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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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erstes Hindernis, das er aus dem Weg räumen musste, um an meine Schwester heranzukommen?
    »Hast du Angst?«, wollte er wissen.
    Angst? Merkwürdigerweise hatte ich keine Angst. Jedenfalls nicht vor ihm. Ich fragte mich, wieso? Mein Körper sendete mir eindeutige Signale, dass ich in Gefahr war, aber Angst war nicht das Gefühl, das mir im Nacken lag.
    »Nein! Hast du denn Angst?«, gab ich seine Frage zurück.
    Weiße Zähne sah ich in der Dunkelheit aufleuchten. Damit hatte ich ihn zum Lächeln gebracht. Ich schien ihn zu amüsieren. Na toll! Eine Antwort gab er mir jedoch nicht.
    »Wo ist dein Vogel?«, wollte ich wissen.
    »Dort wo er immer ist. Ganz in deiner Nähe!«
    »Dann hat er dir gesagt, dass ich hier bin?«, fragte ich.
    »Natürlich!«
    Ich trat von einem Bein aufs andere. Was bezweckte er mit seinen Fragen? Wollte er mich hinhalten, oder in eine Falle tappen lassen? Vielleicht sollte ich versuchen, soviel wie möglich über ihn herauszubekommen. Ein paar Informationen wären nur fair. Schließlich war er mit seiner Krähe im Vorteil.
    »Wie heißt du?« Ich glaubte zwar nicht daran, dass er mir seinen Namen verraten würde, doch ein Versuch konnte nicht schaden.
    »Warum willst du das wissen?«
    »Wenn ich schon getötet werden soll, will ich wenigstens wissen, von wem!« Wieder sah ich seine weißen Zähne aufleuchten. Ihm gefiel unser Spiel offensichtlich.
    »Du bist mutig oder naiv, aber es gefällt mir«, meinte er.
    »Also?«
    »Was also?«
    »Dein Name?« Langsam wurde ich ungeduldig. War es denn so schwer, mir seinen Namen zu verraten? Was konnte ich schon damit anstellen? Ich sollte dieses Spiel beenden und ihn direkt fragen.
    »Warum bist du hergekommen? Wenn du mich töten wolltest, hattest du mehr als eine Gelegenheit dazu.«
    »Das stimmt«, gab er zu, »das ist es ja, was ich ... herausfinden will. Ich ...«, rief er und ich hatte den Eindruck, dass er wirklich nicht wusste, warum ich noch am Leben war.
    »Etwas ist anders als sonst und ich glaube, es liegt an dir.« Er klang nachdenklich und irgendwie glaubte ich ihm. Plötzlich griff er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf, beugte sich nach vorne und gab ein leises Stöhnen von sich. Instinktiv wollte ich einen Schritt auf ihn zu machen, aber er schrie mich an.
    »Lauf, lauf ...!«
    Gerade noch konnte ich sehen, wie er sich von mir abwandte. Seine Stimme hatte sich verändert, war kalt und hart. Mein Körper reagierte sofort und ich fing an, erschrocken davonzurennen. Ich lief, so schnell ich konnte, den gleichen Weg wieder zurück, den ich gekommen war. Mit jedem Meter, den ich mich von ihm entfernte, ließ das Brennen auf meiner Haut nach.
    Es war nicht mehr weit bis nach Hause, als ich das erste Mal hinter mich sah. Nichts! Die Straße war leer. Der Taluri war mir nicht nachgekommen. Das war doch nicht normal! Ich verringerte mein Tempo und sah noch einmal hinter mich, blieb sogar für einen kurzen Augenblick stehen. Ich suchte in den Bäumen. Vielleicht hatte er seine Krähe hinter mir hergeschickt. Doch auch in den dunklen Bäumen konnte ich nichts erkennen.
    Gerade als sich mein Körper wieder beruhigt hatte, begann das Kribbeln erneut. Doch diesmal wusste ich es besser zu deuten.
    Er war hier! Wollte er mich auf den Arm nehmen? Was sollte das? Spielte er Katz und Maus mit mir? Ich wappnete mich innerlich, angegriffen zu werden. Meine Fäuste hielt ich geballt in meiner Jackentasche, als ich glaubte, jeden Moment von ihm überrascht zu werden. Und da passierte es. Zuerst hörte ich nur ein Lachen und gleich darauf spürte ich einen Schmerz am Rücken. Ein Tritt ins Kreuz ließ mich vornüber straucheln, doch ich konnte den bevorstehenden Sturz abwenden und drehte mich blitzartig zu ihm um.
    Die Überraschung in meinem Gesicht ließ den Kerl noch breiter grinsen. Das war nicht der Taluri, mit dem ich mich gerade noch unterhalten hatte.
    In Windeseile durchforstete ich mein Gedächtnis. Wo hatte ich ihn schon einmal gesehen? Sein blondes Haar erinnerte mich an diesen Typen im Club. Doch dies erkannte ich erst, als er mit einem Messer auf mich zukam. Er war der junge Mann, der mit meiner Schwester geflirtet hatte. Amy hatte ihn Matteo genannt.
    »So schnell sieht man sich wieder, Amy!«, lachte er.
    Ich hatte nicht viel Zeit zum Nachdenken und versuchte, mich auf einen Kampf mit ihm einzulassen. Für eine Flucht war es zu spät. Er war mir zu nah, was meine Haut fast zum Kochen brachte. Ich ging ein paar Schritte

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