Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
verschwinde.“
„Verschwinde? Isak, ich bitte dich! Spricht man so mit einem Freund?“
„Wir sind keine Freunde.“
„Da liegst du ganz richtig.“ Ein Lachen schien in der Stimme mitzuschwingen. Den Bruchteil einer Sekunde später stand er vor ihr.
Und Melicas Hals wurde staubtrocken. Der Dämon war blass, so blass, dass er wahrscheinlich krank wirken würde, wäre er ein Mensch. Seine halblangen, schwarzen Haare schimmerten leicht bläulich und hingen ihm ungeordnet ins Gesicht. Melica jedoch achtete nicht sonderlich darauf. Seine Augen waren es, die sie völlig in Beschlag nahmen und erstarren ließen. Sie waren kalt. Absolut schwarz und gefühllos schienen sie sich direkt in Melica hineinzubohren.
Zanes Blick ruhte nur auf ihr, die anderen sah er nicht einmal an. „Ihr könnt unbesorgt sein. Ich habe nicht vor, euch zur Last zu fallen. Ich bin nur hier, um Melica kennenzulernen. Schließlich trifft man nicht alle Jahre auf ein Wesen wie sie.“
Melicas Kopf war wie leergefegt. Sie brachte kein Wort hervor.
„Was für ein Wesen meinst du?“, fragte Isak argwöhnisch.
Ein höhnisches Grinsen legte sich auf Zanes Lippen und erinnerte auf bizarre Art und Weise an das Zähnefletschen eines Wolfes. „Es überrascht mich nicht, dass ihr noch nicht herausgefunden habt, mit was genau ihr es hier zu tun habt.“ Er blickte sie noch immer unverwandt an. „Der Dämon, der dich verwandelt hat, muss unvorstellbar genial sein. Eine gebürtige Hexe für die Verwandlung auszuwählen…“
Einen Augenblick später war er verschwunden.
„Fuck!“, fluchte Tizian sofort. „Was sollte das denn jetzt?“
Melica schlang verzweifelt die Arme um sich. Sie fröstelte. „Ist er weg?“
„Ich denke schon“, flüsterte Isak. „Er hat keinen Grund, länger zu bleiben. Schließlich hat er sein Ziel erreicht. Nun wissen wir, dass wir ihn nicht unterschätzen dürfen.“
„Gott“, hauchte Melica. Sie hatte Tizians und Jonathans Worte über diesen Krieg nie wirklich ernst genommen. Doch jetzt, wo sie wusste, was für Wesen gegen sie kämpfen würden…sie hatte eine schreckliche Angst. Und mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie sich geirrt hatte, als sie glaubte, sie könne sich aus diesem Krieg heraushalten. Es betraf sie genauso wie die anderen. Die Menschen würden alle sterben, sollten sie es nicht schaffen, die anderen…diese Sarcones aufzuhalten. Entschlossenheit legte sich auf Melicas Züge. „Ich werde euch helfen. Ich…wir müssen einfach verhindern, dass die Bösen die Macht an sich reißen.“
Jonathan nickte ernst. Isak schenkte ihr ein Lächeln. Und Tizian begann, ihr mit einem absolut schiefen Grinsen im Gesicht, die Wange zu tätscheln. „Wir müssen also noch nicht einmal heiraten, um zu einer Familie zu gehören.“ Sein Grinsen wurde noch breiter, als die Hand, die an ihrem Gesicht herumdrückte, in Flammen aufging. „Willkommen bei den Schattenkriegern, Kleine. Und jetzt mach dieses bescheuerte Feuer aus!“
Das Feuer erstarb sofort und Melica lächelte leicht. Eine Familie. Schien, als hätte sie beinahe so etwas gefunden.
~*~
„Ich denke, wir können davon ausgehen, dass Zane die Wahrheit gesagt hat“, eröffnete Isak einige Minuten später. Die vier saßen im Kreis um das prasselnde Lagerfeuer herum. Doch obwohl die lodernden Flammen knisterten und lachten, verstand Melica jedes Wort problemlos.
„Ich bin also eine Mischung aus Dämon und Hexe?“, fragte sie. „Ist so etwas denn normal?“
„Nein. Wie Tizian bereits sagte, sind Hexen so gut wie ausgestorben. Und selbst wenn Hexen in Scharen unter uns leben würden – sie haben uns Dämonen noch nie gemocht“, antwortete Jonathan. „Ich glaube nicht, dass jemals irgendjemand auf die Idee gekommen ist, eine Hexe zu verwandeln. Ich wette, du bist die erste, die aus beidem besteht: der Hexe und der Dämonin.“
Hätte dies jemand Melica vor einem Jahr erzählt: sie hätte ihn ausgelacht. Nun jedoch zweifelte sie keine Sekunde an seinen Worten. „Wie wird man eine Hexe? Ich meine: meine Verwandlung zum Dämon habe ich ja ziemlich deutlich mitbekommen. Aber wann bin ich zur Hexe geworden?“
Niemand antwortete. Erst, als Melica langsam eine Augenbraue in die Höhe zog, begann Jonathan zu sprechen: „Ich kann es dir nicht mit absoluter Bestimmtheit sagen. Ich meine aber, irgendwo einmal einen Artikel zu diesem Thema gelesen zu haben. Wenn ich mich recht erinnere, ist es so, dass Hexen nicht verwandelt werden müssen.
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