Sehen Sie, so stirbt man also
1931 in Den Haag
Im Alter von: 49 Jahren
Todesursache: Lungenentzündung
Letzte Worte im Original: „Приготовьте мой костюм лебедя!“
Quelle: unklar
Zitiert nach: Vera Krasovskaja: Анна Павлова. страницы жизни русской танцовщицы („Anna Pawlowa. Seiten im Leben einer russischen Tänzerin“), Moskau 1964, S. 217
Anna Pawlowa war die berühmteste Ballerina ihrer Zeit. Ihr Tanzstil beeinflusste die Entwicklung des Balletts im 20. Jahrhundert maßgeblich. Zur lebenden Legende wurde sie schon mit 24 Jahren, durch das ihr auf den Leib geschriebene Ballettsolo „Der sterbende Schwan“.
Wie starb sie?
Als Anna Pawlowa Ende 1930 eine neue Europa-Tournee vorbereitete, war sie bereits 49 Jahre alt – für eine Ballerina ein vergleichsweise hohes Alter, denn bei vielen sind die Fußknochen und -gelenke schon viel früher so beansprucht und kaputt, dass sie ihren Beruf aufgeben müssen. Mit 18 Jahren war sie dem Ensemble des berühmten kaiserlichen Balletts des Mariinski-Theaters beigetreten; hier hatte sie es binnen sieben Jahren zur Primaballerina gebracht, obgleich ihr Tanzstil eher intuitiv und expressiv war und sich nicht immer an die strikten Vorgaben des klassischen Balletts und seiner Stilelemente hielt.
Für eine Benefizgala im Dezember 1905 hatte der Choreograf Michel Fokine für Anna Pawlowa ein dreiminütiges Soloballett zum Stück „Le Cygne“ aus Saint-Saëns’ „Le carnaval des animaux“ inszeniert. Angelehnt an Tschaikowskis „Schwanensee“-Thematik war das Solo als „Der sterbende |93| Schwan“ weltberühmt geworden. Es wurde nicht nur das Markenzeichen Anna Pawlowas, sondern das des russischen Balletts des 20. Jahrhunderts überhaupt. Schon bald war Pawlowa auf Tournee durch Europa gegangen und später durch die ganze Welt. Mit sieben USA-Tourneen hatte sie quasi im Alleingang dafür gesorgt, dass die Kunst des Ballett in Amerika überhaupt erst populär wurde. Auch noch in den 10er und 20er Jahren, als sie längst nach London übergesiedelt war, hatte sie getanzt – allein den „Sterbenden Schwan“ soll sie an die 4000 Mal in ihrem Leben aufgeführt haben.
Anna Pawlowa nahm niemals ihren Abschied von der Bühne; um die Jahreswende 1930/31 befand sie sich in den Niederlanden und machte Station im Hôtel des Indes in Den Haag, als sie erkrankte. Ärzte diagnostizierten eine Lungenentzündung und rieten zu einer schnellen Operation, die Pawlowa jedoch ablehnte – angeblich aus Angst davor, nach dem Eingriff nie wieder tanzen zu können.
Am 23. Januar 1931 starb sie in ihrem Hotelzimmer, knapp drei Wochen vor ihrem fünfzigsten Geburtstag. Bei der nächsten Vorstellung ihres Balletts entsprach man einer alten Tradition und ließ ihre Rolle nicht von einer Ersatztänzerin spielen, sondern richtete während der Vorstellung einen hellen Spot-Scheinwerfer auf die Bühne – dorthin, wo sie getanzt hätte.
Die letzten Worte
„Bereitet mein Schwanenkostüm vor!“ – so lauteten der Legende nach Anna Pawlowas letzte Worte, wiedergegeben von ihrer Biografin, Vera Kraskovskaja. Wer dies zum ersten Mal berichtet hat, ist heute wohl nicht mehr zu klären. Doch sind diese Worte nur eine Legende? Sicherlich muten sie fast zu poetisch an, um wirklich die letzte Äußerung eines Menschen vor dem Tod zu sein – und zu passend für Anna Pawlowa und ihre Paraderolle als „Sterbender Schwan“. Aber Anna Pawlowa war eine Künstlerin, die für ihre Kunst lebte und starb (falls ihre Weigerung, sich operieren zu lassen, nicht auch erfunden ist). Sei dem, wie es wolle: Der Satz gehört zu den ergreifendsten letzten Worten überhaupt, und es wird sicherlich immer wieder Ballerinen geben, die sich zumindest vornehmen, auf ihrem Sterbebett dasselbe zu sagen.
|94| Maxim Gorki
„Ende des Romans. Ende des Helden. Ende des Schriftstellers.“
Wahrheitsgehalt: 80 %
Voller Name: Alexei Maximowitsch Peschkow
Tätigkeit: Schriftsteller
Gestorben: 18. Juni 1936 in Gorki Leninskije
Im Alter von: 68 Jahren
Todesursache: Tuberkulose
Letzte Worte im Original: „Конец романа. Конец героя. Конец автора.“
Quelle: unklar
Zitiert nach: Xenia D. Muratova: Летопись жизни и творчества Горького („Chronik des Lebens und Werks Gorkis“), Moskau 1958 ff., Bd. 1, S. 599
Der russische Schriftsteller Maxim Gorki begründete den sowjetischen Realismus. Zugleich war er
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