Seeteufel
Gabriello?«, fuhr der Igelmann erschrocken auf. Verflogen war sein provokant zur Schau getragener Gleichmut. »Was wollten sie von ihm?«
»Frag mich was Leichteres«, erwiderte der Rothaarige und knirschte mit den Zähnen. »Eines steht jedenfalls fest: Die Einschläge kommen immer näher.«
»Ja, aber ⦠was sollte die Bullen auf unsere Spur geführt haben? Dafür agieren wir viel zu vorsichtig.«
Argwöhnisch sah der Rothaarige zu ihm rüber. »Das musst ausgerechnet du sagen! Jeder Coup hinterlässt Spuren«, dozierte er, »manchmal mehr, manchmal weniger, da kannst du noch so umsichtig agieren. Es gibt nun mal kein perfektes Verbrechen. Die Bullen sind irgendwie auf den Apothekenüberfall gekommen und bringen Gabriello damit in Verbindung. Mehr weià ich leider auch nicht.«
»Ich hab gleich gesagt, dass ich es hirnrissig finde, den Coup mit einem Rezept von Gabriello durchzuziehen.«
»Ach ja? Wir haben aber ein Rezept gebraucht. Hättest ja eines von dir zur Verfügung stellen können!«
»Du weiÃt genau, dass das auf die Schnelle nicht ging â¦Â«
»Dann halt gefälligst die Klappe.«
Während der Igelmann beleidigt durch das Frontfenster starrte, schlich sich über das Gesicht des Rothaarigen ein verschlagenes Lächeln. Doch so schnell, wie es gekommen war, verschwand es wieder. Er wendete bei der Ausfahrt Ãberlingen, um anschlieÃend dieselbe Strecke wieder zurückzufahren. Heikle Gespräche führte er oft beim Autofahren â seiner Erfahrung nach die beste Methode, um unerwünschte Augen- und Ohrenzeugen auszuschlieÃen.
»Tut mir leid, dass das mit der Winter in die Hosen gegangen ist«, räumte der Igelmann zerknirscht ein. »Das nächste Mal â¦Â«
»Es gibt kein nächstes Mal«, fuhr ihm der Rothaarige ins Wort, »die wichtigen Jobs mache ich in Zukunft selbst.« Und nach kurzem Ãberlegen fügte er hinzu: »Aber wer weiÃ, vielleicht hatte ja alles auch sein Gutes.«
»Was meinst du?«
»Na, was schon? Wenn wir der Winter das Schnüffeln schon nicht austreiben können, sollten wir wenigstens von ihrem Wissen profitieren.«
»Sie wird uns die Ergebnisse ihrer Recherchen wohl kaum zur Verfügung stellen.«
Erneut warf der Rothaarige einen prüfenden Blick auf seinen Beifahrer. »Wird sie doch. Sie kriegt es nur nicht mit. Wir zapfen nämlich Ihre E-Mails an.«
»Wie willst du das anstellen?«
»Wozu haben wir unsere beste Spürnase im âºSeekurierâ¹ platziert?«, gab der Rothaarige zurück.
»Wie ⦠du willst deine Tussi einspannen?«
»Du sollst sie nicht immer Tussi nennen, verdammt noch mal. Was spricht dagegen? Sie ist am nächsten an der Winter dran. Und was noch wichtiger ist: Sie hat Zugang zum Zentralrechner des Verlages. AuÃerdem müssen wir unsere Pläne ändern â jetzt und freiwillig, ehe uns die Ereignisse dazu zwingen.«
»Ãbertreibst du da nicht ein bisschen?«, gab der Igelmann aufgebracht zurück.
»Keineswegs. Unsere Haupteinnahmequelle ist praktisch jetzt schon versiegt â¦Â«
»Moment mal â heiÃt das, du willst das Erbe der von Hardenberg ausschlagen?«
»Sollen wir wegen läppischer dreihundert Mille unseren groÃen Coup gefährden? Das kann nicht dein Ernst sein, nicht mit mir. Es war abgesprochen, dass wir uns über die Vermögen der Alten das nötige Startkapital beschaffen. Ist bis jetzt auch ganz gut gelungen, aber leider haben sich die Verhältnisse inzwischen geändert, also müssen wir auch unsere Pläne ändern. Wohlgemerkt: unsere Pläne, nicht unser Ziel. Wenn du allerdings den Hals nicht voll kriegen kannst â bitte sehr, treten wir das Erbe eben an. Aber danach werden die Konten geräumt und dann ab durch die Mitte. Zum groÃen Finale stehe ich in dem Fall nämlich nicht mehr zur Verfügung, mir wird die Kiste langsam zu heiÃ. Schade nur um das hübsche Päckchen mit dem weiÃen Pulver â¦Â«
»Okay, okay, hab schon verstanden«, versuchte der Igelmann gut Wetter zu machen. »Im Grunde hast du recht. Wär ja bescheuert, so kurz vor dem Ziel aufzugeben. Lassen wir eben die dreihundert Mille sausen und kommen gleich zum groÃen Finale. War ja ohnehin alles nur ein Vorspiel.«
»Siehst du, so gefällst du mir schon
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