Seeteufel
Ganges wegen verpasst hatten. »Hallo, Göbbels! Keine Sorge, wir kommen nicht euretwegen. Ihr wisst, solange ihr euch gesittet aufführt, habt ihr die gleichen Bürgerrechte wie alle anderen auch.«
»Hört, hört â das sind ja ganz neue Töne! Sagen Sie das mal ihren Kollegen vom Streifendienst, die behandeln uns nämlich wie den letzten Dreck, stimmtâs, Leute?« Ringsum zustimmendes Grölen.
Einer der Männer war in der Zwischenzeit aufgestanden und begann, mit lauernden Blicken um Jo herumzutänzeln. »Na, meine SüÃe, behandelt er dich auch gut, dein Herr Kommissar? Falls er dir Ãrger macht ⦠bei uns wirst du jederzeit mit offenen Armen empfangen, nicht wahr, Leute? Wir mögen so junges, zartes Gemüse, weiÃt du â¦Â« Seine Stimme klang, als würde eine Katze stranguliert.
»Halt die Klappe, Mücke!«, unterbrach ihn die einzige Frau der Gruppe brüsk. »Setz dich wieder hin, du alter Bock!«
Jo fühlte sich von dem Vorfall keineswegs eingeschüchtert, im Gegenteil. Sie demonstrierte Selbstbewusstsein, indem sie, ungeachtet des sich verdichtenden animalischen Geruchs, einen Schritt auf die Gruppe zutrat und sich an ihren Wortführer Göbbels wandte: »Wir hätten nur gern eine kleine Auskunft von Ihnen.«
»Eine Auskunft? Worüber? Und was haben wir davon?«
»Hier, sieh dir dieses Foto an«, mischte sich Wolf ein. »Kennt einer von euch die beiden?«
Göbbels nahm Wolf das Bild aus der Hand. Interessiert beugten sich einige der Umsitzenden zu ihm hinüber.
»Klar, das sind Havanna und Einstein. Hab ich doch schon gesagt.«
Wolf stutzte. »Gesagt? Wem?«
»Da war diese Tussi von der Zeitung hier, heute früh. Hat uns praktisch das gleiche Bild unter die Nase gehalten. Aber die hat sich wenigstens erkenntlich gezeigt. WeiÃ, was sich schickt, die Frau.«
Jo warf Wolf einen schnellen Blick zu. »Die Winter?«, fragte sie erstaunt.
»Wer sonst«, entgegnete Wolf. In seiner Stimme mischte sich Ãrger mit Hochachtung. Dann wandte er sich erneut an Göbbels: »Wann habt ihr Einstein und Havanna zum letzten Mal gesehen?«
Göbbels blickte fragend auf seine Vasallen, ehe er antwortete: »Ist schon einige Tage her. Die beiden haben sich in letzter Zeit ziemlich rargemacht. Wir waren denen wohl nicht mehr fein genug.«
»Hatten sie sich einer anderen Gruppe angeschlossen?«
»Fragen Sie mich was Leichteres.«
»Okay. Letzte Frage: Wo haben die beiden geschlafen?«
»Auch das entzieht sich unserer Kenntnis, werter Herr Kommissar.«
Währenddessen hatte Wolf das Foto wieder eingesteckt und Jo ein Zeichen gegeben. »Und ihr habt dieser ⦠äh, dieser Tussi von der Zeitung wirklich nichts weiter erzählt?«
»Was hätten wir der erzählen sollen?«, antwortete Göbbels, nach Wolfs Geschmack allerdings eine Spur zu schnell.
»Guten Tag! Gibtâs Probleme?« Wie aus dem Boden gewachsen standen unvermittelt zwei uniformierte Streifenbeamte hinter ihnen.
»Nein, alles in Ordnung!«, winkte Wolf ab und zückte kurz seinen Dienstausweis. »Wir wollten lediglich ein paar Auskünfte von den Herrschaften, ist schon erledigt.«
GrüÃend tippte der Wortführer der beiden an seine Mütze, dann gingen sie weiter. Auch Wolf und Jo verabschiedeten sich formlos und traten den Rückzug an.
»Die lügen wie gedruckt«, stieà Jo halblaut hervor, als sie sich einige Schritte von den Pennern entfernt hatten. »Der Kerl kennt den Schlafplatz seiner ehemaligen Kollegen, da geh ich jede Wette ein.«
»Ja. Und der Winter werde ich was erzählen«, antwortete Wolf zähneknirschend und rückte dabei sein Barett zurecht. In diesem Augenblick klingelte sein Handy. Er meldete sich, hörte einige Augenblicke schweigend zu, ehe er mit einem hingeknurrten »Wir sind gleich da!« das Gespräch beendete. »Hanno Vögelein«, erklärte er Jo und machte plötzlich einen nachdenklichen Eindruck.
»Also lebt er noch?«, wollte Jo wissen.
Wolf ging nicht näher darauf ein. »Im Dezernat ist ein anonymer Anruf eingegangen. Und jetzt halt dich fest: Der Mann hat behauptet, Einstein und Havanna seien keines natürlichen Todes gestorben.«
Jo staunte. »Wie kann der Anrufer so etwas behaupten?«
»Das würde mich auch
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