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Segnet die Tiere

Segnet die Tiere

Titel: Segnet die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Haber
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was er sehen würde: eine Marima, deren zerschmetterter Leib
    zwischen den Felsen lag – oder die hilflos im Schaum der roten Brandung trieb.
    Statt dessen blickte er in ihr lächelndes Gesicht. Die Sardalianerin winkte kurz und kletterte dann eine gewölbte Leiter hinab.
    »Wollten Sie nicht mitkommen?« rief Marima. »Oder
    fürchten sich Raumfahrer wie Sie vor einem kleinen
    Abenteuer?«
    Paris schnaubte abfällig und begann damit, ebenfalls die Leiter hinunterzuklettern. Er mußte sich strecken, um die einzelnen Sprossen zu erreichen, denn die Abstände zwischen ihnen entsprachen den sardalianischen Maßen. Kim hatte noch kürzere Beine, und deshalb blieb ihm nichts anderes übrig, als von einer Sprosse zur nächsten zu springen. Paris hoffte, daß der junge Fähnrich nicht das Ziel verfehlte und auf seinem Kopf landete – es hätte für sie beide einen Sturz ins Meer bedeutet. Wohin führte die verdammte Leiter?
    Paris erreichte die letzte Sprosse und stellte fest, daß es unter dem Pier nicht nur Wasser gab: Ein dunkles, bronzefarbenes schaukelndes Boot lag dort vor Anker. Mit einem weiten Schritt trat er aufs Deck, und wenige Sekunden später stand Kim neben ihm.
    Silbergraue Zeichen am Bug bildeten den Namen des Bootes: Guter Wind. Dünne Streben verbanden die einzelnen Segmente des Rumpfes. Paris verglich die Konstruktion mit einem Floh, der über die Wasseroberfläche huschte.
    Fünf oder sechs Sardalianer befanden sich bereits an Bord, und Marima begrüßte sie herzlich. Ihre Freunde bildeten einen verwegen anmutenden Haufen. Die Frauen hatten besonders komplexe Tätowierungen, und parfümierte Edelsteine
    funkelten in ihrem purpurnen Haar. Bei den Männern
    beobachtete Paris ähnliche Tätowierungen, doch sie trugen ihr Haar in Form von Zöpfen, die von einer Seite des Kopfes herabhingen. Die Kleidung war bei allen gleich: Einteiler, die offenbar aus einem gummiartigen Material bestanden,
    außerdem Stiefel.
    »Hier. Ziehen Sie das an.« Marima reichte Paris und Kim jeweils eine Kombination.
    Die feuchten Anzüge fühlten sich wie leere, schlaffe Leiber an.
    »Bäh«, machte Kim.
    Paris nickte ernst. »Das finde ich auch. Wozu brauchen wir die Dinger?«
    »Diese spezielle Kleidung soll dafür sorgen, daß Sie es warm und trocken haben.«
    »Ich bin bereits trocken.« Paris lächelte. »Und es gibt bessere Methoden, sich zu wärmen.«
    Marima erwiderte das Lächeln. »Was vielleicht nicht ganz so einfach ist, wie Sie glauben. Die Umkleideräume sind dort drüben.« Sie deutete zu zwei kleinen Kammern.
    Paris seufzte, nahm den nicht besonders angenehm
    riechenden Anzug in die Kabine mit und streifte ihn dort über.
    Die nebenan erklingenden Geräusche wiesen darauf hin, daß Kim seinem Beispiel folgte. Er trat eine halbe Sekunde vor Harry nach draußen und stellte amüsiert fest, daß er Ärmel und Beine fast ebenso weit hochrollen mußte wie Kim.
    Unter seinen Füßen vibrierten die Planken, als das Triebwerk aktiviert wurde. Langsam und auch ein wenig schwerfällig entfernte sich das Boot vom Pier – bei geringer
    Geschwindigkeit ließ es sich anscheinend nicht sehr gut manövrieren.
    Als die Kaianlagen hinter ihnen zurückblieben, dehnten sich die Streben und drückten das Passagiersegment nach oben, fort vom Wasser.
    »Eine primitive Art von Tragflügelboot.« Kim sprach so leise, daß Marima ihn nicht hörte. »Welche Geschwindigkeit es wohl erreichen kann?«
    »Ich wäre vermutlich imstande, es zu überholen«, sagte Paris verächtlich.
    »Wann sind Sie zum letztenmal auf Wasser gegangen oder gelaufen?«
    Tom grinste nur.
    Marima näherte sich mit einigen Konfektbrocken. »Essen Sie diese Bonbons, bevor sie schmelzen. Eine leicht berauschende Wirkung geht von ihnen aus.«
    Die klebrigen Süßigkeiten waren kalt und sehr schmackhaft.
    Paris kaute, schluckte und spürte, wie sich plötzliche Wärme in ihm ausbreitete. Der zitronengelbe Himmel zitterte und drehte sich. Als er schließlich das Gleichgewicht wiederfand, waren Vandorras Türme nur noch Schemen am roten Horizont.
    Wenige Minuten später gerieten sie ganz außer Sicht.
    Die Streben der Guter Wind kippten, und dadurch neigte sich der Schiffsrumpf dem Wasser entgegen.
    Die Fahrt ging weiter, und der Wind lebte auf. Der Seegang wurde stärker, und das Boot neigte sich immer wieder von einer Seite zur anderen.
    Ein shuttlegroßer, purpurn und grün glänzender Ball trieb vorbei, gefolgt von einem zweiten. Ein jäher Windstoß drückte das Boot

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