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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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schilderte, ging gegen einen Verbündeten . Du kannst dir nicht vorstellen, welches Grauen mich beschlich. Mir war, als hätte die Schwerkraft versagt, denn der Schuldige warst du .«
    Kestrel hatte die Besprechung unterbrochen und einen Pagen zum Hafen geschickt. »Das muss der Pilot erfahren!«, hatte er die Einwände der Offiziere übertönt.
    So war zum ersten Mal ein Patt entstanden, doch die Krise sollte weiter eskalieren.
    Â»Wahrscheinlich hätte die Sache an diesem Punkt ein Ende gefunden«, warf Richard ein, »wenn der Pilot geruht hätte, persönlich zu erscheinen. Er hätte sich mit Airgrove zurückziehen und ihn auf der Stelle verhaften lassen können. Doch inzwischen verließen immer mehr Männer die Trennung und erzählten ihre Geschichte jedem, der sie hören wollte. Und der Pilot schickte nur die Ehrengarde zur Admiralität. Als die Bewaffneten in den Besprechungsraum stürmten, scharten sich die Offiziere um Airgrove.«
    Â»Es war ein einziges Fiasko«, räumte Kestrel ein. Sechzehn Männer in federgeschmückten Helmen hatten ihre Gewehre auf die angesehensten Führer der Slipstream-Flotte gerichtet und verlangten Airgroves Auslieferung. »Ich hatte die Order nicht erteilt, aber meine Ehre und das Gesetz verpflichteten mich, sie auszuführen.« Airgrove wäre sogar mitgegangen, aber zwei Hauptleute und ein Kommodore zerrten ihn gewaltsam durch die zweite Tür hinaus.

    Als Airgrove nicht wieder auftauchte, erging der Befehl, die Besatzung der Trennung in Haft zu nehmen. Die meisten waren inzwischen entweder bei ihren Familien oder betranken sich oder versuchten, die außergewöhnlichsten Wertgegenstände zu verhökern, die Rushs Pfandleiher jemals gesehen hatten. Sie waren also so weit verstreut, dass sie schwer zu finden waren. Das Patt in der Admiralität dauerte mehr als sechsundzwanzig Stunden, bis Airgrove seine erste Wut (die sich gleichermaßen gegen den Piloten wie gegen Chaison Fanning richtete) überwand und seine Leute zurückrufen ließ.
    Â»Damit war eine Grenze überschritten«, fasste Kestrel zusammen. »Mit dieser Aktion wurde Airgrove von einem Befehlsempfänger, den du hinters Licht geführt hattest, zum aktiven Verräter. Die Männer tröpfelten im Schutz der Dunkelheit einzeln in den Hafen zurück und gelangten mit Hilfe der Dockarbeiter an Bord der Trennung . Wir bekamen erst Wind davon, als die Trennung ablegen wollte, und hielten sie mit den städtischen Polizeischiffen zurück.«
    Als Rushs Bürger erwachten, war es im städtischen Luftraum unübersehbar zu einer neuen Kraftprobe gekommen. Was da geschah, ließ sich weder ignorieren noch vertuschen. Als die Geschichte durchsickerte, brachen die ersten Unruhen aus.
    Â»Die Hälfte der Leute in Rush sind nicht einmal Bürger von Slipstream«, stellte Kestrel fest. »Sie stammen aus Aerie – einer besiegten Nation, und sie hassen den Piloten. Nun wird die Trennung also belagert, und überall wird propagiert, du und die Admiralität seien gegen den Einmarsch in Aerie gewesen, und der Pilot habe
dir verboten, die Falken anzugreifen. Die Admiralität schießt Raketen mit Vorräten ab, um das Schiff zu versorgen. Wir fangen so viele ab, wie wir können, aber ein paar kommen immer durch. Airgrove hat sich im Innern der Trennung verschanzt – und so geht das nun schon seit Monaten.«
    Â»Aber warum?«, fragte Chaison. »Worauf wartet er? Mittlerweile kennt die Geschichte doch sicherlich jeder. Er hat nichts mehr zu gewinnen, wenn er dort bleibt, es sei denn, er will nur seine Haut retten, und das sieht ihm nun ganz und gar nicht ähnlich.«
    Â»Nun hör aber auf«, schnaubte Kestrel und schüttelte den Kopf. »Es war nur eine Frage von Tagen, bis die ersten Gerüchte die Runde machten. Und als sie bestätigt wurden … geriet einfach alles außer Kontrolle.«
    Chaison verstand immer noch nicht. »Was denn für Gerüchte?«
    Â»Was wohl?«, lachte Richard. »Dass Sie am Leben seien, natürlich.«
    Kestrel nickte empört. »Airgrove wartet auf dich , Chaison. Die ganz verdammte Stadt wartet auf deine Rückkehr. «

14
    Der Übergang in den Winter war – jedenfalls in den meisten Ländern – nicht klar definiert. Der Schein der verschiedenen Sonnen wurde schwächer, als der Katamaran auf einer Tangente zu Stonecloud und zur

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