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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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diese Seele hier freiwillig oder ich hole Isak. Der kennt Mittel und Wege, dir die Seele einzuflößen. Auch gegen deinen Willen.“
    „Aber Isak ist mein Onkel. Er würde mir dieses Zeugs niemals einflößen, wenn ich es nicht möchte.“
    „Man merkt, dass ihr verwandt seid. Er musste auch sekündlich darauf herumreiten. Aber du liegst falsch. Gerade weil er dein Onkel ist, würde er dich niemals sterben lassen.“
    Die Frau griff nach ihrer Hand und drückte ihr die Phiole nachdrücklich hinein. „Übernimm sie doch einfach. Dem Menschen dort drin kann es egal sein. Der ist ohnehin schon tot.“
    Fantastisch! Genau das hatte sie hören wollen. Ein Seufzen entfloh Melicas Lippen. Dann öffnete sie das Fläschchen und setzte es langsam unter ihre Nase. Sie seufzte erneut, zögerte.
    „Ich kann auch Jonathan um Hilfe fragen“, bot die Frau an.
    Und Melica sog gierig die Luft ein.
     

~*~
     
    Es regnete leicht. Der Mond hatte sich verkrochen und die schwache künstliche Straßenbeleuchtung schenkte dem grauen Himmel ein schmutziges Orange. Die niedrighängenden Wolken verstärkten die deprimierende Atmosphäre. Die Luft war schwer und feucht und drang in jede Spalte, eroberte jede Ritze und war sie noch so klein.
    Die große Straße war übersät mit Müll. Prallgefüllte Plastiksäcke soweit das Auge reichte, zum Teil zerrissen und durchlöchert. Ihr Inhalt lag überall auf dem dunklen Asphalt verstreut, alte Pizzakartons, vergilbte Zeitungen und verrottetes Gemüse sammelten sich im veralteten Rinnstein.
    Eine einsame Windböe zog sich über die Straße und ließ eine leere Wodkaflasche über den Asphalt klappern.
    Ohne auf den scharfen Geruch zu achten, suchte sich Melica ihren Weg durch die Trümmer fremder Leben, blickte nicht nach links und rechts, ging weiter, unbeirrt und mit kräftigen Bewegungen.
    Diese Frau hatte sie verspottet! Dieses winzige, braunhaarige Etwas hatte es wirklich gewagt, sie zu verspotten!
    „Wenn du auch nur ein Wort hiervon verrätst, dann komme ich und töte dich.“ Sie hatte ihre Stimme noch immer im Ohr. Sie hasste sie, hasste sie abgrundtief. Doch dieser Mann, dieser arrogante Schnösel – er war es, den sie wirklich tot sehen wollte. Jonathans Bild blitzte vor ihren Augen auf und es war, als würde ein Schalter in ihrem Kopf umgeklappt werden. Hass floss durch ihren Körper und versengte sie. Scham stach ihr wie ein Messer in die Brust. Wut brachte ihren Kopf zum Pulsieren. Und überall in ihr war der Wunsch nach Rache. Sie wollte ihn demütigen. Sie wollte, dass er litt. Sie würde ihn suchen. Und dann würde sie ihre Kumpel anrufen. Zusammen würden sie ihm jeden Knochen einzeln aus dem Körper reißen. Blut würde fließen, warm und dick. Es würde über ihre wulstigen Finger strömen.
    Melica spürte, wie sich ein erwartungsvolles Lächeln auf ihre Lippen schleichen wollte. Sie schaffte es nicht, es niederzukämpfen.
    Und so ging sie weiter, gefangen im Körper eines Mannes, gefangen von seinen Gedanken und erfüllt von seinen Gefühlen.
    Vielleicht hatte sie ja Glück und diese winzige Frau war auch da. Sie sah sich selbst in ihren Gedanken, doch sie erkannte sich nicht. Der Hass in ihr schien noch größer zu werden. Er tobte, schrie und fauchte und machte sie wahnsinnig. Auch an der jungen Frau würde sie sich rächen. Ihr Lächeln bekam etwas Verschlagenes. Es gab so viele Möglichkeiten, eine Frau zu foltern, doch nur eine hatte die Macht, sie völlig zu zerstören. Melica freute sich darauf, brannte danach.
    „Hey!“ Ein leises Zischen traf auf ihre Ohren. Sie drehte sich nicht um. Sie hatte die große Straße schon lange verlassen. Kleinere, menschenleere Gassen warteten nun auf sie. Nur noch wenige Meter trennten sie von ihrer Wohnung.
    „Feigling!“
    Verärgert schoss sie herum. Dort, an der kahlen Häuserwand lag ein unförmiger Haufen aus Stoff, Pappe und Müll. Er bewegte sich etwas, ein Kopf wurde sichtbar, verdeckt von einer riesigen, zerrissenen Kapuze.
    Melica hatte für die zerlumpte Gestalt nur einen verächtlichen Blick übrig. Wie gerne hätte sie ihren Frust an ihm ausgelassen. Doch diese Obdachlosen waren es nicht wert, solche Beachtung zu bekommen. Sie wollte sie nicht anfassen, nicht berühren. Diese Penner gaben ihr echt den Rest. Sie wünschte sich, jemand würde sie ausschalten, der Reihe nach, einer nach dem anderen. Heute war jedoch nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

Sie drehte sich zurück und schritt weiter.
    „‘ey! Du

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