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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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auch in der Handtasche gehabt?»
    «Wahrscheinlich.» Langsam verlor Hannah das Interesse. Sie starrte aus dem Fenster. «Meinen Sie, dass Simon bald wiederkommt?» Als könnte der Junge sie irgendwie vor ihrer Traurigkeit bewahren, als wäre er der einzige Mensch, der das könnte.

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    Kapitel Siebzehn
    Joe Ashworth dachte, dass ja alles gut und schön war, wenn Vera ihre Anweisungen gab, aber Holly vom Haus der Listers loszueisen, war nicht einfach gewesen. Am Ende hatten sie einen Kompromiss geschlossen: Holly würde gehen, sobald am Nachmittag die Polizeipsychologin käme. Das bedeutete, dass er am Vormittag allein in Barnard Bridge unterwegs war, und es stellte sich heraus, dass es keineswegs einfach war, diesen
Jemand
aufzuspüren, von dem Vera gemeint hatte, er könnte etwas über Jennys Geliebten wissen. Ashworth war in einem der Bergarbeiterdörfer im Südosten Northumberlands aufgewachsen – auch wenn es selbst in seiner Kindheit schon nicht mehr viele Gruben gegeben hatte. Das war auch so ein Dorf gewesen, wo die Kinder auf der Straße spielten und die Mütter vor der Haustür saßen, ihnen zusahen und miteinander schwatzten. In so einer Umgebung fiel es ihm nicht schwer, die Menschen dazu zu bringen, ihre Geheimnisse auszuplaudern. Vera sagte immer, er sei wie ein Zauberer, er könne das Vertrauen der Leute aus dem Nichts heraus gewinnen. Aber da gehörte keine Zauberei dazu. Er spazierte einfach in den nächstgelegenen Pub, glitt zurück in den Dialekt, der ihn als einen der Ihren auswies, und schon bald erzählte ihm die Bardame alles, was er wissen wollte. Oder sie verwies ihn an jemanden, der ihm weiterhelfen konnte. Die Leute erzählten alle gern ihre Geschichten, und Joe war ein guter Zuhörer.
    Aber das Dorf hier war anders. Er traf kurz vor neun Uhr ein, weil er dachte, dass er dann vielleicht die jungen Mütter abfangen könnte, die ihre Kinder gerade an der Schule absetzten, hatte aber natürlich vergessen, dass es im Dorf keine Schule mehr gab. Das Schulgebäude war zu einem protzigen Haus umgebaut worden, und da, wo einmal der Pausenhof gewesen war, parkten jetzt zwei dicke Autos. Es gab zwar die Spielgruppe, die auch Connie Masters’ Tochter besuchte, aber die hatte nur an drei Tagen in der Woche offen. Er schaute auf den Aushang vor dem Gemeindesaal: Der heutige gehörte nicht dazu. Auf der Hauptstraße war kein Fußgänger zu sehen, doch der Verkehrsstrom wollte nicht abreißen, und die Erschütterungen durch die Lastwagen bohrten sich in seinen Kopf, bis er nicht mehr klar denken konnte. In der Nacht hatte das Baby mehrmals geschrien, und der Schlafmangel war auch nicht gerade hilfreich.
    In der Post, die auch als Gemischtwarenladen diente, standen zwei Rentner in der Schlange vor dem Schalter. Er wartete, bis sie ihre Rechnungen bezahlt und der eine von ihnen seinen Brief an den erwachsenen Sohn in Australien aufgegeben hatte, bevor er sie ansprach. Zwei ältere Männer, die ihr Leben lang hier im Dorf gewohnt hatten.
    «Aber es ist nicht mehr wie früher, wissen Sie. Früher, da hätte ich Ihnen von jedem Mann und jeder Frau und jedem Kind hier im Sprengel sagen können, wie sie heißen. Jetzt wohnen in der Hälfte der Häuser Leute, die ich noch nie gesehen habe.»
    Ashworth spürte, wie er seine Zuversicht wiedergewann. Ob sie nun unter Tage gearbeitet hatten oder auf dem Feld, die Leute waren überall gleich. Einer der beiden Männer wohnte neben Jenny Lister. Er habe schon mit einem Polizeibeamten gesprochen, sagte er schüchtern, nachdem sein Freund ihn angestoßen hatte. Am Vortag hätten sie bei allen in der Straße vorbeigeschaut. Der Mann sei sehr nett gewesen, aber man habe gleich gesehen, dass er es eilig hatte. Er habe ihn auf eine Tasse Tee hereinbitten wollen, der Mann habe aber keine Zeit gehabt.
    «Also, ich habe alle Zeit der Welt», sagte Ashworth. «Und für eine Tasse Kaffee könnte ich jetzt glatt jemanden umbringen.»
    Die beiden Männer sahen einander an, und Ashworth merkte, dass ihnen unbehaglich zumute war. Sie wollten nicht ungastlich sein, sagten sie, aber keiner von beiden könne ihn zu sich nach Hause bitten. Cuthbert wohne ein gutes Stück außerhalb des Dorfes, und Maurice sei den Vormittag über aus dem Haus verbannt worden, damit seine Frau in Ruhe putzen und backen könne. Es wäre ihr schrecklich peinlich, wenn er mit einem Fremden auftauchen würde, wo sie doch nicht auf Besuch vorbereitet sei. Sie besäßen angrenzende

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