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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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die Eingangstür unterbrochener Einbauschrank. Die verbleibende Fläche teilten sich ein gewaltiger Schreibtisch, auf dem ein 21-Zoll-Monitor und ein Laptop dominierten, ein Besprechungstisch mit sechs Stühlen direkt gegenüber sowie ein Glasgefäß vom Ausmaß einer überdimensionalen Badewanne, das sich bei näherem Hinsehen als magisch beleuchtetes Aquarium erwies.
    Â»Guten Tag, die Herren. Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Zu Wolfs Verwunderung schien Hirths Stimme aus dem Aquarium zu kommen. Dabei handelte es sich allerdings um eine akustische Täuschung, denn unvermittelt tauchte Hirths Kopf hinter dem Glasungetüm auf. Er hatte ein Döschen in der linken Hand, vermutlich Fischfutter, das er nun sorgsam verschloss und anschließend in eines der Schrankelemente stellte. Wolf konnte sich im Moment nicht erinnern, Hirth jemals bei einer anderen Tätigkeit als dem Füttern seiner Fische angetroffen zu haben, von seinen Auftritten im Gerichtssaal abgesehen.
    Ohne Eile öffnete der Staatsanwalt sodann eine andere Schranktür, hinter der ein Waschbecken zum Vorschein kam, an dem er sich sorgfältig die Hände wusch. Derweil hatte Sommer an dem Besprechungstisch Platz genommen. Mit einem kurzen Wink forderte er Wolf auf, es ihm gleichzutun. Sommer konnte sich das leisten; er war mit Hirth gut befreundet, was sich in der Vergangenheit schon mehrfach als äußerst hilfreich erwiesen hatte.
    Endlich nahm sich Hirth Zeit für seine Besucher. Zunächst schilderte Wolf den Hintergrund des aktuellen Falles, ganz besonders stellte er die Tatsache heraus, dass die Zahl der Todesfälle bei der fraglichen Zielgruppe ab Mitte des Jahres auffällig angestiegen war. Dezidiert wies er dann auf die Leichenschau hin, bei der dem untersuchenden Arzt vorübergehend Zweifel über die Todesursache gekommen waren.
    Â»Vor diesem Hintergrund halten wir eine Exhumierung der alten Dame mit nachfolgender Obduktion für zwingend erforderlich«, schloss Sommer.
    Gespannt blickten die beiden auf den Staatsanwalt. Seine Beurteilung würde darüber entscheiden, ob sie in dieser Sache weiterkamen. Eine volle Minute lang rieb sich Hirth die Nase, ehe er aufstand und zu seinem Schreibtisch hinüberging. Er nahm den Telefonhörer ab und drückte eine Taste.
    Â»Staatsanwaltschaft Überlingen, Hirth. Guten Tag. Ich brauche einen Termin für eine Exhumierung. Es ist dringend.« Er las Name, Geburts- und Sterbetag der zuletzt verblichenen alten Dame von einem Zettel ab, den Wolf ihm gereicht hatte. Es folgte eine kurze Pause, ehe er weitersprach: »Ja, ich notiere! Gut! Vielen Dank auch. Auf Wiederhören.«
    Dann setzte er sich wieder zu ihnen an den Tisch. »Sechzehn Uhr auf dem Überlinger Hauptfriedhof. Schneller ging’s nicht«, grinste er.
    Â»Und ich hab schon befürchtet, wir müssten bei Richter Dieterich antreten«, grinste Sommer zurück.
    Â»Wieso? Wir sind doch hier nicht im Kindergarten, wo man bei jedem Problem erst mal die Tante Richter fragen muss«, flachste Hirth, wurde jedoch sofort wieder ernst. »Nein, lieber Ernst, dafür reicht die Entscheidungsbefugnis der Staatsanwaltschaft voll und ganz aus. Möchte nicht wissen, wie der Richter die Sache beurteilt hätte. Zumindest hättet ihr eine Menge Zeit verloren.«
    Sommer hatte Wolf gebeten, ihn noch kurz in sein Büro zu begleiten. »Kaffee?«, fragte er auf dem Weg durch das Vorzimmer.
    Wolf wehrte ab. »Danke.«
    Â»Was heißt das – danke ja oder danke nein?«
    Â»Eher nein, nicht vor dem Essen. Sag mir lieber, was noch anliegt, mir brennt die Zeit unter den Nägeln.«
    Â»Also: Morgen erscheinen die Phantombilder zu eurem Fall in der Presse, richtig?«, fragte Sommer, als sie Platz genommen hatten.
    Wolf nickte. »In allen Zeitungen der Region, hoffe ich.«
    Â»Genau darauf will ich hinaus. Erfahrungsgemäß laufen nach einem solchen Aufruf die Telefone heiß. Das bedeutet, ihr braucht Verstärkung. Deshalb bilden wir eine Soko. Die Leitung übernimmt das D1, also du, Leo. Nimm einen deiner Leute …«
    Â»Vögelein«, warf Wolf dazwischen.
    Â»Gut, also Vögelein. Dazu stellen die anderen Dezernate je einen Kollegen ab. Damit verfügst du ab morgen früh über eine Soko von fünf Leuten. Das müsste fürs Erste reichen, um allen eingehenden Hinweise nachzugehen. Ich werde die Dezernatsleiter sofort

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