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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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nachließ. Die alltägliche Chess war angeekelt, aber ihr zauberndes Ich registrierte es einfach und erkannte, was zu tun war.
    Mit einem Schrei, in dem sich Wut, Kraft und Angst mischten, riss sie das Messer empor und jagte es in den Kadaver. Mit einem gewaltigen, dumpfen Stöhnen, das Chess bis in die Zehenspitzen spürte, brach der Zauber.
    Die Vögel kreischten und stürzten sich mit neuer Zielstrebigkeit herab. Aus den anderen Räumen hallten die Schreie der Zombie-Männer: Sie waren wütend, weil man ihnen das Spielzeug geraubt hatte, erleichtert, weil sie endlich frei waren, oder etwas von beidem. Chess konnte es nicht unterscheiden, und es kümmerte sie auch nicht. Sie dachte nur an die Aufgabe, die sie zu erledigen hatte.
    Sie zog ihren eigenen Psychopomp aus der Tasche, stellte den Schädel auf den Boden und nahm ein wenig von der Erde aus Vanitas Grab in die Hand. »Ich rufe die Wächter der Stadt der Toten. Ich rufe die Todesboten. Helft mir, holt diese Seele fort aus der Fremde.«
    Es lag schon zu viel Magie in der Luft; der Psychopomp nahm augenblicklich über dem Schädel Gestalt an und schoss brüllend in die Höhe. Chess machte einen Satz zurück, drehte sich um und sah, wie Vanita zu fliehen versuchte. Sie warf die Erde.
    »Vanita Taylor, ich befehle dir, an deinen Ruheplatz zurückzukehren. Bei meinem Blut befehle ich es, bei meiner Macht befehle ich es. Ich rufe die Todesboten der Stadt der Toten an, auf dass sie dich dorthin bringen, und so soll es geschehen!«
    Vanita konnte nicht mehr fliehen. Die Erde erwischte sie und hielt sie fest, bis der riesige schwarze Hund sie ansprang und die Zähne in ihr Kleid schlug.
    Durch Rauch und Nebel sah Chess, wie Vanita schrumpfte und schließlich durch das schwarze Loch geschleppt wurde. Als sie mit dem Hund darin verschwunden war, klapperte der Schädel über den Boden und gab die Magie mit einer Bö wieder frei, die ihnen allen den Atem raubte.
    Einen Augenblick lang starrten sie einander stumm und abwartend an.
    Dann rannten sie.
    Sie stürmten die Treppe hinunter, und das Holz splitterte schon unter ihren Tritten. Die Magie des Hauses erstarb. Fletcher hielt Chess noch immer an der Hand; sie spürte, wie schwach er war, nachdem er ihr so viel gegeben hatte, und war ihm dankbar, fühlte sich sogar schuldig. Sowie sie unten waren, begann hinter ihnen die Decke einzustürzen.
    Sie wetzten um die Ecke und liefen noch schneller. Die Haustür war schon in Sicht. Dahinter lockte die Freiheit, Freiheit und frische Luft und sogar ein wenig Mondlicht, die Rückkehr in die normale Welt. Ihre Lungen stachen, ihr gesamter Körper schmerzte, aber sie rannte aus Leibeskräften auf die Tür zu und riss Fletcher mit, riss die ganze Truppe mit sich.
    Kaum waren sie zur Tür hinaus und sicher auf der Straße, da konnten sie sich gerade noch umdrehen, um den Einsturz des Hauses mit anzusehen. Es krachte schlagartig in sich zusammen. Eben hatte es noch gestanden, jetzt war es nur noch ein Trümmerhaufen, aus dem die ersterbenden Schreie der Geisteropfer drangen. Sofort waren Vögel zur Stelle, um die Seelen durch das noch offene Portal zu tragen.
    Chess holte tief Luft. Der Gestank von fauligem Wasser und Müll war ihr noch nie so erfrischend vorgekommen. Sie konnte gar nicht genug davon kriegen. Nur noch einen Atemzug, dann würde sie die Vögel freilassen, und sie konnten alle nach Hause gehen.
    Gerade noch rechtzeitig bemerkte sie die Gestalt, die neben der Ruine auftauchte. Ihr blieb eine Sekunde, um zu erkennen, dass es ein Mann war, dessen nackter Körper von Kopf bis Fuß mit magischen Symbolen und Runen tätowiert war.
    Dann krachte etwas Schweres, Hartes gegen sie, und sie ging zu Boden. Mit dem verwundeten Arm, der mit Glassplittern gespickt war, prallte sie aufs Pflaster; sie wollte schreien, aber sämtliche Luft war aus ihren Lungen gewichen.
    Schüsse knallten, Schreie gellten. Weitere Schüsse fielen. Irgendetwas traf sie am Bein und machte es taub gegen Schmerzen. Alles, was sie empfand, war ein lähmendes Entsetzen - Entsetzen, Benommenheit und die Gewissheit, dass gerade etwas fürchterlich schiefging, etwas, womit sie nicht gerechnet hatten.
    Terrible. Er lag auf ihr. Ringsherum herrschte Geschrei. Feuchtigkeit sickerte durch ihren Pullover bis auf die Haut, und sie wusste, was es war, was geschehen war, und da konnte sie endlich schreien. Sie schob seinen reglosen Körper von sich und konnte nicht mehr aufhören zu schreien.
    Er hatte die Augen

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