Sehen Sie, so stirbt man also
anzugreifen. Als Reaktion sandten die USA 10 000 Soldaten unter General Pershing nach Mexiko, um Pancho Villa aufzuspüren und unschädlich zu machen – vergebens.
Erst nachdem Villa sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte, gelang es, ihn zu ermorden. Am 20. Juli 1923 fuhr er mit seinem Auto, einem schwarzen Dodge Roadster von 1919, in die Kleinstadt Hidalgo del Parral in der mexikanischen Provinz Chihuahua. Er wollte bei der Bank Gold aus dem Tresor holen, um das Personal seiner Ranch zu bezahlen. Als er an einer Straßenkreuzung halten musste, sah ihn ein ihm unbekannter Mann; der hob den Arm und rief: „Viva Villa!“ Dies war das Zeichen für die Attentäter. Sieben Mann kamen auf den Wagen zu und eröffneten das Feuer.
Pancho Villa wurde neunmal getroffen, u. a. viermal in den Kopf und einmal ins Herz, und war sofort tot. Außer ihm befanden sich noch fünf weitere Personen im Auto. Sein Sekretär und sein Assistent starben ebenfalls, ein weiterer Mann stellte sich tot, die zwei anderen flüchteten: Einer der beiden konnte einen Attentäter erschießen, der andere wurde von den Attentätern gestellt und ebenfalls erschossen. Die überlebenden sechs Attentäter flüchteten nach der Tat; bis heute ist nicht eindeutig geklärt, wer hinter dem Attentat steckte. Wahrscheinlich hatte die neue mexikanische Regierung von Präsident Álvaro Obregón Angst, dass Villa sich, falls es zu einem erneuten Bürgerkrieg käme, auf die Seite von Adolfo de la Huerta, dem Präsidenten von 1920, schlagen würde.
Die letzten Worte
Pancho Villa sagte seine angeblichen letzten Worte zu einem Journalisten, der einer der Männer war, die beim Attentat mit ihm im Auto saßen, und der mit dem Leben davonkam. Gemäß seinem Bericht sagte Villa: „Lassen Sie es |91| nicht so enden. Schreiben Sie, ich hätte etwas gesagt.“ Er tat ihm indes diesen Gefallen nicht – stattdessen gab er wieder, was Villa wirklich gesagt hatte. Verständlich, dass Villa, im Wissen darum, dass er sterben musste, der Nachwelt wenigstens ein denkwürdiges letztes Wort hinterlassen wollte, wenn schon alle revolutionären Bestrebungen in Mexiko letztlich gescheitert waren. Aber konnte ihm denn nicht selbst etwas einfallen – wenigstens ein „¡Viva la revolución!“ oder etwas in der Art?
Letzte Worte im Wilden Westen
Pancho Villa hat in den 1910er Jahren in einer ganzen Reihe Filme mitgespielt, in denen er sich selbst darstellte, als Revolutionär und Pistolero. So sind sozusagen „Reality-Western“ entstanden, mit patronengurtbewehrten Revolverhelden – zu einer Zeit, als der Wilde Westen in den USA schon reichlich zivilisiert war. Aber viele Gestalten, die man aus den klassischen Westernfilmen kennt, gab es wirklich, und auch sie haben letzte Worte:
Henry „Billy the Kid“ McCarty, 1881 im Alter von 31 Jahren im Haus ei nes Bekannten von Pat Garrett erschossen: „Wer ist da?“
Jesse James, 1882 im Alter von 34 Jahren im eigenen Haus von Bob Ford von hinten erschossen, als er ein Bild an der Wand entstaubte: „Das Bild hier ist aber staubig.“
Doc Holliday, 1887 im Alter von 36 Jahren an Tuberkulose gestorben, beim Anblick seiner Füße ohne Stiefel: „Das ist ja witzig.“
Buffalo Bill, 1917 im Alter von 70 Jahren an Nierenversagen gestorben: „Lass meine Show weitergehen.“
Bat Masterson, 1921 im Alter von 67 Jahren an einem Herzinfarkt gestor ben : „Wir bekommen alle gleich viel Eis. Die Reichen bekommen es im Sommer, die Armen im Winter.“
Wyatt Earp, 1929 im Alter von 80 Jahren an Harnblasenentzündung ge storben : „Vielleicht, vielleicht.“
Wirklich glaubhaft sind diese Worte wohl nicht: Pancho Villas Auto wurde von 40 Geschossen getroffen, er selbst in Kopf und Herz. Wenn Villa die Kugeln gleich zu Beginn des Angriffs getroffen haben, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass er überhaupt noch dazu kam, irgendetwas zu sagen. Es sei denn, er bemerkte die mit Gewehren bewaffneten Mörder, bevor sie das Feuer eröffneten, und wusste, was die Stunde geschlagen hatte. Dagegen aber spricht eine gewichtige Tatsache: Nach dem Anschlag fand man seine Leiche im Fahrersitz, die Hand ausgestreckt nach seinem Revolver. Wenn er schon keine Zeit fand, diesen zu ziehen, dann wohl erst recht nicht für letzte Worte – und dann noch ausgerechnet diese.
|92| Anna Pawlowa
„Bereitet mein Schwanenkostüm vor!“
Wahrheitsgehalt: 30 %
Voller Name: Anna Matwejewna Pawlowa
Tätigkeit: Balletttänzerin
Gestorben: 23. Januar
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