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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Es war Red Berta, die aus voller Kehle ihr Kriegsgeschrei anstimmte und mit ihrer musical-erprobten Stimme im Umkreis von ein paar Meilen Angst und Schrecken verbreitete. Ihre Machete sauste durch die Luft und erwischte einen von Slobags Männern. Der torkelte jaulend zur Seite.
    Terrible machte nahtlos weiter, indem er den Mann bei den Haaren packte und ihm die schwere Faust ins Gesicht rammte. Der Mann ging zu Boden. Terrible wandte sich dem nächsten zu.
    Überall waren Nutten, die mit den kurzen Klingen nach den Männern stachen und ihre Rohre schwangen wie echte Profis. Spitze Absätze senkten sich in weiche Lederschuhe. Sie schlugen sich wacker, aber sie waren zahlenmäßig unterlegen. Direkt vor Chess’ Augen wurde eine durch die Luft geschleudert, und ihr Schrei verstummte abrupt, als sie mit dem Gesicht voran auf dem Pflaster aufschlug.
    »Was ist denn das für ein Lärm? Wo bist’n du?«
    »Auf der Fünfundvierzigsten, verdammt. Ecke Fünfundvierzigste und Berry, und hier treibt sich ein Haufen von deinen Leuten rum, die gerade eine Prügelei ...«
    »Was machste denn da? Ist doch meilenweit weg von deiner Wohnung.«
    »Können wir das später besprechen? Pfeif sie zurück, und z war jetzt .«
    Metall schrappte über das Pflaster. Ein langes, schmales Messer schlidderte auf dem Bürgersteig vor der Gasseneinmündung vorbei. Die Klinge war dunkel verschmiert. Einer der Männer stürzte. Sein Blut dampfte in der kalten Luft.
    »Scheiße. Eine Prügelei? Bist du in Sicherheit, Tülpi?«
    »Zwei Minuten noch, wenn’s hochkommt. Lex, ich mein’s ernst. Hier findet ein Kampf statt, auf der Fünfundvierzigsten, und ich stecke verdammt noch mal mittendrin, also krieg bitte raus, wer die sind, und pfeif sie zurück!«
    Ein spitzer Schrei. Einer Nutte quoll Blut aus dem Arm, aber einen Augenblick später verschwand sie schon wieder in der Menge der Kämpfenden, unter denen schon etliche verwundet waren. Über allem hing Terribles seltsam friedvolles und hochkonzentriertes Gesicht. Chess sah zu, wie er sich duckte, einen Mann mitten im Sprung packte und ihn über die Schulter auf die Straße schleuderte. Das Messer blitzte in seiner Faust.
    »Bleib dran, okay? Dauert nur einen Moment.« Durch das Gebrüll der Schlägerei hörte sie, wie Lex mit jemandem auf Kantonesisch sprach und mehrere Stimmen darauf antworteten.
    Sie kauerte sich in ihrem nicht gerade grandiosen Versteck noch mehr zusammen, ohne die Augen von dem Kampf abwenden zu können. Berta, Rechtsauslegerin, schwang unablässig ihre Machete. Chess erwartete jeden Augenblick, Köpfe durch die Luft sausen zu sehen. Mit der freien Hand ertastete sie ihr Messer. Ihre Handfläche war so verschwitzt, dass sie es erst beim dritten Anlauf richtig zu fassen kriegte. Nur für den Notfall...
    »Tülpi? Bist du noch dran?«
    Sie brauchte ein paar Sekunden, um ihre Stimme wiederzufinden. »Ja, ich bin dran.«
    »Okay, halt durch. Ist gleich vorbei. Haste dich gut versteckt? Bleib untergetaucht. Die Jungs wissen nicht, wer du bist, verstehste?
    »Ja. Ja, klar.«
    »Was machste denn auf der Fünfundvierzigsten?«
    »Terrible hat mich gebeten ...«
    »Terrible ist da? Aber ganz alleine, oder?«
    »Nein, nein, er ist nicht alleine. Hier kloppt sich eine ganze verdammte Armee, klar? Und selbst wenn er alleine wäre - was er nicht ist -, würd ich’s dir nicht sagen.«
    »Dachte, du machst Spaß.«
    »Mach ich nicht.«
    »Warum fragt er dich überhaupt, ob du mitkommst? Ist nicht sicher da draußen, weißt du doch.«
    »Hier ... hier liegt ein totes Mädchen. Eins von Bumps Mädchen.«
    Verdammt, er würde sowieso davon erfahren; es brauchte nur einer von Slobags Männern am Leben zu bleiben. Und davon ging sie aus. Eine Stimme erhob sich über das Kreischen der Nutten auf der Straße und schnarrte etwas auf Kantonesisch. Einen Rückzugsbefehl hoffentlich.
    »Ach ja? Klingt, als würd’s jemand heimgezahlt kriegen«, sagte Lex befriedigt. Chess dachte an die leeren Augenhöhlen der Toten. Hätte er jetzt vor ihr gestanden, hätte sie ihm eine gescheuert.
    »Was? Wovon redest du?«
    »Gar nichts. Ich mein ja nur.«
    »Was soll das denn - ich muss Schluss machen.« Sie klappte das Handy zusammen, als Terrible an der Einmündung der Gasse erschien und ihr mit seiner massigen Gestalt das spärliche Licht nahm. Hinter ihm sah sie Slobags Leute zwischen den Häusern verschwinden.
    »Kannst jetzt rauskommen, Chess.«
    Beim Aufstehen weigerten ihre Beine sich zunächst, sie zu

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