Sehen Sie, so stirbt man also
mitverantwortlich für die sogenannten Septembermorde, bei denen Anfang September jenes Jahres etwa 1200 Gefängnisinsassen (nicht nur Feinde der Revolution) vom aufgebrachten Pöbel massakriert wurden.
Als Danton sich Anfang 1794 für ein Ende des revolutionären Terrors einsetzte, wurde er von Robespierre gestürzt. Aus dem Wohlfahrtsausschuss wurde er ebenfalls ausgeschlossen, doch ins Exil gehen, so wie man es ihm nahelegte, wollte er nicht. Am 30. März 1794 wurde er folgerichtig verhaftet.
|38| „Angenehme Kühle“: die Guillotine und ihr Erfinder
Er war Doktor der Medizin, der Erfinder und Namensgeber der Guillotine, Joseph-Ignace Guillotin (1738–1814). Im Jahre 1784 war er Leibarzt des Bruders Ludwigs XVI., der später ebenfalls König wurde. Doch schon bald betätigte er sich politisch und setzte sich für die Pressefreiheit und bessere Lebensbedingungen sowie politische Mitbestimmung der unteren Gesellschaftsschichten ein. Ab 1789 war er zwei Jahre lang Sekretär der französischen Nationalversammlung.
Guillotin setzte sich dafür ein, dass alle Hinzurichtenden (von denen es bald viele geben sollte) ohne Ansehen ihrer Herkunft und ihres Standes auf gleiche Art und Weise exekutiert würden. Sein Bestreben als Arzt war es vor allem, die Hinrichtung möglichst schnell und schmerzfrei durchzuführen. Bislang existierten noch mehrere Arten der Vollstreckung einer Todesstrafe parallel, wie Hängen, Vierteilen, Enthauptung durch das Schwert und Verbrennung auf dem Scheiterhaufen.
Es gab zwar zugleich Stimmen, die die Todesstrafe abschaffen wollten (so z. B. Robespierre), aber sie konnten sich nicht durchsetzen. Im März 1792 wurde ein Gesetz verabschiedet, das vorsah, dass zum Tode Verurteilte in Zukunft nur noch mit einer Hinrichtungsmaschine zu töten seien. Nun musste diese Maschine nur noch entwickelt werden – dazu beriet man sich mit Guillotin. Eine komplette Neuerfindung war seine Maschine jedoch nicht: Er entwickelte lediglich frühere Erfindungen aus England und Deutschland weiter.
Nach den ersten drei Versuchen an bereits Toten vor verschiedenen Ärzten und Vertretern der Nationalversammlung mussten noch einige Korrekturen am Mechanismus vorgenommen werden, aber bald war es soweit: Die Maschine war einsatzbereit. Ihr erstes Opfer war ein Straßendieb. Der Legende nach war das Publikum enttäuscht davon, wie schnell die Exekution vonstattenging und forderte in Sprechchören dazu auf, den Galgen wieder einzuführen. Aber es half nichts: Die Guillotine sollte fortan zum Standard werden, und sie erhielt quasi sofort den Namen ihres Entwicklers.
Sicherlich ist es eine zumindest zweifelhafte Ehre, wenn eine solche Maschine den eigenen Namen trägt – oder wie Victor Hugo es ausdrückte: „Es gibt Menschen, die haben einfach kein Glück. Columbus gelang es nicht, seiner Entdeckung seinen Namen zu geben, Guillotin gelang es nicht, seinen Namen von seiner Erfindung zu lösen.“
Guillotin selbst jedoch war hochzufrieden und wird zitiert mit den Worten: „Die Guillotine ist eine Maschine, die den Kopf im Nu entfernt und das Opfer nichts spüren lässt außer einem Gefühl angenehmer Kühle.“
|39| Als er nach seinen persönlichen Daten gefragt wurde, soll er selbstbewusst gesagt haben: „Ich heiße Danton, bin 35 Jahre alt. Meine Wohnung wird das Nichts sein, aber mein Name wird im Pantheon der Geschichte leuchten.“
Der Prozess vor dem Revolutionstribunal dauerte nicht lange. Danton wurde als Gegner der Revolution verurteilt, und schon am 5. April wurde er zusammen mit einem Dutzend Anhängern auf der Guillotine öffentlich hingerichtet.
Die letzten Worte
Die letzten Worte Hingerichteter sind oft besonders interessant. Sie zeugen nicht selten von Überlegung und sind von tieferer Bedeutung. Von den zahlreichen Menschen, die im Verlauf der Französischen Revolution auf der Guillotine hingerichtet wurden, wird Georges Danton das Privileg zuteil, die vielleicht berühmtesten letzten Worte gesprochen zu haben: „Zeige meinen Kopf dem Volk, er ist es wert.“ Natürlich ging dieser Ausspruch schnell in den nationalen Zitatenschatz ein; nachzulesen ist er in Émile Campardons „Histoire du tribunal révolutionnaire de Paris“.
Die vertrauliche Ansprache mit „tu“ („du“) an den Henker ist hier ebenso wenig ein Zufall wie der sarkastische und zweideutige Seitenhieb auf den Umstand, dass Danton selbst das Volk immer besonders am Herzen lag. Seine Verurteilung als
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