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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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ihrem schlimmsten Alptraum erwacht. Nur ihr Grauen über ihre Entdeckung hielt sie davon ab, der Frau zu erklären, dass sie sich nicht schlafend gestellt hatte.
    „Es nützt auch nichts, wenn du mich ansiehst wie ein verwundetes Reh“, bemerkte die Frau. „Wer so dumm ist, nichts zu essen, muss auch mit den Folgen zurechtkommen.“
    Nur langsam löste Melica ihren Blick von einer der vielen Spritzen, die auf der Kommode neben ihrem Bett lagen und richtete ihn auf die Frau. Erst jetzt fiel ihr auf, dass diese einen dieser merkwürdigen altmodischen Kittel trug, mit denen die Krankenschwestern in alten Hollywoodstreifen immer herumgerannt waren. „Ich…ich wusste ja nicht, dass…“
    „Dass du essen musst? Verkauf mich nicht für dumm! Du musst wissen, dass selbst wir Dämonen sterben, wenn wir nichts zu uns nehmen.“
    „Aber ich bin doch gar kein Dämon!“
    „Unsinn! Red‘ dir das bloß nicht ein! In dir steckt genug Dämon, um hin und wieder eine Seele zu brauchen. Du hast Glück gehabt, dass dich Isak und die Zwillinge so schnell hierhergebracht haben. Es fehlte nicht viel und du wärest tot gewesen.“
    Melica reagierte auf diese Worte nur mit einem Achselzucken. Sie war in letzter Zeit so oft fast gestorben – sie hatte keinen Grund, sich deshalb schuldig zu fühlen. Ein ganz anderer Teil der Worte ließ sie jedoch stocken. „Hierher? Wo genau ist denn hier?“
    Die Frau blickte sie vorwurfsvoll an. „Wo sollen wir denn schon sein? Du bist im Antrum, Kind!“
    Melica sah in dem Moment genauso intelligent aus wie sie sich fühlte.
    Entrüstung mischte sich in den Blick der Krankenschwester. „Das Antrum! Du musst doch das Antrum kennen! Das Antrum!“
    „Nein. Und es nützt auch nichts, wenn Sie das noch einmal sagen!“, erwiderte Melica leise.
    Die Frau stemmte ärgerlich ihre Hände in die breiten Hüften. „Was haben dir die Kinder eigentlich erzählt?“ Sie schenkte Melica ein spitzes Lächeln. „Hast du noch Hunger, Kind?“
    „Ja. Aber nicht mehr so stark wie vor ein paar…“ Sie brach ab, weil sie nicht wusste, wie lange sie schon hier war.
    „Die Jungs haben dich vor elf Stunden hierher gebracht“, erklärte die Frau. „Dass dein Hunger größtenteils verschwunden ist, ist kein Wunder. Wir implizieren dir schon seit Stunden Sondennahrung.“
    Melica runzelte die Stirn und ließ ihre Hand langsam zu ihrer Nase wandern. Sie hatte die ganze Zeit irgendein Kratzen gespürt. Sie keuchte panisch auf, als sie an etwas Hartes stieß. Ein gigantischer Schlauch steckte tief in ihrer Haut und endete links neben ihr in der weiß gestrichenen Wand. Farblose Flüssigkeit strömte hindurch. „Ich habe einen Schlauch in der Nase“, hauchte sie entsetzt.
    „So etwas haben transnasale Magensonden nun einmal an sich“, sagte die Frau trocken. „Sag mal Kind – heulst du?“
    „Ich hasse Krankenhäuser“, schniefte Melica. „Ich…Alle tun mir immer weh. Warum müssen mir immer alle wehtun? Ich hab doch nichts Falsches gemacht! Ich bin doch ein gutes Mädchen gewesen! Aber trotzdem müssen mir immer alle wehtun. Ist es, weil ich so klein bin? Da kann ich doch auch nichts für! Ich wollte immer groß sein. Ich hab Fruchtzwerge gegessen, den ganzen Tag. Immer eigentlich. Und ich bin trotzdem nicht gewachsen! Warum eigentlich? Warum hat mich keiner lieb? Sogar die Fruchtzwerge haben mich gehasst!“
    Melica unterdrückte ein triumphierendes Grinsen, als sie die Frau nach ihrem Gesicht greifen sah. Eine Sekunde später war der Schlauch von ihrer Nase verschwunden. Und Melica verstummte augenblicklich. Viel mehr Unsinn wäre ihr wahrscheinlich auch nicht eingefallen.
    Die Frau blickte vorwurfsvoll auf sie herab. „Dass ihr Kinder es auch immer schafft, mich auszutricksen.“ Kopfschüttelnd wuselte sie davon und verschwand hinter einem weißen Vorhang. Melica hörte Gläser gegeneinanderschlagen. Sie stöhnte verzweifelt auf. Wo war sie hier nur gelandet? Antrum – das Wort hatte sie noch nie gehört.
    Die mollige Frau kehrte zurück, in ihrer Hand hielt sie eine kleine, schwarze Phiole.
    Melica erbleichte. „Ich will das nicht!“, protestierte sie beinahe hysterisch.
    „Stell‘ dich nicht so an!“, wies die Frau sie zurecht und streckte ihr auffordernd die Phiole entgegen.
    Melica schüttelte hektisch mit dem Kopf, sodass ihre hellblonden Haare wild hin und herflogen.
    „Du brauchst gar nicht versuchen, dich zu weigern. Wir lassen dich nicht einfach sterben. Entweder du übernimmst

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