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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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besser.«
    Inzwischen hatten sie wieder den Rastplatz Nellenburg erreicht. Schon machte der Igelmann Anstalten, auszusteigen, als ihm noch etwas einfiel: »Ach ja, dieser Typ, der mir im Hödinger Wald gefolgt ist: Was passiert mit dem?«
    Â»Erst mal müssen wir rauskriegen, wer dahintersteckt und welche Pläne er verfolgt«, antwortete der Rothaarige ausweichend.
    Â»Und dann?«
    Â»Frag nicht so blöd. Wir müssen den Mann ausschalten, er weiß zu viel. Oder siehst du einen anderen Weg, uns der Gefahr einer vorzeitigen Entdeckung zu entledigen? Ich nicht. Im Gegenteil: Dieser Kerl wird mir immer unheimlicher. Ich hab da auch schon einen Plan. Lass mich nur machen.«
    * * *
    Â»Friedhelm Sonntag, Notar und Anwalt« verkündete das Schild am Eingang zur Kanzlei. Jo klopfte kurz an, ehe sie das Vorzimmer betrat. Die Angestellte an der Anmeldung brauchte einen Moment, um sie wiederzuerkennen. »Warten Sie … sind Sie nicht die Kommissarin von der Kripo? Ich hoffe, Sie haben diesmal einen Termin bei Herrn Sonntag.«
    Â»Leider nein, aber lassen Sie sich dadurch nicht davon abhalten, mich anzumelden. Er wird mich schnell wieder los sein, das verspreche ich Ihnen. Ich habe lediglich eine kurze Frage, die er im Übrigen bereits kennt. Am Besten zeigen sie ihm das hier, es wird seine Bereitschaft, mich zu empfangen, sicher erhöhen.« Jo händigte der Angestellten den Beschluss zur Akteneinsicht aus.
    Stirnrunzelnd überflog die Frau das Schreiben. Mit einer Handbewegung wies sie auf einen Stuhl, ehe sie in das angrenzende Büro entschwand. Jo hatte noch nicht richtig Platz genommen, da stand sie bereits wieder unter der Tür. »Bitte sehr«, sagte sie und ließ Jo passieren.
    Im Café Mokkas hatte der Notar Jo höflich, aber bestimmt abgefertigt. Heute sah die Sache etwas anders aus: Mit der Anordnung der Staatsanwaltschaft im Rücken würde ihm gar nichts anderes übrig bleiben, als ihr Einsicht in die Nachlassregelung zu gewähren und alle gewünschten Auskünfte zu erteilen.
    Nach einer verhältnismäßig kühlen Begrüßung griff Sonntag denn auch zu einer Akte und schlug sie auf. »Wenn ich mich richtig erinnere, wollten Sie wissen, wem die jüngst Verstorbene Magdalena von Hardenberg ihren Nachlass vermacht hat, richtig?« Er hob den Kopf und sah Jo ins Gesicht.
    Â»So ist es, Herr Sonntag. Die Gründe dafür hab ich Ihnen bereits bei unserem letzten Gespräch dargelegt.«
    Er nickte und suchte nach der entsprechenden Passage in der Verfügung. »Ah ja, da haben wir’s ja. Also …« Als wolle er die Spannung weiter erhöhen, machte er eine kleine Pause. Dann senkte er den Blick und las ab, was in der Akte stand.
    Im ersten Moment dachte Jo, sie hätte sich verhört. »Würden Sie das bitte noch einmal wiederholen?«
    Irritiert hob Sonntag für einen Moment den Kopf, ehe er Jos Wunsch nachkam. Nachdem er ein zweites Mal vorgelesen hatte, klappte er die Akte zu und stand auf.
    Mit einem Blick auf Jos verblüfften Gesichtsausdruck fragte er: »Gehe ich recht in der Annahme, dass die Antwort auf Ihre Frage nicht ganz zu Ihrer Zufriedenheit ausfiel?«
    Nun stand auch Jo auf und reichte ihm die Hand. »Aber ganz im Gegenteil, Herr Sonntag, sie stellt mich sogar außerordentlich zufrieden, ich kann’s nur nicht so zeigen. Berufskrankheit, wissen Sie. Haben Sie vielen Dank und einen schönen Tag noch.«
    Zwei Minuten später fand sich Jo auf der Bahnhofstraße wieder. Zweifelnd blickte sie zum Himmel hoch, doch was sie sah, war wenig erbaulich. Aus niedrig hängenden Wolken sprühte feiner Nieselregen, dazu war es merklich kühler geworden, die milden, sonnigen Spätherbsttage schienen endgültig vorüber zu sein. Mit resigniertem Seufzen hielt sie ihre Tasche über den Kopf, um ihre dunkle Lockenpracht vor dem sicheren Ruin zu retten. Hätte das verdammte Herbstwetter nicht einen Tag länger halten können?, grollte sie, während sie am Eingang zum Kurpark vorbeihastete. Wie gerne hätte sie sich jetzt auf eine Bank gesetzt und über das Gespräch mit dem Notar nachgedacht. Sie stellte sich die Gesichter ihrer Kollegen vor, wenn sie Ihnen die Namen der Erben verriet. Sie war sicher, allgemeines Aufatmen wäre die Folge, Erleichterung darüber, dass sie endlich das Motiv der Mordserie kannten. Es würde sie zwangsläufig zu

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