Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
versuche die
alle schon seit Jahren dazu zu bringen, mich „Master of
Disaster“ oder wenigstens „Superhero“ zu nennen.“
„ Master of
Disaster?“, fragte Melica, nachdem sie sich vom ersten Schock
erholt hatte. „Heißt so nicht ein Computerspiel?“
„ Was?“ Tizian
starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. „Die haben meinen
Namen geklaut! Das können die doch nicht machen!“
„ Verklag‘ die
doch. Vielleicht nennen die das Spiel dann um“, schlug Melica
vor und verdrehte die Augen.
Ein reich bedeckter Teller
schob sich mit einem Mal in ihr Sichtfeld. Melicas Blick flog nach
links. Isak saß neben ihr und lächelte ihr freundlich zu.
„Ich dachte, du hast vielleicht Hunger“, flüsterte
er und deutete erklärend auf die Essensausgabe in der Ecke.
Eine Welle der Dankbarkeit
schwappte durch Melicas Körper. Sie nickte, mit einem Mal viel
besser gelaunt als noch vor wenigen Sekunden. Während sie sich
stürmisch über ihr Frühstück hermachte, verfolgte
sie mit einem Ohr die Unterhaltung an ihrem Tisch.
„ Und du bist dir
sicher, dass ich die nicht verklagen kann?“, fragte Tizian
gerade verdrießlich.
„ Du hast kein Patent
dafür angemeldet“, erklärte Jaromir und lächelte
nervös. „Du kannst also auch nicht beweisen, dass du dir
den Namen ausgedacht hast.“
Tizians Miene verfinsterte
sich. „Menschen haben bescheuerte Gesetze.“
„ Sie sind besser als
die unsrigen“, warf Isak ein. „Die Gesetze der Menschen
lassen sich wenigstens noch logisch erklären.“
„ Sie sind trotzdem
bescheuert“, erklärte Tizian, bevor sich sein Gesicht mit
einem Mal wieder aufhellte. „Was ist, wenn ich diese Leute von
der Computerspielfirma einfach ausschalte?“
„ Was würde dir
das bringen?“, fragte Jaromir zögerlich. „Du würdest
immer noch genauso heißen wie dieses Spiel.“
„ Und was, wenn ich
die Firma aufkaufen würde? Dann hätte ich doch bestimmt die
Möglichkeit, dem Spiel einen anderen Namen zu geben.“
Melica hielt inne und warf
Tizian einen verständnislosen Blick zu. „Und das alles
nur, um an diesen wirklich selten dummen Namen zu kommen? Ist das
nicht ein bisschen unnötig?“
„“ Master of
Disaster“ ist kein bisschen dumm!“, protestierte Tizian
empört. „Er ist charmant und witzig!“
Isak fing Melicas Blick
auf und begann zu grinsen. „Natürlich, Tizian. Der Name
ist großartig“, sagte er freundlich. Dann wurde seine
Miene schlagartig ernst. „Doch so wichtig dieses Thema auch
sein mag – wir haben jetzt keine Zeit dafür. Diana und
Damian sind kurz davor, Luzius aus der Hölle zu befreien. Der
Krieg steht buchstäblich vor der Tür. Melica muss
ausgebildet werden. Sie muss lernen, wie sie dort draußen
überleben kann, sollte es wirklich zum Unvermeidlichen kommen.“
Er seufzte leise. „Ich glaube nicht, dass wir die anderen
beiden Auserwählten noch rechtzeitig finden. Wir werden wohl
oder übel ohne sie in den Kampf ziehen müssen.“
Entsetztes Schweigen
folgte auf seine Worte. Tizian fasste sich als Erster wieder: „Isak!
Das ist vollkommen unmöglich! Die Prophezeiung sagt, dass -“
„ Dann wird die
Prophezeiung wohl falsch sein müssen“, unterbrach Isak ihn
leise. „Es wäre krank, sich noch länger vor der
Wahrheit zu verstecken. Es wird Zeit, dass wir ihr ins Auge sehen.
Während die Sarcones immer stärker werden und nicht mehr
lange dafür brauchen, um das Ritual durchzuführen, suchen
wir verzweifelt nach Dämonen, die sie aufhalten könnten,
anstatt es einfach selbst zu versuchen.“
„ Aber das wäre
fatal! Ohne die Hilfe der anderen Auserwählten haben wir keine
Chance!“, warf Tizian ein.
Isak lächelte
niedergeschlagen. „Vielleicht soll es so sein. Vielleicht ist
es unsere Bestimmung, zu sterben. Doch die Angst vor dem Tod wird
mich nicht davon abhalten, zu kämpfen. Selbst wenn ich dabei
mein Leben verliere – ich werde nicht den Fehler begehen, nicht
einmal zu versuchen, Diana aufzuhalten. Nicht noch einmal.“
Fragend blickte ihn Melica
an, doch Isak schüttelte den Kopf. „Das tut nichts zur
Sache. Wichtig ist nur, dass ich nicht kampflos aufgeben werde. Ich
wurde nichts umsonst auserwählt.“
Melica musterte ihn
schweigend, die Stirn nachdenklich gerunzelt. Dann seufzte sie leise:
„Ich verstehe von diesem Krieg wahrscheinlich nicht einmal die
Hälfte und vielleicht liege ich falsch, aber… ich denke,
dass dein Tod das Schrecklichste wäre, was den Schattenkriegern
passieren könnte. Aber
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