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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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unaufhaltsam nach vorne.
    Schüsse krachten, Antaea war in einem Käfig aus Leuchtspuren gefangen. Die Kreuzer sahen natürlich die kleine Bike-Wolke, die ihnen entgegenkam. Aber mit
etwas Glück galt das nicht für die Stämme, die mit der Spitze auf sie gerichtet waren. Antaea beugte sich im Sattel vor, um das Letzte aus ihrer Maschine herauszuholen.
    Als die Stämme eine Geschwindigkeit von fast fünfzig Stundenkilometern erreicht hatten, gab sie ihrem Flügelmann abermals ein Zeichen. Nun lenkten beide ihre Bikes nach außen und flogen vom Stamm weg. Dadurch wurde die Trosse zur Bogensehne und der Stamm zum Pfeil. Als die Trosse riss und zurückschnellte, schoss er davon. Antaea erschrak zu Tode, als sie die stählerne Peitsche geradewegs auf sich zurasen sah; das Bike machte unter ihr einen Satz, und die Welt begann sich zu drehen.
    Zwölf angespitzte Stämme und vier gepanzerte Kreuzer trafen an der Einmündung der Straße aufeinander. Der erste Stamm prallte vom Bug eines Schiffes ab und trudelte davon. Er traf ein zweihundert Jahre altes Haus und schleuderte Skulpturen und Freskentrümmer über den Himmel.
    Beim Aufprall des zweiten Stamms erdröhnte ein weiterer Kreuzer wie eine Glocke, in seiner Flanke entstand eine tiefe Delle. Ein dritter Stamm traf die zerschrammten Platten und durchschlug sie. Metall spritzte auf, die zehn Meter lange Nadel verschwand vollständig im Rumpf. Das angeschlagene Schiff trieb davon.
    Antaea bekam von alledem nicht viel mit. Sie purzelte haltlos durch die Luft. Ihr Bike raste wie betrunken davon und zog einen wilden Kondensstreifen hinter sich her. Dann wurde es von einer Maschinengewehrsalve getroffen, erzitterte noch einmal und explodierte.

    Sie entdeckte einen Kreuzer mit einem riesigen Stamm in der Seite, der sich überschlug und Rauchwolken ausspie; dann krachte sie durch das Geäst eines Baumes und gelangte wieder ins Freie. Noch betäubt von den Schlägen, konnte sie nur hilflos zusehen, wie das Rohrgewirr auf der Unterseite eines Habitatrades von Sekunde zu Sekunde näher rückte.
    Â 
    Scharfe Schläge hallten durch die Stadt und unterstrichen den schwachen Jubel von Stoneclouds Bewohnern. Chaison lauschte dem unregelmäßigen Knallen mit skeptischer Miene. Es kam aus der Richtung des ersten Gretel-Geschwaders und bildete ein Muster. Das Muster wiederholte sich zweimal.
    Â»Das ist ein Signal, wahrscheinlich an die anderen Schiffe«, erklärte er Corbus. In Ermangelung der Radiotechnologie, die ihm Aubri Mahallan einmal gezeigt hatte, verwendeten die Gretel Schnüre mit Aufschlagladung, ein verbreitetes Verfahren zur Nachrichtenübermittlung in Wolken oder bei Dunkelheit.
    Â»Gleich ist es so weit«, sagte Corbus plötzlich. Chaison wandte sich ihm zu und runzelte die Stirn; der Mann beobachtete gar nicht die Schiffe der Gretel, sein Blick war auf einen Punkt hinter dem Stadtrand gerichtet. »Ich werde Sie jetzt eine Weile allein lassen«, fuhr der Atlas fort. »Sie machen Ihre Sache gut, Fanning, aber allmählich wird es Zeit, dass tatsächlich etwas geschieht.«
    Â»Was soll denn ge…« Doch Corbus sprang bereits in langen Sätzen auf eine Reihe von Bikes zu, die neben dem Eingang der Zirkuskugel geparkt waren. Dort warteten schon mehrere Flieger, und alle rasten in Formation von der Kugel weg.

    Chaison fühlte sich betrogen; was immer Corbus ausgeheckt hatte, er hatte es nicht für nötig befunden, seinen geschätzten Admiral ins Vertrauen zu ziehen. Das war sicher kein gutes Zeichen – aber im Moment hatte er keine Zeit, darüber nachzudenken. Er musste nicht nur in Erfahrung bringen, was unter dem Staub in der Verkehrsader vor sich ging, wo das erste Gretel-Geschwader verschwunden war, sondern auch, wie es in der Gasse an der gegenüberliegenden Wand aus Wald und Gebäuden aussah, wo das zweite auf Antaeas Baumstämme getroffen war. Das erste Geschwader war noch nicht wieder aufgetaucht; es schien festzustecken, aber er gab sich nicht der Illusion hin, es könnte zerstört worden sein. Von den vier Schiffen im zweiten Geschwader war eines fluguntauglich, ein zweites hatte beigedreht, um dem ersten zu Hilfe zu kommen, und ein drittes trieb steuerlos dahin, während seine Besatzung versuchte, den Baumstamm herauszuziehen, der in seiner Seite steckte. Der vierte Kreuzer kreiste langsam darüber und gab den anderen Feuerschutz.
    Plötzlich

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