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Sehen Sie, so stirbt man also

Sehen Sie, so stirbt man also

Titel: Sehen Sie, so stirbt man also Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Hartz
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wiedergegeben.
    Ein anderes Wort, das entstanden sein soll, als er eine Flasche Champagner kommen ließ, war der Situation ebenso angemessen und wird wohl noch häufiger zitiert – und hierfür findet man in der Tat sogar eine frühe Quelle: „Nun sterbe ich also über meine Verhältnisse.“ Der britische Dichter und Kritiker Arthur Symons überlieferte diese letzten Worte der Nachwelt in |78| einem Artikel über Wilde aus dem Jahre 1901. Allerdings gibt er zu, selbst nur wiederzugeben, was andere ihm erzählten.
    All dies wird Wilde allerdings ein paar Tage oder sogar Wochen gesagt haben, bevor er verstarb. Um den 27. November 1900 herum erwachte er nur noch stundenweise aus dem Delirium, und als am Abend des 29. ein Freund einen Pfarrer holte, konnte Wilde auf die Frage, ob er ihn sehen wollte, nur noch per Handzeichen antworten und sich Absolution erteilen lassen. Sein letzter Todeskampf, am 30. November, dauerte von halb sechs Uhr morgens bis halb zwei Uhr nachmittags – sicherlich ohne eine letzte geistreiche Äußerung. Blut lief ihm aus Mund, Nase und Ohren – dann hatte sein langes Leiden ein Ende. Was wirklich seine letzten Worte waren, ist nicht bekannt; aber wenn er sich an eines der zwei genannten noch einmal erinnert hat, wären sie seiner Person durchaus würdig gewesen.
    Oscar Wilde über den Tod
    „Der Tod muss etwas so Schönes sein; in der weichen braunen Erde zu liegen, das Grass wogt über dem Kopf, und man hört der Stille zu. Kein Gestern zu haben und kein Morgen. Die Zeit zu vergessen, das Leben, Frieden zu finden.“
    („The Canterville Ghost“, 1887
     
    „Das Mysterium der Liebe ist größer als das Mysterium des Todes.“
    („Salomé“, 1893)
     
    „Alles Denken ist unmoralisch. Seinem Wesen nach bedeutet es Zerstörung. Wenn Sie über etwas nachdenken, zerstören Sie es. Nichts überlebt, über das jemand nachdenkt.“
    („A Woman of No Importance“, 1893)
     
    „Doch jeder tötet, was er liebt, […] der Feigling mit einem Kuss, der Tapfere mit dem Schwert.“
    („The Ballad of Reading Gaol“, 1898)

|79| Anton Tschechow
„Ich habe lange keinen Champagner mehr getrunken.“
    Wahrheitsgehalt: 100 %
    Voller Name: Anton Pawlowitsch Tschechow
    Tätigkeit: Schriftsteller
    Gestorben: 15. Juli 1904 in Badenweiler
    Im Alter von: 44 Jahren
    Todesursache: Herzinsuffizienz
    Letzte Worte im Original: „Давно я не пил шампанского.“
    Quelle: Olga Knipper-Tschechowa
    Zitiert nach: Peter Urban: Čechov-Chronik. Daten zu Leben und Werk, Zürich 2004, S. 410
     
    Anton Tschechow war einer der wichtigsten russischen Schriftsteller. Nebenbei war er Arzt – ein Beruf, den er jedoch nie hauptamtlich ausübte. Und daneben war er noch Patient – die Hälfte seines kurzen Lebens litt er an Tuberkulose: Das hinderte ihn nicht daran, über 600 Werke zu verfassen.
    Wie starb er?
    Mit Mitte zwanzig, er hatte gerade erst sein Medizinstudium beendet, hatte Anton Tschechow den ersten Anfall: Starke Hustenkrämpfe mit blutigem Auswurf zeigten an, dass er unter Tuberkulose litt. Das war 1884; fünf Jahre später starb sein Bruder, ebenfalls an Tuberkulose, wenn auch einer weit aggressiveren Form. Tschechow selbst lebte zwanzig Jahre mit der Erkrankung und schuf in dieser Zeit hunderte Werke, die ihn mehr und mehr Kraft kosteten. Dennoch blieb er hoch produktiv: In den letzten Jahren eines Lebens entstanden seine wichtigsten Bühnenstücke, darunter „Drei Schwestern“ und „Der Kirschgarten“. Doch damit nicht genug: Neben seiner Schriftstellerei betätigte er sich immer wieder ehrenamtlich, z. B. beim Spendensammeln und bei der Verteilung von Hilfsgütern in den russischen Hungersnotgebieten der 1890er Jahre oder bei der kostenlosen medizinischen Behandlung armer Bauern.
    Häufige Ortswechsel, u. a. ein längerer Aufenthalt in Jalta auf der Halbinsel Krim, wo das Klima ungleich angenehmer für die Lunge war als in |80| Moskau, sowie zahlreiche Kuren linderten die Beschwerden, aber geheilt werden konnten sie nicht. Tschechow und seine Frau fuhren im Juni 1904 nach Deutschland, wieder einmal zu einer Kur. Ihr Ziel war der Kurort Badenweiler im Schwarzwald, südlich von Freiburg. Die Kurklinik dort hatte Tschechow sein Moskauer Arzt empfohlen, der aus Deutschland stammte. Zunächst taten ihm die Luftveränderung und die Anwendungen gut, aber nach ein paar Wochen erlitt er mehrere schwere Herzinsuffizienzen als Folge der Tuberkulose. Die letzte führte zum Tod. In Badenweiler

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