Sehen Sie, so stirbt man also
Tagen nach Genf kommen wollen, seinen Besuch aber kurzfristig abgesagt. Nur durch Zufall hatte der Mörder in der Zeitung eine Meldung gesehen, nach der eine „Gräfin von Hohenems“ die Stadt besuchen werde. Diese „Gräfin“ war natürlich Elisabeth, die unter falschem Namen unterwegs war, wovon der Mann durch in Genf kursierende Gerüchte erfuhr. Da sah er seine Chance. Ein Vertreter der verhassten Monarchie war ihm als Opfer so recht wie der andere.
|76| Oscar Wilde
„Nun sterbe ich also über meine Verhältnisse.“
Wahrheitsgehalt: 20 %
Voller Name: Oscar Fingal O’Flahertie Wills Wilde
Tätigkeit: Schriftsteller
Gestorben: 30. November 1900 in Paris
Im Alter von: 44 Jahren
Todesursache: Hirnhautentzündung
Letzte Worte im Original: „Alas, I am dying beyond my means.“
Quelle: unklar
Zitiert nach: Arthur Symons: Studies in Prose and Verse, 1904, S. 125
Alternativ: „Meine Tapete und ich kämpfen bis zum Tod – einer von uns wird gehen müssen.“
Oscar Wilde war eine wahrhaft schillernde Persönlichkeit im viktorianischen England. In den 1890er Jahren war er der Liebling der Londoner Theaterszene, seine offen ausgelebte Homosexualität brachte ihn ins Gefängnis und kostete ihm so später das Leben. Aber selbst auf dem Totenbett soll er noch geistreiche Bonmots von sich gegeben haben.
Wie starb er?
Oscar Wilde kam 1883 nach London, nachdem seine ersten veröffentlichten Gedichte bereits für einiges Aufsehen gesorgt hatten. Hier heiratete er, zeugte zwei Kinder, lebte aber daneben auch seine homosexuellen Neigungen für die Verhältnisse im prüden viktorianischen England recht offen aus. In der Londoner Gesellschaft war er deshalb indes nicht weniger beliebt. Wilde war einer der Vorreiter des aufstrebenden Ästhetizismus – der Philosophie, die das Schöne zur obersten Maxime erhebt und ihr z. B. Religion oder Ethik unterordnet. 1885 jedoch wurde die Homosexualität im Königreich offiziell unter Strafe gestellt. In diesem Zusammenhang sorgten Wildes Roman „The Picture of Dorian Gray“ und sein Bühnenstück „Salome“ (beide 1891) bereits für Skandale – diese waren aber nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte.
Auf dem Höhepunkt seines Erfolges als Theaterschriftsteller, Mitte der Neunziger, strengte Wilde eine Zivilklage wegen Verleumdung an gegen den |77| Vater eines seiner Liebhaber. Dieser hatte Oscar Wilde mehr oder weniger öffentlich der „Sodomie“ (als Synonym für Homosexualität) beschuldigt. Im Verlauf des Prozesses wendete sich allerdings das Blatt – immer mehr Anschuldigungen und Zeugenaussagen gegen Wilde wurden vorgebracht, so dass er schließlich, nach zwei weiteren (diesmal Straf-)Prozessen u. a. wegen Verkehrs mit männlichen Prostituierten, zu zwei Jahren Gefängnis mit schwerer körperlicher Arbeit verurteilt wurde. Als Wilde 1897 freigelassen wurde, war er körperlich und seelisch am Ende, seine Gesundheit ruiniert. Er entfloh der Londoner Gesellschaft nach Paris, wo er sich Sebastian Melmoth nannte und die letzten drei Jahre seines Lebens in Einsamkeit und Armut verlebte.
Wilde starb mit 44 Jahren in einem Zimmer des Hotel d’Alsace in der Rue des Beaux-Arts in Paris. Todesursache war eine Hirnhautentzündung infolge einer verschleppten Mittelohrentzündung. Schon längere Zeit war er auf einem Ohr taub – sicherlich all dies eine Folge der Jahre im Zuchthaus in Reading. Als geradezu grausame Fußnote der Geschichte mag dabei gelten, dass sein Vater u. a. Ohrenarzt war.
Die letzten Worte
Mehrere letzte Worte von Oscar Wilde sind der Nachwelt überliefert worden. Aus gutem Grund: Noch heute gilt Wilde als Meister der geistreichen Bemerkungen. „Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: immer nur das Beste“ oder „Ein Dichter kann alles überleben, außer einen Druckfehler“ – solche pointierten Bemerkungen kennt man heute zu Hunderten, viele direkt seinen Theaterstücken entnommen. Und so sind es auch zwei solche Bonmots, die als seine letzte Äußerung bekannt sind.
In den letzten Wochen seines Lebens ging es Wilde ein wenig besser, bevor die letzte große Krise kam, und in dieser Zeit hatte er Besuch von einigen Freunden und Bekannten. Diesen gegenüber soll er verkündet haben, im Hinblick auf das Hotel, in dem er wohnte, das nicht gerade der Luxuskategorie angehörte: „Meine Tapete und ich kämpfen bis zum Tod – einer von uns wird gehen müssen.“ Dieses Wort wird mitunter auch in Bezug auf einen Teppich
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