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Sehen Sie, so stirbt man also

Sehen Sie, so stirbt man also

Titel: Sehen Sie, so stirbt man also Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Hartz
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geschaffen hatte. Dennoch trat er weiterhin öffentlich auf. Kurz nach dem Anschlag auf sein Haus hielt Malcolm X am 21. Februar 1965 eine Rede im Audubon Ballroom in Manhattan. Im Rahmen einer Versammlung seiner Organisation hatten sich hier 400 Zuhörer eingefunden. Nachdem er zu reden begann, gab es ein Gedränge in der Menschenmenge, das sich später als inszeniert erwies – es genügte aber, um die Aufmerksamkeit der anwesenden Personenschützer von Malcolm X abzulenken. Ein Mann lief nach vorne und schoss dem Redner mit einer abgesägten Schrotflinte in die Brust. Zugleich näherten sich zwei weitere Männer mit Handfeuerwaffen. Sie gaben insgesamt 16 Schüsse auf ihn ab. Den Zuschauern gelang es, einen der Attentäter festzuhalten. Die beiden anderen flohen, wurden später jedoch ebenfalls gefasst und verurteilt.
    Die letzten Worte
    „Halt! Halt! Keine Aufregung. Nur die Ruhe, Brüder“ – seine letzten Worte waren ein letzter Aufruf zu Ruhe und Besonnenheit. Neben „Let’s cool it brothers“ (Alex Haley) ist auch „Break it up. Be cool, be calm“ überliefert („New York Post“, 22.   5.   1964). Es gibt allerdings auch einen Audiomitschnitt der Veranstaltung, bei der man Malcolm X lediglich „Halt!“ („Hold it!“) sagen hört – ganze zehn Mal, bevor die tödlichen Schüsse fallen. Die ausführlichere Variante ist angesichts der Situation des Attentats aber sicherlich ein wenig dramatischer. Und sie fasst sozusagen den Anspruch zusammen, den Malcolm X nach seiner Wandlung an die schwarze Gemeinschaft stellte. Nur, dass Teile der schwarzen Gemeinschaft diese Wandlung nicht akzeptieren wollten. Jene, die in den Slums der US-amerikanischen Großstädte leben mussten, ohne Aussicht auch nur auf einen Schulabschluss; die sich nicht mit dem vom weißen Mann verordneten Schicksal der Schwarzen, die zu |124| dieser Zeit auch in der New York Times immer noch „negroes“ genannt wurden, zufrieden geben wollten und statt friedlichen Widerstand zu leisten lieber zur Waffe griffen, um Aggression mit Aggression zu begegnen. Malcolm X hatte diese Strategie lange Zeit befürwortet und ist ihr schließlich selbst zum Opfer gefallen.

|125| Lenny Bruce
„Weißt du, wo ich Hasch bekommen kann?“
    Wahrheitsgehalt: 80 %
    Voller Name: Leonard Alfred Schneider
    Tätigkeit: Komiker
    Gestorben: 3. August 1966 in Hollywood
    Im Alter von: 40 Jahren
    Todesursache: Morphin-Überdosis
    Letzte Worte im Original: „Do you know where I can get any shit?“
    Quelle: John Judvich
    Zitiert nach: Albert Goldman und Lawrence Schiller: Ladies and Gentlemen – Lenny Bruce, New York 1991, S. 628
     
    Lenny Bruce war das
Enfant terrible
der Comedy-Szene der USA. Ihm gelang es, aus dem
Standup act
, bis dato bloßes Witze-Erzählen, eine subversive Kunstform zu machen. Dabei war er so progressiv, dass er wegen Obszönität vor Gericht gestellt wurde – fast 40 Jahre sollte es dauern, bis er rehabilitiert wurde.
    Wie starb er?
    Es war ein echter Präzedenzfall, als George Pataki, der Gouverneur des Staates New York, zwei Tage vor Weihnachten 2003 postum den Comedian Lenny Bruce begnadigte. Bruce war im November 1964 wegen „Obszönität“ zu vier Monaten Haftarbeitslager verurteilt worden. Auslöser war ein Auftritt im Cafe Au Go Go im New Yorker Greenwich Village ein halbes Jahr zuvor gewesen, bei dem Polizisten in Zivil im Publikum gesessen hatten. Lenny Bruce war den Behörden schon lange ein Dorn im Auge gewesen.
    Lenny Bruce hatte im Zweiten Weltkrieg mit der US-Kriegsmarine in Europa gekämpft. Nach dem Krieg begann er seine Karriere als Komiker. Dem unkonventionellen
Standup comedian
war wahrlich nichts heilig: Religion, Rassenhass, Drogen, Sex, Abtreibung – all dies gehörte zu seinen Themen. Er war der Erste, der auf der Bühne nicht bloß harmlose Witze erzählte, sondern echte Satire betrieb, auch politische. Und er war der Erste, |126| der bei seinen Auftritten „fuck“ sagte. Für das Publikum und die Obrigkeit war dies etwas so Neues, dass es wohl nur eine Frage der Zeit war, bis Bruce immer mehr aneckte – im gleichen Maße wie er überregional bekannter wurde. Schon 1962 hatte ausgerechnet Australien ihm Auftrittsverbot erteilt. Auch in den USA wurden zahlreiche seiner Shows abgebrochen. Zusätzlich wurde er mehrmals wegen Besitzes illegaler Drogen festgenommen.
    Nach Bruce’ Verurteilung 1964 sprachen sich zahlreiche Künstler und Autoren für eine Begnadigung aus, wie Woody Allen, Norman Mailer oder

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