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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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schaute kurz in die Ferne. Dann fragte er: »Sie sind nicht diejenige, gegen die ich ausgetauscht werden soll, nicht wahr?«
    Â»Nein«, seufzte sie. »Ich fliege nur mit.«
    Eine Weile saßen sie schweigend da, beide gleich mutlos und niedergeschlagen. Dann murmelte er wie zu sich selbst: »Man hat mich eigentlich nicht gefoltert. Nicht so, dass Narben zurückbleiben würden. Ich bin schließlich immer noch ein hochrangiger Offizier in der Flotte, und meine Position war … heikel. Aber sie haben ganz eigenartige Fragen gestellt … Und sie haben jeden
bedroht, den ich kannte – auch meine Familie. Ich habe nichts verraten.
    Aber die ganze Tapferkeit war vermutlich umsonst, nicht wahr?«
    Ein Soldat kam durch die Gasse gelaufen und rief: »Sie sind so weit!« Travis erhob sich langsam und lächelte traurig auf Antaea hinab. »Ich hoffe, Sie brauchen sich nicht allzu lange im Palast aufzuhalten«, sagte er.
    Â»Ich nehme es nicht an«, antwortete sie. Dann führte man ihn weg, und es wurde wieder still. Antaea saß da und dachte über das nach, was um sie herum geschah. Die Dinge waren ohne Zweifel in Bewegung geraten. Wenigstens wusste sie nun, dass Gonlin Chaison mit seinen Verhörmethoden nicht umgebracht hatte. Das blieb jetzt dem Piloten überlassen.
    In solch trübe Gedanken versunken, hörte sie die nahenden Schritte nicht, sondern wurde erst aufmerksam, als sie eine bekannte Stimme sagen hörte: »Ich kann es nicht glauben!«
    Sie schaute auf. Antonin Kestrel stand vor ihr, umringt von Soldaten. Er rieb sich mit der linken Hand das rechte Handgelenk. In der Rechten hielt er eine dicke Dokumentenmappe.
    Â»Kestrel. Sie sehen erstaunlich frisch aus«, begrüßte sie ihn tonlos.
    Er erwiderte nichts, und sie schaute wieder zu ihm auf. Tatsächlich wirkte er ziemlich verstört und schien nach Worten zu ringen.
    Â»Was ist passiert?«, fragte sie. Plötzlich hatte sie Angst, Chaison sei tot, und Kestrel hätte es bereits erfahren.

    Â»Kommen Sie«, sagte er nur und ging, ohne sich umzusehen, mit steifen Schritten ins Boot zurück. Einer der Soldaten reichte ihr die Hand. Nach seiner Freilassung hatte Kestrel hier offensichtlich das Kommando übernommen.
    Â»Die Admiralität hat also Sie gegen diesen Travis eingetauscht? «, fragte sie, als sie sich an gegenüberliegenden Seiten der winzigen Kabine in ihre Sitze schnallten. Kestrel knurrte nur. Sein Schweigen ärgerte sie, und sie beschloss, ihn ein wenig zu reizen. »War das ein fairer Handel?« Nur zwei von den Soldaten konnten sich mit ihnen in die Kabine zwängen; die übrigen kletterten auf die Notsitze an der Außenseite des Boots.
    Â»Ich gegen Chaison Fannings besten Stabsoffizier?« Kestrel schürzte die Lippen. »Ich würde sagen, damit sind beide Seiten etwa gleich gut bedient.«
    Â»Und wie kamen Sie in die Obhut der Admiralität?«
    Er klopfte dem Bootsführer auf die Schulter, ohne sie zu beachten. »Nun aber los. Ich muss unverzüglich zu IHM.«
    Der Bootsführer griff nach oben und zog am Auslösehebel. Die Doppeltüren im Boden flogen krachend auf, und die Winde, an der das Boot hing, löste aus. Sie schwebten im freien Fall durch Virgas nächtlichen Luftraum und die flirrenden Lichter der Stadt. Die Düsen des Bootes erwachten brummend zum Leben, und schon entfernten sie sich von Quartett Drei, Zylinder Zwei.
    Die Kabine erzitterte unter dem Dröhnen der Düsen. Kestrel nickte, und sein Blick wurde mit einem Mal schärfer. Er beugte sich vor und bedeutete Antaea, es ihm nachzutun.

    Â»Ich muss mit Ihnen sprechen«, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie fuhr überrascht zurück. Als er nur das Gesicht verzog und abwartete, beugte sie sich ihrerseits ganz nahe zu ihm.
    Kestrel sprach so leise, dass ihn die Soldaten nicht hören konnten. »Sie haben sich bestimmt schon ausgerechnet, dass Ihre Freunde Richard und Darius die Rebellen in der Admiralität aufsuchten, sobald wir die Stadt erreicht hatten«, begann er. »Als sie erfuhren, dass Sie Chaison entführt hatten, waren sie außer sich. Ich dachte zuerst, das sei nur gespielt, aber …« Er schüttelte den Kopf. »Der Junge ist kein Schauspieler, auch wenn er sich für besonders schlau hält. Sie trauten Ihnen wirklich nicht über den Weg, und das wunderte mich, schließlich hatten sie Ihnen ursprünglich ihre

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