Sehen Sie, so stirbt man also
erinnern heute ein Denkmal im Kurpark und der Tschechow-Salon im Kurhaus, ein Museum, an das Ableben des großen Schriftstellers in dem kleinen Ort. Beigesetzt wurde er dort allerdings nicht: Nach seinem Tod ließ Olga ihn nach Moskau bringen.
Die letzten Worte
In ihren 1908 verfassten Memoiren erinnert sich Tschechows Frau Olga Knipper-Tschechowa an die letzten Momente im Leben ihres Gatten. Kurz nach Mitternacht bat Tschechow darum, dass ein Arzt käme. Als dieser eintraf, ließ er Tschechow ein Glas Champagner bringen, um dessen Kreislauf in Gang zu bringen. Der Schriftsteller spürte jedoch, dass es mit ihm zu Ende ging. Er setzte sich im Bett auf und sagte zum Arzt auf Deutsch: „Ich sterbe.“ Dann erhob er das Glas, wandte sich seiner Frau zu und sagte: „Ich habe lange keinen Champagner mehr getrunken.“ Tschechow trank das Glas aus, legte sich wieder hin und schlief für immer ein.
In diesen letzten Worten mag mehr Wahres stecken, als Tschechow, selbst als studierter Arzt, gewusst haben wird: 2009 fanden britische Ernährungswissenschaftler heraus, dass die in Sekt und Champagner enthaltenen Polyphenole die Stickoxid-Konzentration im Blut erhöhen, indem sie den Abbau von Stickoxid im Blut verlangsamen. Dadurch wird der Blutdruck gesenkt, der Blutfluss verbessert und die Gefäße gestärkt. Zwei Gläser Champagner am Tag können somit für den Kreislauf und das Herz geradezu Wunder wirken. Der Arzt, der den Champagner orderte, wusste natürlich darum, dass dieser den Kreislauf anregt. Wie sehr er aber Menschen mit Blutdruck- oder Herzproblemen helfen kann und vor allem warum, war nicht bekannt. Tschechows Tuberkulose hätte der Sekt nicht geheilt, aber die Herzinsuffizienz wäre vielleicht nicht tödlich gewesen, wenn er dies öfter und vor allem regelmäßig getan hätte: Champagner trinken.
|81| J. J. Astor
„Steig ins Rettungsboot, tu mir den Gefallen. Lebewohl, Liebste. Wir sehen uns später.“
Wahrheitsgehalt: 90 %
Voller Name: John Jacob Astor IV.
Tätigkeit: Geschäftsmann
Gestorben: 15. April 1912 auf 41‘44‘N, 49‘55‘W
Im Alter von: 47 Jahren
Todesursache: Ertrunken
Letzte Worte im Original: „Get in the lifeboat, to please me. Goodbye, dearie. I’ll see you later.“
Quelle: Madeleine Astor
Zitiert nach: Brian Eden: America Viewed at an Angle and Other Strangeness, Victoria 2004, S. 127
J. J. Astor gehörte einer der reichsten New Yorker Familien der Jahrhundertwende an. Seine Vorfahren waren aus Walldorf in Baden in die USA eingewandert – der Ortsname klingt heute mit im Namen des legendären Hotels Waldorf-Astoria, das zum Teil J. J. Astor erbaute. Er starb beim Untergang der Titanic im Nordatlantik.
Wie starb er?
Als John Jacob Astor IV., genannt J. J., mit seiner Frau in Cherbourg an Bord der Titanic ging, waren sie auf der Rückreise von ihren Flitterwochen in die USA. Es war Astors zweite Ehe; die erste war schiefgegangen – so schief, dass er und seine Frau sich am Schluss in aller Öffentlichkeit angegiftet hatten. Für 1910 war dies geradezu skandalös. Im September 1911 hatte er also ein zweites Mal geheiratet, die 18 Jahre alte Madeleine. Ein weiterer Skandal für die damalige Gesellschaft: Der Bräutigam war fast 30 Jahre älter als die Braut. Aber das Paar war glücklich, zumal es auf seiner Europa- und Ägyptenreise festgestellt hatte, dass Madeleine schwanger war.
An Bord der Titanic bewohnten sie eine der vornehmsten Suiten der 1. Klasse; man hatte Geld und wollte das auch zeigen. Natürlich nützte das Geld wenig, als die Titanic in der Nacht zum 15. April um 23.40 Uhr auf |82| einen Eisberg auflief. Der Legende nach befand sich J. J. Astor zu dieser Zeit im Rauchsalon. Als große Eisbrocken auf das Vorderdeck fielen, soll er gesagt haben: „In der Tat habe ich Eis für meinen Drink bestellt, aber das geht wirklich zu weit.“
Bei vielen Passagieren dauerte es eine Zeit, bis ihnen der Ernst der Lage bewusst war. Die Titanic galt schließlich als unsinkbar. J. J. und Madeleine Astor setzten sich in den Gymnastikraum und beobachteten die Menschen draußen in der Kälte bei den Rettungsbooten, die immer aufgeregter schienen. Schließlich bat man sie jedoch, sich ebenfalls zur Evakuierung bereitzumachen. Als sie an die Reihe kamen, half J. J. seiner Frau in das Rettungsboot. Seine Bitte, mit an Bord kommen zu dürfen, um seiner schwangeren Frau beistehen zu können, lehnte der Offizier, der die Evakuierung überwachte, ab. „Frauen und Kinder
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