Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)
wirklich auch nicht mehr an. Darüber, was du machst, wenn du zu Hause bist, reden wir noch.« Meine Stimmung hat sich schlagartig aufgehellt.
»Ich hole mir jetzt erst einmal etwas zu essen und ein Bier. Ich habe gerade einen Gutschein von der Airline bekommen. Der wird jetzt verbraten.«
»Viel Spaß. Und guten Appetit! Und melde dich doch bitte, wenn du in Paris gelandet bist.«
»Das mache ich. Ich liebe dich!«
»Und ich liebe dich! Guten Flug, Seemann!«
Als ich zurück in die Küche komme, haben Hoize und Kirchi ihre Jacken an und sind bereit zu gehen.
»Jetzt brauchst du doch erst mal einen Schnaps, oder?«, fragt Kirchi und grinst mich an. Auch Hoize lacht.
»Oh, ja«, sage ich. Ich hole meine Jacke, und wir gehen los.
Wir setzen uns in Heriberts Lieblingskneipe, die ist gemütlich und liegt direkt um die Ecke. Wir bestellen Bier und dazu Wodka. Nach dem Anstoßen schreiben wir allen Gästen eine SMS mit Heriberts neuer Ankunftszeit. Einige von ihnen wollten am Vormittag zum Flughafen kommen. Andere wollten im Laufe des Nachmittags anreisen. Auch ihnen geben wir Bescheid. Schließlich soll niemand vor verschlossenen Türen stehen und sich wundern.
Später im Bett kann ich wieder nicht schlafen. Ich wälze mich hin und her. Ständig sehe ich auf die Uhr. Es ist 4 Uhr morgens. Die Zeit scheint stillzustehen. Ich liege auf dem Rücken, sehe mit weitgeöffneten Augen an die Zimmerdecke und denke nach. Wieder kommen mir Zweifel. Was wird Heribert dazu sagen, dass morgen eine Party stattfindet? Dass all seine Freunde da sind? Hoffentlich geht alles gut. Hoffentlich ist er nicht zu müde und geht einfach ins Bett. Oder er schläft auf dem Sofa ein. Nein, denke ich, das wird sicher nicht passieren. Er wird so voller Adrenalin sein, dass er den Abend locker durchhält. Außerdem kenne ich niemanden, der so gut mit Schlafentzug auskommt wie Heribert.
Vielleicht möchte er mir direkt nach seiner Ankunft einen Heiratsantrag machen, und jetzt ruiniere ich alles mit dieser Party. Aber auch das ist Quatsch. Wenn er mich morgen tatsächlich hätte fragen wollen, dann kann er das auch noch übermorgen tun. Oder überübermorgen.
Ich habe allen Leuten gesagt, dass es toll wäre, wenn sie sich etwas Maritimes anziehen würden. Ein blau-weiß gestreiftes T-Shirt hat doch sicher jeder im Schrank. Na ja, vielleicht nicht jeder. Ich jedenfalls hatte nichts dergleichen, war aber noch einmal einkaufen. Mein neues, blau-weiß gestreiftes Shirt liegt schon auf dem Stuhl neben dem Kleiderschrank. Ich werde es wahrscheinlich auf dem Weg zum Flughafen anziehen. So etwas mache ich sonst nie. Sonst ziehe ich nie etwas Neues an. Ich trage immer Sachen, die Heribert schon kennt. Ich möchte nicht, dass ihm irgendetwas fremd an mir ist. Das gilt auch für die Frisur und sogar für mein Parfum.
Vor ein paar Jahren wollte ich mir mein Parfum nachkaufen. Ich benutzte es schon seit vielen Jahren. Das Fläschchen war wieder einmal fast leer, ich brauchte also dringend Nachschub. In der Parfümerie sagte man mir, dass dieses Produkt nicht mehr hergestellt würde. Ich konnte das nicht glauben. Zu Hause suchte ich im Internet danach. Ich suchte bei Ebay und auch auf der Herstellerseite. Nichts zu machen. Mein Parfum war verschwunden. Bis zu Heriberts Heimkehr waren es noch drei Monate. Ich ging von da an sehr sparsam mit meinem Parfum um. Schließlich brauchte ich es noch für das Wiedersehen. Ich konnte doch nicht plötzlich anders riechen.
Als Heribert nach vier Monaten endlich nach Hause kam, roch ich wie immer. Ein paar Tage später ging ich mit ihm gemeinsam in die Parfümerie. Er musste mitentscheiden, wonach ich in Zukunft riechen sollte. Ihm passte das gar nicht. Aber da musste er durch.
Wieder sehe ich auf die Uhr. Es ist kurz vor halb fünf. Noch vier Stunden, dann klingelt der Wecker. Ich überlege, was ich vor der Fahrt zum Flughafen noch alles erledigen muss. Den Willkommenstisch fertig decken, frisches Fladenbrot und Baguette für die Party kaufen und für Heribert noch ein paar Pfannkuchen besorgen. Die liebt er heiß und innig, auch wenn er sie wie alle Nicht-Einheimischen immer »Berliner« nennt. Am besten, ich kaufe gleich ein paar mehr für die Gäste.
Und ich darf auf keinen Fall vergessen, die Kapitänsmützen mit zum Flughafen zu nehmen. Ich frage mich, was Heribert wohl gerade macht. Er ist jetzt auf dem Weg nach Paris. Hoffentlich kann er etwas schlafen. Wahrscheinlich sieht er sich aber irgendwelche Filme
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