Seeteufel
beschäftige.«
Wolf schilderte in Kurzfassung, was die KTU in Karin Winters Wohnung gefunden hatte. Viel zu schildern gab es ohnehin nicht. Er bestätigte Ottos Tod durch Arsen und ging kurz auf Jos Zusammenstoà im ÃRC -Bootshaus ein, wobei er den gestohlenen Golf nur am Rande erwähnte. Als der Name Monika Bächle fiel, zuckte Karin kurz zusammen, doch gleich darauf forderte ein Papierstau im Drucker ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Danach kam Wolf auf den entscheidenden Punkt zu sprechen, die Phantombilder. Karin war ganz Ohr, hektisch machte sie sich Notizen für die erforderliche Meldung und sagte eine entsprechende Platzierung an prominenter Stelle zu.
»Und was ist aus der Liste der verstorbenen Witwen geworden?«, fragte sie nach einem schnellen Blick auf ihre Armbanduhr.
»Wir sind dran. Sobald ich mehr weiÃ, melde ich mich.«
Da Wolf nun schon mal im Haus war, lag es nahe, auch ein paar Worte mit Monika Bächle zu wechseln. Er fand sie im Vorzimmer des Chefredakteurs und bat sie, ihm noch einmal die Begleitumstände des Fahrzeugdiebstahls zu schildern.
Viel kam dabei allerdings nicht heraus. Sie hatte nach Dienstschluss im Kaufhaus May vorbeigeschaut und ihren Wagen unweit davon auf einem Parkplatz abgestellt. Als sie nach dem Einkaufen auf den Platz zurückkam, stand dort anstelle ihres eigenen Wagens ein fremdes Fahrzeug. Es folgte der übliche Alptraum: zunächst Zweifel, sich im Platz geirrt zu haben, danach eine hektische Suche, die sich schlieÃlich zur Panik steigerte. Irgendwann musste sie sich eingestehen, dass ihr Wagen weg war.
»Erinnern Sie sich an den genauen Zeitpunkt?«
»Das muss so um fünf herum gewesen sein«, antwortete sie schniefend.
Kommt genau hin, dachte Wolf. »Sie hatten Ihren Wagen ordnungsgemäà abgeschlossen, nehme ich an?«
»Natürlich, ich schlieÃe immer ab, da bin ich viel zu gewissenhaft. Oft lauf ich sogar noch einmal zurück, um mich davon zu überzeugen.«
»Soweit wir wissen, wurde Ihr Golf gegen zwanzig Uhr dreiÃig von einem Mann aus dem Parkhaus Innenstadt weggefahren, und zwar in Richtung MühlenstraÃe/Nussdorfer StraÃe. Kurz darauf stellte er den Wagen für etwa eine halbe Stunde auf dem Parkplatz des Strandbades Ost ab, danach verliert sich seine Spur. Ist Ihnen in diesem Zeitraum â eventuell auch schon früher â irgendetwas aufgefallen, das damit in Zusammenhang stehen könnte?«
»Nein, absolut nichts ⦠weià man eigentlich Näheres über den Mann?«
Wolf schilderte ihr kurz dessen ÃuÃeres. »Kennen Sie jemanden, auf den diese Beschreibung zutrifft?«
Monika Bächle schüttelte den Kopf. »Klingt ein bisschen wie ein Penner, kann das sein?«
»Sagen wir mal so: Er kleidet sich zumindest wie ein solcher«, antwortete Wolf sibyllinisch.
Kaum hatte er die Redaktionsräume in der Greth verlassen, rief er Vögelein an. Er bat ihn, am Postamt mit einem Wagen auf ihn zu warten. Sie würden dem Bootshaus des Ãberlinger Ruderclubs einen Besuch abstatten, fügte er hinzu. Jetzt, am späten Vormittag, konnte man dort sicher jemanden antreffen, hatte er sich ausgerechnet, und ein Rundgang durch die Halle würde Jos Schilderung abrunden.
Seltsam gelöst spazierte er sodann die Promenade entlang und passierte den Mantelhafen, wo er ein paar Worte mit den Kollegen der Wasserschutzpolizei wechselte, die hier ihre Boote liegen hatten. Im Weitergehen ertappte er sich dabei, eine Melodie vor sich hinzupfeifen, die verdächtig nach der Marseillaise klang. Kurz darauf erreichte er auch schon die Grünanlage vor der Post, an deren Ende Hanno Vögelein mit einem Dienstwagen auf ihn wartete und ihm die Autotür aufhielt.
Fünf Minuten später trafen sie auf dem ÃRC -Gelände ein. Obwohl die aktive Saison bereits vor zwei Wochen mit dem traditionellen Abrudern beendet worden war, herrschte hier noch immer reges Treiben. Jungvolk lief hin und her, vermutlich eine Schulklasse, die in ihrer Sportstunde zu Ruderversuchen verdonnert worden war, vier kräftige junge Männer trugen kopfüber einen Vierer zum Bootssteg, wo sie ihn auf Kommando ins Wasser setzten, wieder andere schleppten Riemen herbei. Ganz vorne am Steg machte sich ein Trainer bereit, den Vierer in einem Motorboot zu begleiten, sicher würde seine Flüstertüte das Letzte aus den Jungs herausholen.
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