Sehen Sie, so stirbt man also
gelyncht worden. Erst am 1. Juni wurde eine Leiche aus dem Kanal gefischt, die als die Rosa Luxemburgs identifiziert wurde.
Die Leiche im Keller der Charité
2009, 90 Jahre nach Rosa Luxemburgs Tod, zweifelte der bekannte Rechtsmediziner und Bambi-Preisträger Prof. Michael Tsokos mit großem Medienecho die Identität jener Leiche an, die damals von den legendären Forensikern Paul Fraenckel und Fritz Straßmann als diejenige Luxemburgs identifiziert worden war. Tsokos nun hielt eine andere Leiche, eine seit Jahrzehnten im Keller der Charité liegende Wachsleiche (in diesem Fall eine Wasserleiche) ohne Kopf, Hände und Füße für diejenige Luxemburgs. Neben Karl Liebknecht auf dem Friedrichsfelder Zentralfriedhof wäre somit eine andere Frau begraben worden.
Tsokos’ Untersuchungen ergaben u. a., dass die Tote in der Charité so groß war wie Rosa Luxemburg, ebenfalls seit 90 Jahren tot und auch wie diese einen Hüftschaden hatte. Um die Thesen des Rechtsmediziners entspann sich eine medienwirksame Kontroverse; ausgerechnet Volkmar Schneider, sein Vorgänger als Direktor am Institut für Rechtsmedizin der Charité, wetterte gegen Tsokos’ Ergebnisse, sagte, dieser habe wesentliche Beweismittel unterschlagen und kündigte an, ein Buch über den Fall Luxemburg schreiben zu wollen. In seiner Schrift mit dem Titel: „Wo befindet sich die Leiche von Rosa Luxemburg?“ kam Schneider dann zu dem Ergebnis: „Wir wissen es nicht.“
Erst ein paar Monate später veröffentlichten die Historikerin Annelies Laschitza und der Autor Klaus Gietinger bisher unveröffentlichte Dokumente wie Zeugenaussagen und Protokolle von 1919, aus denen hervorgeht, dass die Sekretärin und eine Freundin Rosa Luxemburgs deren Leiche anhand der Obduktion „eindeutig identifiziert“ hätten, u. a. anhand von Kleidungsstücken und vor allem einem goldenen Medaillon. Es sieht also so aus, als dürften die letzten verbleibenden Marxisten auch weiterhin an Rosa Luxemburgs Grab rote Nelken niederlegen.
|89| Pancho Villa
„Lassen Sie es nicht so enden. Schreiben Sie, ich hätte etwas gesagt.“
Wahrheitsgehalt: 20 %
Voller Name: José Doroteo Arango Arámbula / Francisco Villa Tätigkeit: Revolutionär
Gestorben: 20. Juli 1923 in Parral
Im Alter von: 45 Jahren
Todesursache: Erschossen
Letzte Worte im Original: „¡No deje que esto acabe así! ¡Escriba usted que he dicho algo!“
Quelle: Unklar
Zitiert nach: Timothy Merrill: Lectionary Tales for the Pulpit, Lima 2003, S. 63
Ein mexikanischer Robin Hood, der vom Chef einer Diebesbande zum General der Revolution aufstieg und im Kugelhagel starb: Pancho Villas Leben scheint direkt aus einem Hollywoodfilm zu stammen. Seine angeblichen letzten Worte zählen zu den skurrilsten überhaupt, gerade weil dem Wunsch, den sie ausdrücken, nicht entsprochen wurde.
Wie starb er?
José Arango war seit seinem 17. Lebensjahr auf der Flucht: Damals hatte er den Sohn eines Gutsbesitzers erschossen, der versucht hatte, seine kleine Schwester zu vergewaltigen. Später schloss er sich einer Räuberbande an, der Anführer hieß Pancho Villa; als Villa starb, nahm Arango dessen Identität an. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er bereits wegen diverser Vergehen wie Bankraub und Mord gesucht. Der
Outlaw
wurde zu einem Helden des einfachen Volkes, das unter Diktator Porfirio Diaz zu leiden hatte, der Villa nachstellen ließ. 1911 schloss sich Villa mit seinen Leuten der Revolution an, die den Diktator stürzte und Francisco I. Madero zum neuen Präsidenten machte. Da dieser aber keine der versprochenen Reformen umsetzte, schloss sich Villa wiederum dem Aufstand der Bauern gegen Madero an. Villa wurde verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt, |90| konnte aber fliehen, indem er die Gitterstäbe seiner Zelle durchfeilte. Er ging ins Exil in die USA.
Als Madero schließlich doch gestürzt wurde und General Victoriano Huerta die Macht übernahm, den Pancho Villa gut kannte, kam er zurück. Huerta wurde von Venustiano Carranza abgelöst, der sich bald gegen Pancho Villa stellte, den er als größten Konkurrenten seiner Macht im Land ansah. Auch Carranza wollte nicht, wie es die ursprünglichen revolutionären Pläne vorgesehen hatten, die Großgrundbesitzer von ihren Haziendas jagen und das Land an die armen Bauern verteilen. Die USA unterstützten Carranza, und deshalb führte im März 1916 Pancho Villa 500 Mexikaner über die Grenze in die USA, um die Stadt Columbus im Staat New Mexico
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