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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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den Tätern führen.
    Als sie bei ihrem Wagen angelangt war, sah sie auf die Uhr: halb drei. Wenn sie sich beeilte, bekam sie sogar noch einen weiteren Knopf an die Geschichte. Sie wollte noch mal zu der Fleischfabrik in Singen fahren und dem polnischen Arbeiter das Phantombild zeigen. Immerhin hatte er einem der Täter gegenübergestanden.
    Tom Schürmann fiel ihr ein und der verpatzte gestrige Abend. Lag die Fahrt mit ihm tatsächlich erst einen Tag zurück? Kaum zu glauben. Ob sie ihn noch einmal anrufen sollte? Besser nicht. Sie hatte noch sein schnippisches »Vielleicht ein andermal« im Ohr, als sie sich bei ihm entschuldigt hatte. Obwohl sie ihn sogar verstehen konnte. Wer ließ sich schon gerne auf eine Beziehung ein, bei der bereits das erste Rendezvous unter einem ungünstigen Stern stand?
    Andererseits war es geradezu lächerlich, bereits jetzt von einer Beziehung zu reden. Sie hatten sich zum Essen verabredet, nicht mehr und nicht weniger. Natürlich war ihr Tom sympathisch gewesen, sie hatte seine lockere, freundliche Art vom ersten Augenblick an gemocht. Das war’s aber auch schon. Warum also sollte sie sich zieren, ihn anzurufen und einzuladen? Mehr als absagen konnte er nicht.
    Ãœberleg nicht so viel! Nimm dein Handy und ruf ihn an. Alles Weitere wird sich finden, sagte ihr eine innere Stimme.
    Â»Tom Schürmann hier.«
    Pause.
    Â»Ist da jemand? Hallo?«
    Â»Hallo Tom, hier ist Jo.«
    Â»Ah, die Frau Kommissarin. Was kann ich für Sie tun? Lassen Sie mich raten: Sie brauchen mein Taxi, stimmt’s?«
    Das wäre ja reine Geldverschwendung und vollkommen albern. Sie müsste ihr eigenes Auto hier stehen lassen und später wieder abholen.
    Â»Wären Sie denn frei?«, hörte sie sich sagen.
    Â»Kommt drauf an, wann?«
    Â»Wie wär’s mit gleich? Ich muss noch mal nach Singen.«
    Â»Das ginge. Wo sind Sie gerade?«
    Â»Bahnhofstraße. Gegenüber dem Eingang zum Kurpark.«
    Â»Bin sofort da.«
    Das leichte Nieseln hatte sich zwischenzeitlich zu einem veritablen Landregen gemausert. Dunkle Wolkengebirge verfinsterten den Himmel, Wasserschleier jagten waagrecht die Bahnhofstraße entlang. Jo fand hinter einem Baum notdürftig Schutz.
    Endlich kam Schürmanns Taxi. Die wenigen Schritte bis zum Wagen reichten aus, um Jo bis auf die Haut zu durchnässen. Erleichtert atmete sie auf, als sie die Wagentür hinter sich zuzog.
    Â»Hallo, Lady«, wurde sie von Tom empfangen. Er reichte ihr ein kleines Handtuch hinüber. »Ist frisch«, bemerkte er. »Hab mir schon gedacht, dass ich Sie pitschnass auflesen muss. Ein Schirm passt nämlich nicht zu Ihnen.« Er lachte amüsiert und fuhr los.
    Â»Moment, fahren Sie nicht zur B 31 hoch?«, fragte Jo, während sie sich mit dem Handtuch die Haare trocknete.
    Â»Ist leider gesperrt. Ein Unfall.« Angestrengt starrte er geradeaus. »Die Sturmfrisur steht Ihnen gut«, versicherte er nach einem kurzen Seitenblick auf ihre Haare.
    Die weitere Fahrt war nicht dazu angetan, sich auszutauschen. Zu sehr nahmen Verkehr und Straßenzustand Schürmanns Aufmerksamkeit in Anspruch. Die Scheibenwischer konnten die Wassermengen kaum bewältigen. Immer wieder kamen ihnen Fahrzeuge ohne Licht entgegen, sodass sie erst im letzten Moment erkennbar wurden. Mehr als einmal fluchte Tom Schürmann lauthals über die Unvernunft mancher Zeitgenossen.
    Hinter Radolfzell wurde es etwas besser. Kaum zehn Minuten später trafen sie in Singen ein, wo das Unwetter vorübergehend von einem normalen Landregen abgelöst wurde.
    Â»Bitte warten Sie hier auf mich. Müsste diesmal etwas schneller gehen«, bemerkte Jo beim Aussteigen und hastete mit eingezogenem Kopf dem Eingang des SFV -Verwaltungsgebäudes entgegen.
    Â»Ich muss eine Auskunft von Herrn Kacinsky haben. Würden Sie ihn bitte kurz herholen?«, verlangte Jo und zeigte Ihren Dienstausweis vor.
    Â»Tut mir leid, Herr Kacinsky arbeitet nicht mehr bei uns.«
    Â»Das kann nicht sein. Würden Sie sich bitte noch einmal vergewissern? Ich habe gestern erst hier im Haus mit ihm gesprochen. Da war keine Rede davon, dass er den Betrieb verlassen will.«
    Â»Und dennoch arbeitet er nicht mehr hier! Ich werde ja wohl über unsere Mitarbeiter Bescheid wissen.«
    Â»Davon möchte ich mich selbst überzeugen«, rief Jo über die Schulter zurück und steuerte bereits die Tür an, die

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