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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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eingelassen, durch die Bikes und Boote abgesetzt werden konnten. Das eine oder andere Bike hing zwar noch an seiner Kette – aber es hing über dem Nichts. Der Boden des Hangars war verschwunden, nur ein paar verbogene Träger ragten aus den Wänden. Darunter rasten Wolken und blauer Himmel vorbei, und die Luft rauschte wie durch einen Trichter durch den Treppenschacht und wurde ins Freie gezogen.

    Alle machten fluchend kehrt. Chaison wurde wieder die Stufen hinaufgeschoben, aber er lächelte. Zumindest dieser Teil des Plans war wie am Schnürchen gelaufen.
    Diesmal hatte es dem Piloten die Sprache verschlagen.
    Sie waren schon ziemlich weit unten gewesen, so dass Sempeterna und Chaison nach Luft rangen, als sie oben ankamen. In den Stockwerken darüber wurde unentwegt geschossen. Der Gardehauptmann deutete auf die Empfangshalle. »Dieser Raum ist sicher. Hier werden wir uns verschanzen.«
    Â»Verschanzen?« Der Pilot sah ihn schockiert an. »Seit wann verschanzen wir uns?«
    Â»Kommen Sie, Sir.« Der Hauptmann zog den Piloten mit sich wie ein unartiges Kind. Sie betraten den riesigen Warteraum, der sich an die Halle anschloss. Hier gab es keine Fenster, die Wände waren mit sündhaft teuren Gobelins behängt, auf dem Boden lagen bunte Teppiche, und überall standen Möbel in kleinen Gruppen. Der Raum konnte mühelos hundert Menschen fassen. Im Moment liefen etwa zwanzig Palastwachen vor den großen Türen zur Empfangshalle herum. Die Türen selbst waren geschlossen.
    Jetzt nickte Sempeterna. »Sehr gut. Jawohl.« Er wandte sich an Chaison. »Diese Türen sind bombensicher, wenn ich mich recht erinnere. Es gibt nur diesen einen Zugang, und meinen Privateingang, der ebenfalls gepanzert ist. Nun denn«, rief er und klatschte in die Hände, um alle Gardisten auf sich aufmerksam zu machen. »Wir werden die Empfangshalle als Basisstützpunkt benützen. Zehn Mann bleiben hier draußen, um Nachrichten
zu übermitteln und die Türen zu bewachen, die übrigen kommen mit mir. Wir verlangen eine Einstellung der Feindseligkeiten, andernfalls werden wir den Admiral auf der Stelle hinrichten.« Er musterte Chaison mit finsterem Blick. »Korrektur: Ich werde ihn hinrichten. «
    Â»Sir!« Einer der Männer kam von den Innentüren zu ihnen gelaufen und salutierte hastig. »Wir haben die Türen geschlossen, um den Lärm zu dämpfen, Sir.« Als Sempeterna nur eine Augenbraue hochzog, fuhr der Mann fort: »Die Fenster am anderen Ende der Halle sind zerbrochen. Der Rotationswind heult dort ganz grässlich.«
    Â»Gewisse Unannehmlichkeiten können wir für ein paar Minuten ertragen, bis wir uns Klarheit verschafft haben.« Der Pilot bedeutete ihnen, die Türen wieder zu öffnen. Die schweren Flügel zogen die Männer fast von den Beinen, als sie nach innen schwenkten, und Chaison spürte von hinten einen starken Luftzug. Heulen war das richtige Wort für den Lärm, der von der eingeschlagenen Buntglaswand am anderen Ende herüberdrang. Von einem Trupp Gardisten, der den mit dicken Teppichen ausgelegten Versammlungsbereich betrat, hielten sich viele die Ohren zu. Der Pilot schlenderte gelassen durch den Raum und betrachtete mit ärgerlich geschürzten Lippen die Haufen von Bleifassungen und Glassplittern und die übel zugerichteten Teppiche.
    Die Buntglasfenster reichten vom Boden zur Decke und maßen volle zwölf Meter, nur die um den ganzen Raum herumführende Galerie störte ihre Symmetrie. Von dieser Seite schaute man auf einen fächerförmigen Garten und dahinter in den freien Himmel. Die Halle
befand sich am äußersten Rand des Palastrads, so dass am anderen Ende, fast sechzig Meter entfernt, hinter Sempeternas erhöhtem Podest freier Luftraum und jenseits davon die erleuchtete Stadt zu sehen waren. Normalerweise hätte Slipstreams Sonne durch die Fenster geschienen und viele bunte Farbflecken über die Besucher und lange Schatten über den Marmorboden geworfen.
    Jetzt fielen weiße Strahlen durch den ganzen Raum und zeichneten helle Flecken auf den Marmorboden vor dem Podest. Der Stein war mit Glassplittern übersät.
    Die Gardisten knallten die Türen zu und legten eine Stange davor. Sempeterna nickte und schritt auf den Lärm und das Chaos am anderen Ende der Halle zu.
    Der Raum schien leer zu sein, und Chaison fluchte leise. Er sollte flüchten, auf der Stelle ,

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