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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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etwas Bestimmtes?«
    Ohne dass sie sein Herannahen bemerkt hatten, stand ihnen plötzlich ein braun gebrannter, etwa vierzigjähriger Mann gegenüber, der sich mit den Fingern ein paar strohblonde Strähnen aus dem Gesicht wischte. Er war trotz der Kühle mit weißen Shorts und einem T-Shirt in den Vereinsfarben bekleidet; darüber trug er eine dunkelblaue Jacke aus wetterfestem Material, auf deren Brust das Clubemblem prangte.
    Â»Entschuldigen Sie, dass wir hier einfach so eindringen«, sagte Wolf und hielt dem Mann seinen Dienstausweis hin. »Wir sind von der Kripo Überlingen, mein Name ist Wolf, das ist mein Kollege Vögelein. Wir möchten gerne einen Blick in Ihr Bootshaus werfen. Geht das?«
    Â»Wegen des Vorfalls gestern Nacht?«
    Â»Sie wissen davon?«
    Â»Klar. Wir hätten allerdings gar nichts davon bemerkt, wenn heute früh nicht die Türen offen gestanden wären – es wurde ja kein Schaden angerichtet.«
    Â»Also wird die Halle am Abend abgeschlossen?«
    Â»So ist es, auch das Eingangstor, durch das man vom Strandweg her das Gründstück betritt. Normalerweise ist das Mirkos Sache, der macht hier, wenn Sie so wollen, den Platzwart und Hausmeister. Ausgerechnet gestern aber war ich der Letzte, der das Gelände verließ. Ich habe mich selbst davon überzeugt, dass auch alles dicht ist.«
    Â»Sie führen beim Trainingsbetrieb die Aufsicht?«, übernahm nun Vögelein.
    Â»Meistens. Ich bin Trainer, Betreuer, Beichtvater, Organisator, Sponsor, alles in einer Person – die Mutter des Vereins sozusagen. Grupp ist mein Name.«
    Â»Haben Sie eine Erklärung, wie die Täter in die verschlossene Halle gelangt sein könnten, Herr Grupp? Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wurde ja keine Gewalt angewendet.«
    Â»Fragen Sie mich was Leichteres. Jedenfalls fehlt kein Schlüssel, das steht fest.«
    Â»Ist dieser Mirko zu sprechen? Ich meine, ist er hier?«
    Â»Was wollen Sie denn von ihm?«
    Â»Ist er hier?«
    Â»Klar. Nach dem Vorfall heute Nacht hab ich ihn hergerufen. Aber er wird Ihnen auch nicht weiterhelfen können.« Er drehte sich kurz um und suchte mit den Augen das Gelände ab. Dann rief er: »Mirko, komm mal her.«
    Ein kräftiger junger Mann mit leuchtend gelber Baseballmütze drehte sich zu ihnen um. Nach kurzem Überlegen ließ er die vier Riemen, die er gerade zum Bootssteg tragen wollte, auf den Boden fallen und bewegte sich aufreizend langsam auf sie zu.
    Â»Wie oft soll ich dir noch sagen, du sollst sorgsamer mit dem Gerät umgehen!«, fuhr Grupp ihn an. Er schien nicht gerade zu Mirkos Freunden zu zählen. »Diese beiden Herren hier sind von der Kripo, Sie haben ein paar Fragen an dich.«
    Â»Fragen?«, antwortete Mirko misstrauisch. Jetzt erst sah Wolf den Zahnstocher, der aus seinem Mund ragte.
    Â»Eigentlich nur eine: Ist Ihnen gestern oder in den Vortagen irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen, das im Zusammenhang mit dem Vorgang in der vergangenen Nacht stehen könnte?«
    Â»Nein, nichts.«
    Â»Die Schlüssel sind vollzählig und die Schlösser nicht beschädigt, stimmen Sie dem zu?«
    Â»Ja«, erwiderte Mirko einsilbig. Dabei zog er den Zahnstocher heraus und blickte gelangweilt in die Runde.
    Wolf und Vögelein sahen sich an. Dieser Mirko schien von der Vorstellung, mit ihnen zu kooperieren, nicht sonderlich begeistert, der Geier mochte wissen, warum! Da jedoch nach Grupps Aussage kein Schaden vorlag und der Verein aus diesem Grund auch keine Anzeige erstatten wollte, sah Wolf im Augenblick von weiteren Fragen ab.
    Â»Hanno, nimmst du bitte die Personalien der beiden Herren auf?« An Grupp gewandt, fügte er hinzu: »Reine Routine! Können wir anschließend in die Halle?«
    Â»Aber bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.«
    Die Halle diente im Wesentlichen als Bootslager, darüber hinaus gab es noch eine Werkstatt, zwei Umkleideräume sowie Duschen und Toiletten. Ihr Inneres entsprach exakt Jos Schilderung – bis auf die Lichtverhältnisse. Zu dieser Tageszeit war es durch die Oberlichter ausreichend hell, sodass kein künstliches Licht erforderlich war. Wolf überzeugte sich davon, dass die Deckenlampen für die Halle von beiden Zugängen aus geschaltet werden konnten.
    Aufmerksam schritten Wolf und Vögelein sodann den Gang zwischen dem linken Bootsregal und der Außenwand ab –

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