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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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bedeutete er dem Kleinen, die Arbeit
     einzustellen. Es hatte sich ausgepumpt!
    Gemeinsam begaben sie sich in die
     Kabine.
    »Was wirst du mit der Kohle
     anfangen?«, wollte der Irokese beiläufig wissen, während er den Koffer
     aufstellte.
    »Na was schon? Meine Schulden
     bezahlen, eine Frau aufreißen … oder besser noch zwei, so richtig stramme, du
     weißt schon. Na ja, und der Rest ergibt sich.«
    Gespannt sah er zu, wie sich der
     Zeigefinger des Irokesen auf die Eins legte. Es folgte die Null, dann die Drei …
    »Nun mach schon. Ich will endlich
     die Kohle sehen«, drängte der Kleine.
    Entschlossen drückte der Irokese
     die Sieben, als ein greller Blitz den Koffer zerriss und mit ihm das Boot und
     die beiden Männer. Im Bruchteil einer Sekunde hatte sich alles um sie herum in
     nichts aufgelöst.
    Minuten später trieben nur noch ein
     paar Trümmer auf dem See.
    Gnädig bedeckten die Wellen das
     nasse Grab.

1
    Franzi Reichmann bekam ganz große Augen.
    »Meine Fresse, das darf doch nicht wahr sein!«
Lauthals lachte sie auf, ehe sie fortfuhr: »Der unerschrockene Leo Wolf, der
gefürchtete Rächer der Enterbten, zeigt Nerven – nein, dass ich das noch
erleben darf!« Sie griff nach ihrem Glas und versuchte mühsam, ihr Kichern zu
unterdrücken.
    »Pst, nicht so laut!«, mahnte Leo Wolf. Beunruhigt sah
er sich um. Das fehlte noch, dass Franzi mit ihrem völlig unangebrachten
Heiterkeitsausbruch andere Gäste an ihren Tisch lockte.
    Seine Sorge erwies sich jedoch als unbegründet.
Ringsum wurden Hände geschüttelt und Küsschen verteilt, wurde lautstark gelacht
und debattiert, standen Gruppen und Grüppchen über den Saal verstreut und
tauschten … ja, was tauschten Rechtsmediziner, forensische Toxikologen,
Chemiker, Biologen und Gerichtspsychiater eigentlich aus? Zu welcher Gruppe
sich Wolf auch gesellte: Er verstand immer nur Bahnhof. Rings um ihn herum
wimmelte es geradezu von medizinischen Fachtermini, die er nicht verstand.
    Während er langsam an seinen verwaisten Tisch
zurückkehrte – Franzi war, noch immer kichernd, in Richtung Waschraum
entschwunden –, war ihm, als könnte er in der Menge der Tagungsteilnehmer ein
bekanntes Gesicht entdecken. Vage flackerte eine Erinnerung in ihm auf, doch er
war sich nicht sicher. Sei’s drum, im Augenblick hatte er anderes im Kopf.
    Welcher Teufel hatte ihn nur geritten, als er im
Frühsommer Franzi Reichmanns Drängen nachgegeben hatte, bei der Herbsttagung
der deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin als Gastredner aufzutreten?
    »Kommen Sie, Leo, ein paar Sätze werden Sie wohl noch
zusammenbringen«, hatte sie seine Ausflüchte abgetan. »Sie mit Ihrer Erfahrung!
Vergessen Sie nicht: Kriminalisten und Rechtsmediziner waren schon immer
Glieder ein und derselben Kette. Außerdem hat Inzucht noch nie jemandem
gutgetan, da macht unser Berufsstand keine Ausnahme.« Als Reaktion auf Wolfs
konsternierten Gesichtsausdruck hatte sie schnell hinzugefügt: »Entschuldigen
Sie meine rüde Wortwahl, Leo. Was ich meine, ist, dass wir bei Tagungen wie
dieser immer auch auf Impulse von außen angewiesen sind. Was läge da näher, als
einen erfahrenen Kriminalisten zu Wort kommen zu lassen? Sie, Leo, kennen beide
Seiten der Medaille: Einerseits führen Sie unserem Berufsstand Arbeit zu,
andererseits profitieren Sie auch von dessen Ergebnissen. Ein Geben und Nehmen
also. Stimmt’s oder hab ich recht? Da fällt mir ein: Kennen Sie eigentlich den
Unterschied zwischen einem Internisten, einem Chirurgen, einem Psychiater und
einem Pathologen? Na?«
    Wolf, dem nicht nach Witzen zumute gewesen war, hatte
nur wenig Lust verspürt, sich eine geistreiche Antwort auszudenken. »Fragen Sie
mich morgen danach, Franzi, im Augenblick hab ich andere Sorgen.«
    »Ich verrat’s Ihnen trotzdem. Also: Der Internist hat
Ahnung, kann aber nichts. Der Chirurg hat keine Ahnung, kann aber alles. Der
Psychiater hat keine Ahnung und kann nichts, hat aber für alles Verständnis.«
Hier hatte sie eine kurze Pause eingelegt und ihn erwartungsvoll angesehen.
    »Na … und was ist mit dem Pathologen?«, hatte er
lustlos nachgehakt.
    »Ach kommen Sie, Leo … das liegt doch auf der Hand.«
    Nachdem Wolf auch weiterhin kein Anzeichen von
Interesse anzusehen war, hatte sie hörbar geseufzt. »Sie machen’s einem
wirklich nicht leicht. Also passen Sie auf: Der Pathologe weiß alles, kann
alles, kommt aber immer zu spät. Gut, was? … Nun geben Sie’s schon zu!«
    Sein etwas gezwungenes

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