.
»Sollen wir vielleicht noch eine Rote dazustecken? Für alle Fälle?«
Sogar ich weiß, dass rote Rosen eindeutig sind.
»Nein danke, so ists sehr schön.«
»Wolln Sie
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