Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
Vom Netzwerk:
aufrichteten.
    »Du meinst Matteo? Ist er nicht süß?«, schwärmte sie. Offenbar hinterließ dieser Mann ein ganz anderes Gefühl bei Amy als bei mir. Nachdenklich setzte ich mich auf mein Bett und sah sie an.
    »Kennst du ihn schon länger?«
    »Nein, er hat mich heute Abend angesprochen, kaum dass Sandy und ich den Club betraten. Er meinte, ich wäre ihm sofort aufgefallen.« Die Begeisterung für diesen Typ stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben.
    »Du musst vorsichtiger sein. Du kennst ihn überhaupt nicht«, warnte ich sie.
    »Jetzt sei doch nicht so eine Spielverderberin. Ich bin ja schließlich nicht gleich mit ihm ins Bett gesprungen. Und außerdem geht dich das gar nichts an!« Trotzig legte sie sich wieder in ihr Kissen. Ich sagte nichts mehr dazu und hoffte, dass es zu mehr auch niemals kommen würde.
    »Versprich mir, dass du nicht mehr nach Queens gehst«, forderte ich von ihr. Das war das Mindeste, was ich von ihr verlangen konnte.
    Sie verdrehte ihre Augen. »Mach dir doch keine Sorgen, Jade. Ich denke, ich kann schon ganz gut auf mich selbst aufpassen.«
    Da war sie allerdings allein mit ihrer Meinung. Wann wäre sie heute Nacht nach Hause gekommen? Was hätte dieser Typ mit ihr gemacht? Nein, sie war überhaupt nicht in der Lage, auf sich aufzupassen und schon gar nicht, wenn sie mit Sandy unterwegs war.
    »Versprich es mir einfach.«
    Sie überlegte kurz. »Na gut, … Queens ist ab sofort passé. Aber ich will diese Möglichkeit nutzen, die wir jetzt haben. Wir sind zu jung, um hier zu versauern. Ich will mich mit Jungs treffen und tanzen ...«
    Ja, das war Amy. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als ein Partyleben und Freiheit.
    »Lass uns morgen weiter reden«, gab ich nach und gähnte laut. Ich legte mich in mein Kissen und kurze Zeit später war es still.
     
    Lange fand ich nicht in den Schlaf, daher tat ich es meiner Schwester nach und schlief an diesem Sonntagmorgen aus. Onkel Finley und Alegra wurden erst um 14 Uhr erwartet, so hatte ich noch genug Zeit, mit Mr. Chang zu trainieren. Gegen elf zog ich meine Sportsachen an und machte mich auf den Weg zum C.O.B. Es versprach ein heißer Sommertag zu werden, der Wind blies mild und auf dem See zogen die Schwäne ihre Bahnen.
    Etwas schien mit ihnen nicht in Ordnung zu sein. Zuerst hatte ich das wilde Geflatter für eine Art Spiel der Schwäne gehalten. Doch die Laute, die sie von sich gaben, deutete ich eher als Schreie. Hatten sie Angst? Ich blieb stehen und beobachtete sie eine Weile. Doch ich konnte nicht genau erkennen, womit sie ein Problem hatten. Ihr Geschrei wurde schließlich lauter und panisch peitschten ihre Flügel auf der Wasseroberfläche. Sie verloren durch das wilde Schlagen Federn, die wie durch ein aufgeschütteltes Kissen in der Luft langsam auf die Wasseroberfläche herabsegelten. Vorsichtig und leise lief ich in ihre Nähe. Was verstörte die Schwäne so? War dort etwas im Wasser? Ich konnte zumindest nichts erkennen. Ich sah mich weiter um. Dann bemerkte ich etwas. Auf einem Baum, der in unmittelbarer Nähe des Sees stand, konnte ich in der Baumkrone einen Vogel ausmachen. Es war eine Krähe. Ihre Federn waren völlig schwarz, nur in ihrem Gesicht hatte sie kobaltblaue Flecken. Sie hatte einen langen, geraden, spitz zulaufenden Schnabel. Der Vogel war ungewöhnlich groß. War das der Grund, warum die Schwäne so verrückt spielten? Die Krähe entfaltete ihre Flügel und es sah so aus, als würde sie sich gleich auf die Schwäne stürzen. Waren Krähen Fleischfresser? Hatte diese Krähe es auf unsere Schwäne abgesehen? Entschlossen, sie zu verscheuchen, ging ich ein paar Schritte auf den Baum zu und fuchtelte wild mit meinen Armen, in der Hoffnung, dass ich sie damit vertreiben konnte.
    Der Vogel war davon kaum beeindruckt. Er saß still auf dem Ast und sah mich an. Merkwürdig! Die Schwäne wurden wieder ruhiger. Ich hatte ein komisches Gefühl, während die Krähe so still in der Baumkrone saß. Irgendwie spürte ich ihren Blick. Ich hatte keine Angst, dennoch schlich eine Kälte in mich, die mir fremd war. Dann plötzlich breitete sie ihre Flügel aus und flog im Sturzflug direkt auf die aufkreischenden Schwäne zu. Kurz bevor sie einen der Schwäne erreichte, erhob sie sich wieder in die Luft und verschwand laut krähend. Erschrocken sah ich ihr nach, bis ich sie nicht mehr sehen konnte. So etwas hatte ich noch nie erlebt. War das normal?
    Es herrschte wieder Frieden auf dem Wasser, und als ich sicher war,

Weitere Kostenlose Bücher