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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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schob sich durch die letzten Schuttreste. Kugeln prasselten auf die Metallrümpfe, aber die fünf Kreuzer hatten alle Schotten dicht gemacht, und die Läufe ihrer Maschinengewehre ragten aus stählernen Kuppeln. Sie durchsiebten die Gebäude vor sich mit ihren Kugeln und hielten das unkoordinierte Gewehrfeuer der Verteidiger mühelos nieder. Ein Schiff schickte eine Rakete in ein Wohnrad, das flog mit einem Ruck auseinander, und seine Trümmer verstopften die dahinterliegenden Verkehrsadern. Die Kreuzer drängten sich durch den Rauch auf eine breitere Straße, eine Art Höhle aus massiven, mehr oder weniger unbeweglichen städtischen Gebäuden, die nach einem halben Kilometer in Stoneclouds Hauptplatz einmündete. Hier war die Sicht frei, die Gebäude waren statisch; die Kreuzer nahmen Fahrt auf.
    Das zweite Geschwader hatte auf der anderen Seite der Stadt einen Durchschlupf gefunden. Die Schiffe flogen, aus allen Rohren feuernd, in Spiralen durch die breite Lücke zwischen den Gebäuden. Hinter auseinanderdriftenden Wolken aus Wäldern, Seen und Wohnhäusern winkten die Habitaträder.
    Chaison brüllte: »Jetzt!«, und die Telegrafisten schwenkten mit weit ausholenden Armbewegungen ihre Signalflaggen vor dem Hintergrund der zertrümmerten Stadt.
Damit wurden gleichzeitig zwei ganz verschiedene Angriffe in Gang gesetzt.
    Das erste Geschwader musste erleben, wie sich die Verkehrsader um die Schiffe herum plötzlich schloss. Die Regierungsgebäude waren zu schwer, um sie von der Stelle zu bewegen; aber sie standen so weit auseinander, dass Dutzende von kleineren Häusern dazwischengezwängt werden konnten. Überall in der Stadt waren die deutlich erkennbaren Hauptstraßen auf ähnliche Weise eingefasst. Nun strömten Spießrutenteams aus Hunderten von Bikes, Lastwagen und anderen Fahrzeugen von hinten auf die Häuser zu und schoben sie auf die Verkehrsader. Bevor die Kreuzer reagieren konnten, waren sie eingeschlossen – sie hatten Häuser vor sich, Villen hinter sich, und von den Seiten näherten sich rasch weitere Gebäude. Zwei Schiffe eröffneten das Feuer, aber auf diese kurze Distanz sprengten ihre Raketen die Häuser lediglich in Trümmer, die dann auf sie zurückprallten.
    Ein spindelförmiges Metallungeheuer, strotzend von Raketenschächten und Maschinengewehren, wollte wenden; sein Kapitän hatte eine schmale Gasse zwischen den größeren städtischen Bürogebäuden erspäht. Doch es war zu spät. Zwei Steinvillen trafen es von entgegengesetzten Seiten und hüllten es in eine Wolke aus Mauerschutt und Staub. Davor und dahinter wurden zwei weitere Schiffe von vorbeiziehenden Häusern gerammt – und langsam entwickelte sich über die ganze Verkehrsader eine Massenkarambolage. Würfel, Oktaeder und Kugeln nahmen die Gretel-Schiffe in die Zange und zermalmten sie.
    Das Geschwader auf der anderen Seite der Stadt hatte mehr Glück. Es war schneller geflogen, als die Spießruten
reagieren konnten, und hatte nun eine freie Straße gefunden, die geradewegs zu den empfindlichen Rädern im Herzen der Stadt führte.
    Antaea hatte die Schiffe kommen sehen. Sie wartete mit trockenem Mund und wild pochendem Herzen mit mehreren Dutzend Männern auf Bikes und einer kleinen Wolke aus Baumstämmen neben den Rädern. Die Bäume waren nach Größe und geradem Wuchs ausgewählt worden, dann hatte man die Äste entfernt und die Enden angespitzt. Als Antaea die Menschen schreien hörte und auf die vier Kreuzer deuten sah, nickte sie ihrem Flügelmann zu, und sie machten sich ans Werk.
    Die Bikes waren durch dicke Trossen miteinander verbunden – manche paarweise, andere zu viert über Kreuz. Antaea und ihr Flügelmann waren von zwei Seiten dicht an einen Baumstamm herangeflogen, hatten ihre Trosse hinter sich hergezogen und um das flache Ende des Stamms gewickelt. Anschließend hatten sie minutenlang in der Luft geschwebt, jeder einen Metallhaken in der Hand, der dicht hinter der Spitze in das Holz gebohrt war. Jetzt schoben sie mit Hilfe eines dritten Bikes den Stamm um eine Ecke, bis er genau in die Straße hineinragte, auf der die Gretel kamen. Dann drehten sie das Gas weit auf.
    Sekundenlang geschah gar nichts. Dann setzte sich der angespitzte Stamm, angetrieben von zwei heulenden Düsenmotoren, in Bewegung. Auf allen Seiten schoben sich weitere Stämme langsam, aber

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