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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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an den Tattoos und der kalte Schrecken, der ihr jetzt den Rücken hinaufkroch, ließen keinen Zweifel mehr. Geister. Noch mehr Geister, unmöglich zu sagen, wie viele. Entweder waren sie durch Kemps Fluch heraufbeschworen worden, oder sie stürzten sich einfach nur deshalb auf diesen Ort, weil sie Tod und Furcht witterten und ein Stück vom Kuchen abhaben wollten.
    Bevor sie noch darüber nachdenken konnte, bevor sie sich selbst mit zu viel Grübeln im Weg stand, schlug sie das Fenster ein.
    Sie schnitt sich die Hand und den Arm auf, und ein Schrei kam über ihre Lippen, als wäre es das Fleisch selbst, das schrie.
    Aber die Vögel flogen durch das Fenster herein. Inmitten ihrer Schmerzen spürte sie, wie die Tiere sich von ihrem Blut nährten und damit die Verbindung zwischen ihnen stärkten. Sie spürte ihre Gier und ihre Kälte. Und mit wachsendem Entsetzen spürte sie auch, welch üble Magie ihnen hier im Weg stand.
    Kemp und Vanita hatten das Haus in ein Geisterheim und einen Wächter verwandelt. Die Psychopomps waren hier machtlos; die Magie blockierte sie und verurteilte sie zur Untätigkeit. Wütend rasten sie durch das Zimmer und schlugen erkennbar zornig mit den Flügeln. Dass sie nicht mehr lange gehorchen würden, war jetzt offensichtlich; Chess blieben höchstens noch ein paar Minuten, dann waren sie verloren. Schon spürte sie, wie die Tiere ihrem Zugriff entschlüpften und versuchten, die fremde Macht abzuschütteln, so sehr ihnen das Opfer auch geschmeckt hatte.
    Und die ganze Zeit über nährten sie sich von ihr. Nicht nur, dass das Haus ständig an ihren Kräften zehrte, jetzt kamen auch noch die Vögel dazu. Es wurde immer schwieriger, sie im Griff zu behalten, schwieriger, noch etwas zu erkennen, und schwieriger, sich zu bewegen. Sie brauchte Hilfe. Sie brauchte jemanden, der seine Kraft mit ihr teilen konnte. Oliver. Er hatte die nötige Macht und wusste sicher auch, wie er ihr helfen konnte, oder?
    Sie hatte keine Ahnung, was im Eingangsbereich vor sich ging, ob die Männer überhaupt noch kämpften oder bereits dem Bann des Hauses zum Opfer gefallen waren. Flügel peitschten ihr übers Gesicht, den blutüberströmten Arm und die Beine, während sie sich den Weg durch den Schwarm zurück in den Flur bahnte. Ihre Nasenlöcher waren trocken und staubverkrustet.
    Hände griffen nach ihr und wirbelten sie herum. Sie schrie. Ihre Faust krachte gegen feste Knochen. Oliver hielt sich die Nase und starrte sie entsetzt an.
    Für Entschuldigungen blieb jetzt keine Zeit. »Das Haus beschützt sie!«, brüllte sie. »Es ist ein Geisterhaus, wir müssen es vernichten.«
    Er nickte. Erpressung hin oder her, nach dieser Sache war sie ihm echt was schuldig.
    Seine heiße, verschwitzte Hand griff nach ihrer, um eine direkte Verbindung zwischen ihnen beiden herzustellen. Sie spürte, wie seine Kraft über die Haut in sie strömte und sich mit ihrer vereinigte. Der Schleier vor ihren Augen lüftete sich. Die Muskeln gehorchten ihr wieder.
    Gemeinsam rückten sie zum Inneren des Hauses vor, dem Sitz der magischen Kraft. Die galt es aufzuspüren. Chess war vage bewusst, dass Terribles und Lex’ Männer ihnen folgten. Lex ging mit gezogenem Messer an ihrer Seite.
    Eine Gestalt im schwarzen Kleid erschien vor ihnen in der Luft. Vanita. Ihre bleiche Haut schimmerte in der Dunkelheit, zu perfekt, um lebendig zu sein. Dann verschwamm sie mit dem schwarzen Nebel, umfing sie alle und drang in sie ein. Entkommen war unmöglich, keine Chance, sie konnten sich nur noch ergeben ...
    Schmerz explodierte in ihrem zerschnittenen Arm. Als sie den Kopf zur Seite drehte, sah sie in Fletchers Gesicht. Er war direkt neben ihr. Hatte er sie etwa geschlagen? Dieses Arschloch.
    Aber er hatte recht. Sie durfte jetzt auf keinen Fall aufgeben. Blut tropfte von den Fingern ihrer freien rechten Hand, als sie in die Tasche griff und die Kräuter und die Erde hervorholte. Genug war es nicht, das wusste sie, denn auch Vanita war mit dem Haus verbunden und konnte nicht in die Stadt der Toten zurückgeschickt werden, bevor der Zauber, der auf dem Haus lag, gebrochen wurde.
    Aber wenn es Chess gelang, sie zu lähmen, sie zu bremsen und ihr etwas von ihrer Kraft zu nehmen, dann hätten sie noch eine Chance.
    »Arcranda heliam dishager!« Chess schleuderte die Friedhofserde in die triumphierende, leuchtende Fratze und gleich das Ingwerpulver und die gemahlenen Krähenfüße hinterher und zerrte dann den Ektoplasmarker vom Gürtel. Jetzt war sie

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