Seeteufel
Blatt, das er soeben aus seiner Tasche gezogen hatte. »Du schickst dieses Bild hier per Fax an unsere Augsburger Kollegen. Ich will wissen, ob der darauf abgebildete Mann an dem Arsenraub in der Apotheke beteiligt war ⦠Pass doch auf, Mädchen!«
Die letzten, hastig hervorgestoÃenen Worte galten Jo, die in dem vergeblichen Bemühen, einen Blick auf das Bild zu erhaschen, beinahe das Steuer verrissen hätte.
»Wo haben Sie denn das her?«, staunte Vögelein.
»Und ihr, wo habt ihr bloà eure Augen? Davon lag ein ganzer Stapel neben dem Ausgang. Offenbar ein Flyer, mit dem die Sekte neue Mitglieder wirbt. Den Text kannst du vergessen, aber das Bild ist echt gut. Es zeigt den groÃen Meister in seiner ganzen eindrucksvollen Schönheit.«
»Der Meister, der seinen Schäfchen ihre Sünden vergibt und ihnen das ewige Leben schenkt â wo bekommt man das heute noch?«, nickte Jo.
»Ist euch sonst noch was aufgefallen?«, fragte Wolf.
Ratlos blickten sich Jo und Vögelein an. »Was meinen Sie?«, fragte Jo schlieÃlich.
»Ich sage nur: das Kreuz.«
»Sie meinen das Kreuz, mit dem Bretschwiler seinen Hokuspokus veranstaltet?«
»Genau.«
Abermals wechselten Jo und Vögelein einen Blick.
»Nun spucken Sieâs schon aus.«
»Bretschwilers Kreuz gleicht aufs Haar dem Amulett, das wir vor einigen Tagen in der Bootshalle sichergestellt haben.«
Hanno Vögelein bekam groÃe Augen. »Moment mal, gab es dort nicht auch einen Mirko? Dieser redefaule Platzwart, Sie erinnern sich, Chef?«
Nun war es an Wolf, sich mit der flachen Hand an die Stirn zu schlagen. »Klar doch, daher kenn ich den Kerl. Beim letzten Mal hatte er âne Mütze auf, deshalb bin ich nicht gleich draufgekommen. Gut aufgepasst, Hanno. Vielleicht sind wir ja doch auf der richtigen Fährte?«
*Â *Â *
Der unscheinbare dunkelblaue Toyota preschte auf der autobahngleichen BÂ 31 in Richtung Ãberlingen. Am Rastplatz Nellenburg, unterhalb der gleichnamigen Burgruine und halbwegs zwischen dem Kreuz Hegau und Ãberlingen, drosselte er das Tempo. Entschlossen setzte er den Blinker und steuerte den Rastplatz an.
Nachdem der Rothaarige die Reihen der abgestellten Pkws und Trucks suchend abgefahren hatte, hielt er kurz an. Ganz offensichtlich war das Fahrzeug, nach dem er Ausschau gehalten hatte, noch nicht da. Nun hieà es warten. Nach kurzem Ãberlegen fuhr er in eine Lücke zwischen zwei Brummis; hier würde man ihn nicht so leicht sehen, falls zufällig ein Bekannter aufkreuzen sollte.
Endlose Minuten verstrichen. Immer unruhiger trommelten seine Finger auf das Lenkrad, das Warten ging ihm an die Nerven. Nur gut, dass sie es bald hinter sich hatten. Kaum hatte ihn dieser Gedanke etwas beruhigt, tauchte in der Einfahrt ein dunkelgrauer Audi auf. Langsam passierte er die parkenden Fahrzeuge. Als der Fahrer den Toyota entdeckte, stellte er sich unmittelbar dahinter und stieg aus.
»Wo bleibst du denn, verdammt noch mal«, explodierte der Rothaarige, kaum dass der Igelmann neben ihm Platz genommen hatte.
»Sag mir lieber, was los ist«, verlangte dieser ungerührt.
Statt einer Antwort startete der Rothaarige den Motor und fuhr vorsichtig aus der Parklücke heraus, dabei misstrauische Blicke auf seine Umgebung werfend. Sekunden später erreichte er die BundesstraÃe, in zügigem Tempo fuhr er auf Ãberlingen zu.
»Was los ist, fragst du? Der Teufel ist los! Vergessen wir mal die Tatsache, dass wir seit zwei, drei Tagen einen Schnüffler in unseren Reihen haben â weià der Geier, wer uns diese Laus in den Pelz gesetzt hat. Ich will auch nicht näher auf deinen gründlich schiefgegangenen Plan eingehen, der Frau im Hödinger Wald den Garaus zu machen. Im Verhältnis zu unseren wirklichen Problemen ist das alles Pipifax.«
»Von welchen Problemen redest du, verdammt noch mal?«
Der Rothaarige wurde plötzlich laut. »Ich rede davon, dass dir jemand während der ganzen gottverdammten Hatz auf diese Winter gefolgt sein muss, ohne dass es dir aufgefallen ist â oder denkst du, der liebe Gott hat diesen Wolf auf den Plan gerufen? Ich rede davon, dass sich seit zwei Tagen die Kripo für dich interessiert. Und ich rede davon, dass dieser Wolf vor kaum einer Stunde bei Gabriello war und ihm äuÃerst unangenehme Fragen gestellt hat.«
»Was, die waren bei
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