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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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Schrebergärten und hätten vorgehabt, die Zeit dort zu verbringen. Wahrscheinlich hatten sie schon in der Schule nebeneinander gesessen, dachte Ashworth. Cuthbert und Maurice. Cuthbert, der das Reden übernahm, der Anführer. Er hatte es zum Verwalter auf einem der großen Höfe gebracht und wohnte immer noch dort in einem Diensthäuschen. Maurice war stiller und stotterte ein wenig. Sein linker Arm schien nicht mehr so recht zu wollen. Er war es, der neben den Listers wohnte.
    Wieder nahm Cuthbert das Heft in die Hand. Sie könnten doch ins Café gehen, sagte er. In den Schrebergärten warte ja nichts Dringendes auf sie. Und Maurice willigte ein, wie er es wahrscheinlich immer tat. Das Café lag direkt am Fluss. Draußen hing ein großes, neues Schild, auf dem
Tyne Teashop
stand. Kunstvoll gepinselte altmodische Lettern, gold auf grünem Grund. Vor der Tür blieben die Männer kurz stehen. Ashworth wusste sofort, dass sie da noch nie drin gewesen waren. Selbst Cuthbert war ein wenig nervös.
    «Ist das hier neu?», fragte Ashworth. «Schaut gut aus. Und es geht selbstverständlich alles auf meine Rechnung.»
    Daraufhin entspannte sich die Stimmung etwas, und auch das konnte Ashworth verstehen. Bei ihm zu Hause war seine Mum für alle Geldangelegenheiten zuständig gewesen; jeden Monat hatte sie die Kontoauszüge überprüft und seinem Vater freitags beim Abendessen das Taschengeld gegeben.
    «Es war mal eine Bäckerei», sagte Cuthbert. «Dann ist Mary in Rente gegangen, und so ein Mädel aus dem Süden hat es gekauft. Meine Frau war mal drin und hat gesagt: Nie wieder. Touristenpreise.»
    Sie setzten sich an einen Tisch beim Fenster. Eine Frau kam, um ihre Bestellung aufzunehmen. Auf der Karte standen fünf verschiedene Arten Kaffee, was Maurice ein wenig zu verwirren schien, weshalb Cuthbert Cappuccino für sie beide bestellte. «Mo hatte vor kurzem einen Schlaganfall», sagte er. «Manchmal kann er nicht mehr so gut sprechen wie früher. Aber als wir alle vier in Rente gegangen sind, waren wir einmal zusammen in Italien, das war toll, mit den ganzen Museen und so, und daher weiß ich, was er gern trinkt.» Das wiederum brachte Ashworth, der felsenfest davon überzeugt gewesen war, zwei alte Landeier vor sich zu haben, die das Tyne Valley noch nie verlassen hatten, einigermaßen aus dem Konzept.
    «Möchten Sie auch etwas essen?» Die Besitzerin war freundlich, und ihrem Ton nach schätzte Ashworth, dass sie nicht weiter aus dem Süden kam als York.
    Sie bestellten einen Teller gemischtes Gebäck. Die Frau bediente sie und verschwand dann in der Küche, und Ashworth brachte die beiden behutsam auf das Thema Jenny Lister zurück.
    «Sie kennen sie doch bestimmt schon, seit sie hierhergezogen ist, oder?» Er richtete seine Frage an beide Männer. Es schien Maurice nichts auszumachen, wenn Cuthbert für ihn sprach, aber dieses Mal wandte sich Cuthbert seinem Freund zu und ließ ihn antworten.
    «Aye, die Kleine war da noch ein Baby. Meine Hilda hat immer ausgeholfen, auf die Kleine aufgepasst. Wir haben selber keine Kinder, und sie hat es gern gemacht.»
    «Sie haben sich also gut miteinander verstanden?»
    «Oh, das waren ganz reizende Nachbarn. Als ich den Schlaganfall hatte, da hat Jenny meine Hilda immer ins Krankenhaus gefahren. Jeden Abend, eine ganze Woche lang.» Maurice biss in ein köstlich aussehendes Teilchen mit rosa Glasur und leckte sich die dicken braunen Finger ab.
    «Ich muss Ihnen ein paar heikle Fragen stellen», sagte Ashworth. «Es gab da vielleicht etwas, von dem Jenny nicht gewollt hätte, dass es sich im Dorf verbreitet, und ich weiß, dass Sie so etwas respektieren würden. Aber hier geht es um was anderes. Das hier ist kein Kaffeekränzchen. Es könnte uns helfen, herauszufinden, wer sie ermordet hat.»
    Sie nickten. Sehr ernst, erfreut, noch einmal von Nutzen zu sein.
    «Wir glauben, dass sie einen Freund hatte», sagte Ashworth. «Aber niemand weiß, wer das war. Haben Sie mal jemanden in das Haus gehen sehen, den Sie nicht kannten?»
    Maurice schüttelte langsam den Kopf. «Nur die Freunde von der Kleinen. Und die waren auch sehr nett, wissen Sie. Man hört ja so einiges über die jungen Leute heutzutage, aber die haben immer ein paar Worte mit einem gewechselt und auch mal einen Witz gemacht. Die Frau, die an dieser Schule in Effingham unterrichtet, ist manchmal vorbeigekommen, aber andere Leute … Da kann ich mich an nichts erinnern.» Er blickte Ashworth mit einem schiefen Lächeln

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