Segnet die Tiere
in Richtung einer dritten Boje. Der Pilot änderte den Kurs, steuerte die Guter Wind an dem Hindernis vorbei.
»Was hat es mit den Bojen auf sich?« fragte Kim.
Marimas Nasenschlitze vibrierten kurz, und ihr Lächeln wirkte ein wenig gezwungen. »Sie markieren territoriale Grenzen.«
Kim hätte gern noch weitere Fragen gestellt, doch schnell stärker werdende Übelkeit hinderte ihn daran. Die eine Hand preßte er sich an den Bauch, die andere auf den Mund.
Paris packte ihn an den Schultern. »Kommen Sie, hier
entlang.« Er führte den jungen Fähnrich zur Reling, und zwar gerade noch rechtzeitig.
Eine Stunde verging, für Kim eine gräßliche Ewigkeit.
Seekrank zu sein – das war eine neue und unwillkommene Erfahrung. Zum Glück blieb es ihm erspart, daß B’Elanna Torres Zeuge dieser Demütigung wurde. Er konnte sich gut den Abscheu in ihrer Miene vorstellen, glaubte sogar, ihre Stimme zu hören: »Reißen Sie sich zusammen, Starfleet! So schlimm ist es bestimmt nicht.«
Wie sehr er sich danach sehnte, wieder an Bord der Voyager zu sein!
Ein heiserer Schrei weckte seine Aufmerksamkeit.
»Darra! Darra auf der Backbordseite!«
Kim starrte auf ein Meer mit Dutzenden von Objekten, die gelb und rot blinkten, gelb und rot. Zuerst vermutete er weitere Bojen, die im Kielwasser der Guter Wind tanzten. Dann sah er genauer hin und begriff, daß es sich nicht um Bojen handelte.
Tom Paris fluchte leise. »Zum Teufel auch! Was hat das zu bedeuten?«
Aufregung glänzte in Marimas Augen. »Deshalb sind wir hier. Das sind Darra!«
»Die Ernte soll hier stattfinden?« fragte Paris.
Seltsame Vibrationen erfüllten die Luft und prickelten auf der Haut.
Vor dem Bug schwammen ovoide Meerestiere. Schillernde Flecken zeigten sich auf einer bronze- und ockerfarbenen Schuppenhaut. Ein Ring aus gelbroten, traurig blickenden Augen umgab eine transparente Membran, hinter der
aprikosenfarbene Hirnmasse pulsierte. Die Darra wirkten recht schwerfällig, aber sie waren keineswegs wehrlos.
Ihre Flossen wiesen sägeartige Zacken auf, und in den geöffneten Mäulern zeigten sich oben und unten parallele Reihen aus dreieckigen Zähnen mit doppelten Spitzen.
Das Boot schloß zu den Geschöpfen auf.
Die Darra trompeteten zornig, balancierten auf den kräftigen Schwanzflossen und schnappten nach den Angreifern. Sie stellten Gegner dar, die man besser nicht unterschätzte, aber gegen die sardalianischen Harpunen und Haken hatten sie keine Chance. Das Blut der Tiere gab dem Meer schon bald eine orangefarbene Tönung.
Paris und Kim wichen entsetzt von dem Gemetzel zurück.
»Diese Leute ernten nicht, sondern schlachten ab«, sagte der Fähnrich.
»Sie wollten ja unbedingt mitkommen«, erwiderte Paris. Er verzog das Gesicht, als eine sardalianische Harpune einen weiteren Darra erwischte.
Kim wandte sich an Marima. »Was soll das?« fragte er mit einer für ihn ungewöhnlichen Schärfe. »Warum töten Sie diese Tiere?«
Die Sardalianerin war viel zu sehr auf die ›Ernte‹ konzentriert und warf ihm nur einen kurzen Blick zu. »Ich erkläre es Ihnen später.«
»Marima…«
Sie kehrte ihm den Rücken zu, ganz offensichtlich fasziniert von dem Anblick eines zuckenden, brüllenden Darra, der mit einem Haken in den unteren Frachtraum der Guter Wind gezerrt wurde.
Wieder erklang ein Schrei, und diesmal stammte er von einem bemerkenswert kleinen Sardalianer, dessen Zopf sich halb gelöst hatte. »Micaszianer! Sie greifen an. Micaszianische Schiffe greifen an. In Deckung!«
Auf der Steuerbordseite sah Kim mehrere schmale Boote, die sich anschickten, die Guter Wind einzukreisen. Von einem Augenblick zum anderen eröffneten sie das Feuer.
»Achtung, Harry!« Paris zog Kim neben sich zu Boden, als es über ihnen zischte und surrte.
»Projektile«, brachte Kim hervor. In seiner Stimme erklang eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Faszination. »Sie schießen mit primitiven Projektilwaffen? Kaum zu glauben.
Ob dabei Schießpulver verwendet wird?«
»Wir fragen die Angreifer später, einverstanden?«
Die sardalianischen Besatzungsmitglieder der Guter Wind holten ebenfalls Waffen hervor und erwiderten das Feuer.
»Die Leute scheinen gut vorbereitet zu sein«, kommentierte Paris. »Vielleicht haben sie mit einem solchen Angriff gerechnet.«
»Von Wilderern kann man normalerweise erwarten, gut bewaffnet zu sein«, entgegnete Kim.
Paris’ Antwort verlor sich im Rattern einer automatischen Projektilwaffe.
Die Darra zogen sich nicht
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