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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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stammelte er nur: »W-w-was?«

    Â»Ich weiß, wo er ist. Er steckt in Schwierigkeiten. Er wird in den Bergwerken des Asteroiden Rush gefoltert von … Von ein paar schlechten Menschen. Wenn wir sein Leben retten wollen, müssen wir sofort handeln. «
    Shambles stöhnte auf, beugte sich vor und vergrub das Gesicht in den Händen. Antaea beobachtete das Theater verständnislos und merkte erst nach einer Weile, dass Martin sie von unten herauf eindringlich ansah und mit einem Finger zum Korridor deutete. Verschwinde!
    Sie stand auf, aber es war schon zu spät. Hinter den beiden Sesseln waren scharrende Geräusche und Schritte zu hören. Drei Männer in der Uniform der Polizei von Slipstream traten aus den Schatten der überfüllten Werkstatt. Zwei hatten Schwerter gezückt, einer richtete eine Pistole auf sie.
    Â»In der Politik schließt man seltsame Freundschaften«, seufzte Shambles und richtete sich wieder auf. »Antaea, als Mitglied des Heimatschutzes konntest du heute Abend völlig gefahrlos von allen deinen üblichen Aktivitäten erzählen. Ich hätte allerdings niemals erwartet, dass du dich auf das einzige Gebiet verirren würdest, für das sich meine … Aufpasser hier interessierten. «
    Antaea sah die drei Männer an. »Aber wieso?«
    Â»Ich bin als Mittelsmann tätig«, gestand Shambles achselzuckend. »Ich stelle Kontakte zwischen der Regierung und den Aufständischen in der Stadt her. Als du hier ankamst, war ich gerade dabei, die Bedingungen für einen Gefangenenaustausch auszuhandeln.«
    Sie sah ihn empört an. »Warum hast du mich dann überhaupt eingelassen?«

    Wieder seufzte er. »Weil du es warst, Antaea. Weil ich glaubte, du stündest über der Lokalpolitik.«
    Â»Das tue ich auch. Hier geht es um die Sicherheit von ganz Virga, Martin.«
    Â»Oh, Virga ist bereits in Sicherheit, meine Gnädigste«, bemerkte einer der Soldaten in sarkastischem Ton. »Wir wissen nämlich auch, wo Fanning ist. Er wurde gefangen genommen. In diesem Moment müsste er bereits auf dem Weg zum Piloten sein.«

17
    Sie schleppten Antaea mehrere Häu serblocks weit durch dunkle, schmale Gassen bis zu einem überdachten Schuppen, der zwischen mehreren Gebäuden aufragte. Ein Mann war vorausgelaufen, und nach wenigen Minuten hörte sie das unverkennbare – aber seltsam gedämpfte – Winseln eines Bike-Motors. »Der Pilot wird mit Ihnen reden wollen«, sagte der Soldat, der seine Waffe auf ihren Rücken gerichtet hielt. »Auch wenn wir den Admiral bereits haben.«
    Antaea behielt die Füße fest auf dem Boden. Die Behandlung hätte durchaus rauer ausfallen können. Der Heimatschutz hatte in den meisten Nationen Meridians den gleichen Status wie die Adeligen – das Problem war nur, dass einige dieser Soldaten nie vom Heimatschutz gehört hatten oder ihn für einen Mythos hielten. Was sie redeten und worauf sie deuteten, kümmerte Antaea in diesem Moment nicht; ihr war alles um die Ohren geflogen. Sie hoffte nur, dass bei Chaisons Gefangennahme Gonlins Leute ebenfalls verhaftet worden waren. Wenn sie großes Glück hatte, war auch das Monster vernichtet worden, das die Gestalt ihrer Schwester angenommen hatte.
    Sie betraten den niedrigen Schuppen. Antaea sah, dass er als Hangar diente. In den Boden waren Doppeltüren
in verschiedenen Größen eingelassen, über zweien davon hingen Bikes, und über der größten Tür schwebte ein zweimotoriges Boot, das eine Laufplanke ausgelegt hatte. Aus der Kabine fiel ein warmer Lichtschein, der den öldurchtränkten Grund in allen Regenbogenfarben schillern ließ. Auf der Laufplanke saß, bewacht von zwei Soldaten, ein Mann. Er war groß und hager, mit ebenmäßigen Gesichtszügen und einem jungenhaft dichten schwarzen Haarschopf. Obwohl eindeutig als Gefangener zu erkennen, trug er die Ausgehuniform eines Offiziers der Slipstream-Flotte. Als sie näher kam, hob er den Kopf. Dafür, dass er kurz vor der Freilassung stand, war seine Miene viel zu trostlos.
    Niemand hatte etwas dagegen, dass Antaea sich neben ihn setzte. »Ich heiße Antaea«, stellte sie sich vor und reichte ihm die Hand. Er nahm sie, ohne zu lächeln.
    Â»Ich bin Travis«, sagte er dann. »Ist es wahr, dass Sie den Admiral gefasst haben?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich. «
    Er

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