Seelensturm
genauso freuen!«, rief ich begeistert und sprang sofort vom Sofa auf. Im Augenwinkel sah ich noch, wie Alegra ihr Gesicht verzog, dennoch ignorierte ich sie einfach. Ich freute mich wirklich, endlich mal wieder mit Onkel Finley auszugehen. Außerdem konnte ich mir schon denken, in welches Restaurant er uns ausführen wollte.
Ich rannte die Treppen hinauf in unseren Wohnbereich und zog ein fröhliches Gelb hinter mir her. Neugierig, was Amy für wichtige Hausaufgaben zu erledigen hatte, betrat ich unser Wohnzimmer. Es wunderte mich nicht, dass sie auf unserem Sofa saß und fern sah. So sahen also Hausaufgaben aus! Als sie mich hörte, bemerkte sie natürlich meine Fröhlichkeit herausströmen und sah mich fragend an. Ich setzte mich zu ihr.
»Stell dir vor, Onkel Finley will mit uns heute Abend ausgehen«, erzählte ich ihr aufgeregt, während sie sich wieder dem Fernseher zuwandte.
»Schön, wird auch Zeit, dass wir wieder etwas gemeinsam unternehmen«, erwiderte sie nicht gerade überschwänglich vor Freude.
»Was ist los? Freust du dich gar nicht?«
»Doch, natürlich!«, meinte sie und sah wieder zum Fernseher, »Hast du schon mitbekommen? Man hat in New York die Leiche von einem jungen Mädchen gefunden. Das Mädchen war in unserem Alter und stell dir vor, sie war auch in dem Club, in dem wir gestern waren.« Aufmerksam hörte ich dem Nachrichtensprecher zu, wie er vom Mord an dem jungen Mädchens berichtete. Ein kleines Video von den trauernden Eltern wurde eingeblendet, deren einziges Kind das Mädchen gewesen war. Die Eltern weinten bitterlich. Sofort wich meine Fröhlichkeit und trauriges Grau stieg aus mir. Ich wusste, Amy empfand genauso, jedoch war ihr Vorteil, dass sie das Ausströmen abstellen konnte. Ein Journalist stand vor der Kamera, hatte ein Mikrofon in seiner Hand und berichtete von diesem schrecklichen Mord. »Die Polizei hat noch keinen konkreten Hinweis. Die Arme wurde enthauptet. Stell dir das mal vor! Das ist so eklig!« Amy verzog angewidert das Gesicht und schüttelte sich. Wer tat so etwas Grausames? Ein Foto des Mädchens wurde eingeblendet. Sie war hübsch und noch so jung gewesen. Wie schrecklich!
»Hoffentlich finden sie dieses Schwein bald«, murmelte ich gedankenverloren. Amy schaltete den Fernseher aus und sah mich an.
»Und? Hat Onkel Finley was bemerkt oder was gesagt?«
Ich war noch völlig gefangen von dem Bericht und verstand erst nicht, was sie genau meinte. »Wieso? Was soll er denn sagen?«
»Du weißt schon, was ich meine, wegen gestern Nacht!«, erklärte sie mir ungeduldig.
Ich schob das Bild des jungen Mädchens aus meinem Gedächtnis und war sofort wieder bei unseren Problemen. »Amy, ich möchte, dass du dieses Schlupfloch, das du entdeckt hast, nicht ausnutzt. Du wirst dich nicht noch einmal abends davonschleichen und schon gar nicht die halbe Nacht in Clubs verbringen. Außerdem sind wir Schwestern und wenigstens eine von uns sollte wissen, wo die andere ist. Verstehst du, was ich meine?«
Sie verdrehte genervt ihre Augen, aber das war mir egal. Ich musste zu ihrer eigenen Sicherheit erreichen, dass sie sich an unsere Abmachung hielt. »Jetzt tust du es schon wieder!«, fuhr sie mich an und richtete sich auf.
»Was denn?«, entgegnete ich ihr im gleichen genervten Ton.
»Na, du bevormundest mich! Du sagst mir, was ich zu tun und zu lassen habe!« Sie hatte recht, trotzdem musste jemand darauf achten, dass sie die Grenzen und Regeln einhält und da dies nicht gerade Onkel Finleys Stärke war, tat ich es.
»Was hast du gedacht? Dass ich stillschweigend zusehen würde, wie du dich ständig davon schleichst und ich keine Ahnung habe, wo du bist? Nein, das ist viel zu gefährlich. Also entweder wir haben einen Deal, oder ich werde es den Gorillas sagen«, erpresste ich sie. Es war die einzige Möglichkeit für mich, zu erreichen, dass sie es nicht übertrieb. Immerhin schien sie zu überlegen. Natürlich würde sie sich darauf einlassen, denn ich wusste, ihre neu gewonnene Freiheit wollte sie nicht aufgeben.
»Aber gegen eine Party in Bayville wirst du nichts sagen, in Ordnung?«
Im Grunde hatte ich nichts gegen eine Party. Und wenn die auch noch in Bayville stattfinden würde, wäre der Kreis auch schon mal kleiner. Einmal könnte ich ein Auge zu machen und einfach so tun, als würde ich von nichts wissen. Meiner Schwester sollte ich diesen Wunsch erfüllen, solange der Alarm nicht ausgelöst wurde und es einen geheimen Ausgang für sie gab.
»Gut, aber
Weitere Kostenlose Bücher