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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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bereit.
    Vanita verschwand zwar nicht, aber sie strauchelte. Das genügte. Hinter sich fand Chess, was sie gesucht hatte: eine Tür. Eine Tür, aus der Dunkelheit strömte. Eine Tür, bei deren Anblick ihr die Knie weich wurden. Genau dort mussten sie hin, ganz sicher.
    Sie riskierte es, lange genug wegzusehen, um Terrible auszumachen, der kaum mehr als ein hoch aufragender Schatten war. »Die Tür«, rief sie ihm zu. »Brich die Tür auf.«
    Er nickte.
    Sie stürzte sich auf Vanita. Eisige Kälte verschlug ihr den Atem, und das pure Böse raubte ihr die Sicht. Blind taumelte sie durch die Geistergestalt und erwartete jeden Moment zu stürzen, während sie in der Luft nach Halt suchte. Sie war verloren, für immer verloren, in der endlosen Dunkelheit verloren.
    Ich bin doch schon lange verloren, Eigentlich war das kein sehr ermutigender Gedanke, aber irgendwie schöpfte sie daraus Zuversicht. Diese Schlampe konnte ihr nichts antun, was sie nicht schon erlebt hatte. Tiefer konnte sie nicht mehr fallen. Das betete sie vor sich hin wie ein Mantra, während sie allen negativen Ausdrücken und Gedanken, die sie sonst verzweifelt unterdrückte, freien Lauf ließ. Sie spürte, wie sich ihre Haut wieder ein wenig erwärmte, die Dunkelheit fiel von ihr ab, und sie sah, wie Terrible gegen die Tür anrannte, sich mit seinem massigen Körper wieder und wieder dagegenwarf. Der Rahmen wackelte, das Holz ächzte. Ihre Haut und die Tätowierungen kribbelten, als der Zauber schwächer wurde.
    Auch Vanita sah zu Terrible hinüber und war einen Moment lang abgelenkt. Chess ergriff die Gelegenheit beim Schopf. Vanitas Gestalt war körperlos, nur die Hände waren fest. Chess kritzelte mit dem Ektoplasmarker das Kennzeichen, das sie zuvor entworfen hatte, um ihren Psychopomp zu lenken, auf die Geisterhand und machte gerade in dem Moment den letzten Strich, als Vanita sie bemerkte und ihr aufheulend die Finger entzog.
    Zu spät.
    Terrible krachte durch die Tür. Zähe, erstickende, grünlichschwärzliche Fäulnis quoll heraus.
    Chess sprang das Messer wie von selbst in die Hand. Sie riss Energie von Fletcher an sich, zog sie aus der Luft, aus dem glühenden Zorn in ihrer Seele, und dann betrat sie den Raum.
    Das Haus brüllte, sie spürte die Erschütterung am ganzen Körper, aber sie achtete nicht darauf. Auch den Kampf, der rund um sie aufflammte, als Vanita sie aufhalten wollte, ignorierte sie. Ebenso ihre Furcht, dass Kemp jeden Moment auftauchen und sie umbringen konnte. Fletcher, der sie noch fest an der Hand hielt, setzte sich in Bewegung, aber seine Stimme war nur noch ein Flüstern im allgemeinen Lärm. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit.
    Der Boden war von Wand zu Wand mit Runen bedeckt. Terrible war längst daraufgetreten, und sie selbst spürte, wie sich die Zeichen durch ihre Schuhsohlen brannten.
    »Baredia lachranta. Baredia lachranta emplorascum. Bei meiner Macht befehle ich es.« Die Schnittwunde von ihrem ersten Opfer blutete noch; sie biss die Zähne zusammen und schnitt ein zweites Mal hinein, um den Blutfluss zu erhöhen. Das Blut zischte und spritzte, als es auf die Dielen tropfte.
    »Baredia lachranta resticatum.«
    Der Fußboden bebte. Es funktionierte. Aber es ging nicht schnell genug. Sie brach auf dem runengepflasterten Boden in die Knie und landete in ihrem eigenen Blut. Mit der Messerspitze begann sie, andere Zeichen über die Runen zu ritzen, und rezitierte dabei laut deren Namen: » Ashtaroth , Septikosh, Higam, Spadirost.«
    Vanita kreischte. Chess’ Blut breitete sich zusehends über den Boden aus und sickerte in die frisch eingeritzten Linien. Es war nicht genug, sie hatte nicht genug Kraft. Fletchers Gesicht an ihrer Seite war blass, und seine Hand zitterte in ihrer. Sie hatte ihn fast ausgelaugt, das Atmen fiel ihr schwer, sie brauchte dringend mehr Kraft...
    Ihr blieben noch die Vögel. Wahrscheinlich waren sie inzwischen außer sich, aber sie hatte sie noch in ihrer Gewalt, und sie würde sie benutzen. Ein Sturm aus Federn toste durch ihren Geist und ihren Körper. Einen Augenblick lang wirbelte sie mit ihnen herum und wusste nicht mehr, ob sie noch ein Mensch war, aber die Energie der Tiere strömte in sie, und da sah sie etwas - etwas, das in der Zimmerecke vor sich hin zuckte.
    Eine Katze. Eine tote Katze, in der die Maden wimmelten. Das war die Opfergabe, die dem Zauber mit fauligem Fleisch Kraft gab. Ein Tarnzauber hatte sie verborgen, bis Chess ihn so weit geschwächt hatte, dass die Täuschung

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