Seeteufel
zwei Tagen zermartern wir uns das Hirn, wer oder was hinter der Tat stecken könnte, aber keine Spur, weder zu den Tätern noch zu einem Motiv. Das gibtâs doch nicht!«
»Vielleicht ist Ihre Ãberlegung in Bezug auf die Witwen doch nicht so verkehrt, Chef?«, warf Jo nachdenklich ein.
»Welche Ãberlegung?«, fragte Vögelein und runzelte die Stirn.
Jo schilderte ihm in aller Kürze, was Wolf und sie bei der Herfahrt besprochen hatten.
»Finde ich etwas weit hergeholt«, winkte Vögelein zweifelnd ab. »Vielleicht sollten wir zunächst einmal über die Faktenlage reden. Da wäre zum Beispiel dieser Fiat, mit dem Karin Winter auf der Fahrt zur Birnau beschattet wurde: die KTU hat den Wagen unter die Lupe genommen, aber nichts Erhellendes gefunden, was kein Wunder ist, schlieÃlich wurde das Fahrzeug von mehreren Betriebsangehörigen genutzt. Gleiches gilt übrigens für die Fahrzeugschlüssel, insgesamt vier an der Zahl. Dann zu dem Golf, mit dem der Penner gestern Abend unterwegs war, der so unsanft mit Jo zusammengestoÃen ist.«
»ZusammengestoÃen ist gut â¦Â«
»Bekanntlich wurde das Fahrzeug noch gestern Abend von der Halterin, dieser Monika Bächle vom âºSeekurierâ¹, als gestohlen gemeldet. Und das finde ich, gelinde gesagt, schon etwas eigenartig â¦Â«
»Dass sie den Verlust ihres Wagens gemeldet hat?«, fragte Jo.
»Nein. Dass damit gleich zwei Fahrzeuge mit einem Bezug zum âºSeekurierâ¹in die Geschichte involviert sind â oder wie würdest du das bezeichnen?«
Eine Streife hatte den Golf kurz nach Mitternacht vor dem Bahnhof Ãberlingen West aufgefunden. An der Fahrertür hatten die Beamten Spuren eines Aufbruchs entdeckt, auÃerdem hingen unter der Lenksäule Kabel hervor, der Täter hatte den Wagen kurzgeschlossen.
»Das Untersuchungsergebnis der Spurensicherung für den Golf steht leider noch aus«, fuhr Vögelein fort. »Vielleicht sollten Sie den Kollegen in der Technik etwas Dampf machen, Chef.«
»Mach ich«, nickte Wolf. »Zusammengenommen heiÃt das doch, wir haben mal wieder unser gesamtes Pulver verschossen, ohne einen Treffer zu landen.«
»So würde ich das nicht sehen, Chef«, widersprach Jo. »Noch haben wir einige Eisen im Feuer, angefangen bei den Recherchen über die Erbangelegenheiten bis hin zu den Fahndungsaufrufen. AuÃerdem stehen noch verschiedene Ermittlungen an. Ich denke da an das Auge, das man der Winter in die Wohnung gelegt hat. So was lässt sich nicht einfach beim Metzger um die Ecke beschaffen.«
Wolf rückte sein Barett, das abzustürzen drohte, wieder gerade und setzte sich aufrecht hin. »Entschuldigt meine Unkerei. Du hast natürlich recht! Hoffentlich schafft es Sommer, uns die Medien noch ein, zwei Tage vom Hals zu halten. Das fehlte noch, dass uns eine sensationslüsterne Reportermeute die Bude einrennt und am Arbeiten hindert.«
Kurz vor zehn machte sich Wolf auf den Weg zu Karin Winter â natürlich zu FuÃ, denn noch immer meinte es das Wetter gut mit der Seeregion. Der im Spätherbst gefürchtete Nebel war schon den zweiten Tag ausgeblieben, die Sonne strahlte mit den Menschen um die Wette, ganz verwegene Zeitgenossen hatten sogar ihre Jacke zu Hause gelassen. So weit wollte Wolf aber dann doch nicht gehen, Ãbertreibungen jeder Art waren ihm zuwider. AuÃerdem: Wo sonst hätte er den ganzen Kleinkram unterbringen sollen, der bei AuÃeneinsätzen unabdingbar war, wenn nicht in den Jackentaschen?
Wolf war häufiger und gern gesehener Gast beim »Seekurier« ; niemand hatte je etwas dabei gefunden, wenn er einen Redakteur oder eine Redakteurin an deren Arbeitsplatz aufsuchte. Heute schien sein Erscheinen jedoch wenig Freude auszulösen. Karin Winter hob kaum den Kopf, als er sich neben sie stellte.
»Ich stecke mitten in einem Artikel, Herr Wolf, auÃerdem habe ich in einer knappen Stunde einen Termin in Markdorf. Tut mir leid, zu jeder anderen Zeit gerne, aber nicht jetzt«, beschied sie ihn und hämmerte wie wild auf ihre Tastatur ein.
»Es gibt ein paar Neuigkeiten, ich dachte, das interessiert Sie. Geben Sie mir wenigstens fünf Minuten.«
Karin Winter seufzte ergeben. »Also gut, weil Sieâs sind. Aber machen Sieâs kurz, bitte. Und stören Sie sich nicht daran, wenn ich mich zwischendurch mit meinem Drucker
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