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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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»Was für ein Fiasko! Zumindest haben wir Sempeterna in seiner Dummheit vor allen bloßgestellt. «
    Zwei Bikes kamen herangeschossen. Sie zogen rasche Schleifen um den flugunfähigen Jet, die Palastgardisten in den Sätteln beugten sich nach außen und richteten ihre Waffen auf die drei Flüchtenden. »Wir nehmen euch ins Schlepptau!«, rief der eine.
    Kestrel und Chaison wechselten einen Blick. Kestrel zuckte die Achseln. »Es tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe, Chaison. Du hast es selbst erlebt … Sempeterna hat zugegeben, dass die Falken die Absicht hatten, uns zu überfallen. Die Fotos hatten mich schon zweifeln lassen, und dann machte mich Ihre Aussage auf dem Flug hierher«, er wandte sich an Antaea, »noch unsicherer. Aber als der Pilot die Bilder sah und nur die Achseln zuckte … Du hattest Recht, und du hast Slipstream gerettet, Chaison. Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass du bis letzte Nacht nicht in Verbindung zu den Streitkräften der Admiralität gestanden
haben sollst – aber …« Er zuckte verlegen die Achseln.
    Chaison grinste seinem Freund zu, und genau in diesem Moment nahm die Palastgarde das Bike an einen Haken, wendete und schleppte die drei zum Schwimmbad zurück. Chaison sah sich wehmütig nach der Trennung um, die sich immer weiter entfernte. So kurz vor dem Ziel …
    Â»Sie bewegt sich«, stellte er fest. Er war überrascht, obwohl er gewusst hatte, dass das geschehen könnte.
    Die Triebwerke des Schiffs waren zum Leben erwacht und brachten die Luft hinter sich zum Flimmern. Die Trennung war ein schwerer Kreuzer, sie würde ein paar Sekunden brauchen, um dem Kordon feindlicher Geschütze zu entkommen – allerdings waren diese Geschütze noch nicht feuerbereit, denn die meisten ihrer Schützen waren ebenso geblendet gewesen wie alle anderen. Dagegen konnten nicht alle im Innern der Trennung durch die winzigen Fensterchen geschaut haben, und Chaison konnte sich vorstellen, dass jeder wichtige Posten innerhalb von Sekunden sein geblendetes Personal ausgewechselt hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach war man auf der Trennung bereits wieder voll sehfähig gewesen, als Kestrel mit dem Bike in die Luft gegangen war. Sein gescheiterter Ausbruchsversuch war bemerkt worden und hatte einen von Chaisons Notfallplänen in Gang gesetzt.
    Â»Sie haben dich gesehen«, sagte Antaea. »Chaison, sie wollen dich holen!«
    Mit einem Mal war die Trennung von Explosionen eingehüllt. Auch die anderen großen Schiffe hatten ihre Blindheit rasch überwunden. Alle Kanonenboote der
Polizei und alle Kutter des Palastes feuerten jetzt auf die Trennung , ohne sich um die vielen Menschen zu scheren, die in der Stadt dahinter die Lufträume bevölkerten. Chaison sah, wie eine fehlgegangene Rakete auf der anderen Seite der Admiralität in eine Villa einschlug. Das Gebäude explodierte mit lautem Knall, es regnete Glas- und Holzsplitter.
    Die Trennung verschwand hinter einer Wand aus Rauch und Feuer. Chaison wurde von krachenden Einschlägen herumgeschleudert; er rutschte vom Bike, fuchtelte wild umher und bekam Antaeas ausgestreckte Hand zu fassen. Als er ihre wilden Flüche hörte, hielt er den Mund.
    Antaea zog ihn zu sich heran. »Jetzt ist es so weit«, sagte er. »Jetzt musst du kämpfen.«
    Sie stammelte: »Chaison, ich …«
    Â»Ich weiß, warum du so und nicht anders gehandelt hast«, brummte er. »Und ich weiß auch, dass du versucht hast, den Schaden wiedergutzumachen.« Sie schloss kurz die Augen, dann lächelte sie zaghaft. »Mach dich zum Sprung bereit«, fuhr er fort, ohne sie anzusehen. »Wir wollen uns den Piloten schnappen.«
    Aber Sempeterna hatte sich bereits inmitten einer Traube von Leibwächtern in Bewegung gesetzt und schwebte in das zwiebelförmige Schwimmbad zurück, während sich sein Gefolge an die Fahnenstange oder die Glaswände klammerte oder hilflos in der erschütterten Luft schwebte.
    Chaison wollte etwas sagen – vielleicht wollte er auch nur fluchen, das wusste er später nicht mehr –, als die Trennung wieder auftauchte. Keinen halben Kilometer entfernt schob sie sich, von Flammen umzüngelt,
aus einer brodelnden Rauchwand. Und sie steuerte geradewegs auf Sempeternas Schwimmbad zu.
    Tiefes Wummern schallte zwischen dem Palast und der Stadt hin und her, einige der Glasscheiben um den Pool bekamen

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