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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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schilderte er Jo die Ereignisse vom frühen Morgen.
    Â»Moment mal, Chef. Die Diagnose des Notarztes lautete also: im Suff erfroren – hab ich das richtig verstanden?«
    Â»Genau so war’s.«
    Â»Wieso scharren Sie dann mit den Hufen? Ich meine, gibt es einen Anlass, irgendeinen noch so klitzekleinen Grund, der Aussage des Docs zu misstrauen?«
    Â»Im Gegenteil! Alles, was er sagte, hatte Hand und Fuß. Ich denke, die Obduktion wird das bestätigen. Trotzdem … wie soll ich sagen …«
    Â»Aha, Sie haben mal wieder so ein Gefühl, stimmt’s?«
    Â»Na ja … ich frage mich zum Beispiel, wie sie es mit dem Kahn von Überlingen nach Nussdorf geschafft haben. Die Nacht war windstill, die beiden Stadtstreicher können also nicht abgetrieben sein, und rudernd haben sie die Entfernung todsicher nicht bewältigt, warum auch? Natürlich kann ich mich irren, ich hoffe es sogar. Dann haben wir wenigstens die Untersuchungsergebnisse bestätigt.«
    Â»Okay. Wie gehen wir vor?«
    Â»Lass mich noch schnell mit der Spurensicherung sprechen, ehe wir abrauschen.«
    Â»Abrauschen? Wohin?«
    Â»Wir werden die Pennerszene ein bisschen aufmischen.«
    * * *
    Zu Wolfs Genugtuung hatte sich der Nebel gegen Mittag aufgelöst. Unschuldig strahlte die Sonne vom Himmel und es war leidlich warm – viel mehr konnte man von einem Spätherbsttag wohl kaum erwarten. Da sich die angekündigten Nachforschungen zumindest vorerst auf die Innenstadt beschränken würden, verordnete Wolf ihnen einen Fußmarsch.
    Â»Fangen wir bei der Diakonie an, genauer gesagt: bei deren Suppenküche«, schlug er vor. »Vielleicht haben wir Glück, und die beiden Toten haben zu Lebzeiten dort verkehrt. Wenn es uns gelingt, ihre Namen und ihren Schlafplatz zu ermitteln, sind wir einen großen Schritt weiter.«
    Die Suppenküche, vor gut zehn Jahren von sozial engagierten Bürgern ins Leben gerufen und ausschließlich aus Spenden finanziert, lag in der Altstadt, unweit des Münsters, ein Stück die Krummebergstraße hinauf.
    Ein großer, düster anmutender Raum mit mannshoher Holzvertäfelung an den Wänden empfing sie. Die schlichte Möblierung wirkte auf Wolf wie eine Mischung aus Bahnhofswartesaal und Vorstadtwirtshaus. Das Gebäude musste einst ein stattlicher Gasthof gewesen sein, wie die respektable Biertheke im hinteren Teil des Saales und eine Reihe alter Emailschilder mit längst vergessenen Brauereinamen an den Wänden verrieten.
    Wolf wusste, dass dieses Haus in Überlingens brauner Vergangenheit eine ziemlich unrühmliche Rolle gespielt hatte. Sein Vater hatte ihm mehrfach von Parteiversammlungen erzählt, zu denen er, zusammen mit seiner Klasse, abkommandiert worden war. Das musste so um 1942 gewesen sein.
    Es war schwer, sich das heute vorzustellen: der gleiche Saal, vermutlich nicht viel anders eingerichtet, rauchgeschwängert und voller lauter Menschen, viele davon in brauner Uniform … schon irgendwie komisch.
    Jos Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück. »Was ist nun, Chef? Sollten wir uns nicht langsam zur Essensausgabe durchschlagen?«
    Â»Wie bitte? Ach so, ja, natürlich.« Wolf verscheuchte seine Gedanken. Rasch bewegte er sich an der Schlange wartender Menschen vorbei auf den Tisch zu, auf dem zwei große dampfende Kessel standen. Hinter dem Tisch standen ein Mann und eine Frau und schöpften eine dicke Suppe in die Gefäße, die ihnen die Wartenden hinstreckten.
    Wolf stellte sich mit breitem Rücken vor die Frau und sagte halblaut: »Grüß Gott. Mein Name ist Wolf, Kripo Überlingen. Würden Sie uns bitte eine kurze Frage beantworten?«
    Unbeirrt fuhr die Frau mit ihrer Tätigkeit fort, sie hob nicht einmal den Kopf. »Da haben Sie sich den schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht. Sie sehen ja, was hier los ist.«
    Â»Hat einer unserer Gäste etwas angestellt?«, mischte sich der Mann neben ihr ein. »Wer ist es diesmal?«
    Wolf hielt der Frau ein Foto hin, das er von den Kollegen der Spurensicherung erhalten hatte. »Kennen Sie die beiden?«
    Die Frau hielt kurz inne und starrte auf das Bild. »Um Gottes willen, was ist denn mit denen passiert?«
    Â»Also kennen Sie sie?«
    Â»Ja … das heißt, nein … kennen ist zu viel gesagt. Der linke ist jedenfalls Einstein, so haben ihn seine Kumpel genannt.«
    Â»Und

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