Sehen Sie, so stirbt man also
man diese Worte in den Kontext des vorangegangenen Prozesses einordnen: Gleich zu Beginn hatte Eichmann auf „nicht schuldig“ plädiert. Er sei schon deshalb nicht juristisch zu belangen, weil er ausschließlich militärischen Befehlen gehorcht und Anweisungen von oben befolgt habe.
Zeugnisse der Unbelehrbarkeit
Viele ehemalige NS-Größen wurden nach den Nürnberger Prozessen 1946– 48 von der US-amerikanischen Militärjustiz hingerichtet. Um ihre letzten Worte zu notieren, war eigens ein Stenograf anwesend. Die meisten dieser letzten Worte sind geradezu unverfroren und zeigen, wie die von Eichmann, keine Reue – wenn auch Julius Streicher, Chef des Propagandablattes „Der Stürmer“, der einzige war, der mit Hitlergruß aus dem Leben schied.
Julius Streicher, „Stürmer“-Herausgeber: „Heil Hitler! Dies ist mein Purimfest 1946. Ich gehe zu Gott. Die Bolschewisten werden eines Tages Euch auch hängen.“
Karl Brandt, Generalleutnant der Waffen-SS: „Ich stelle fest, dass dieses eben verlesene Urteil eines amerikanischen Militärtribunals der formelle Ausdruck eines politischen Racheaktes ist.“
Wilhelm Keitel, Wehrmachtschef: „Ich bitte den Allmächtigen um Erbarmen für das deutsche Volk. Über zwei Millionen deutsche Soldaten gingen mir im Tode für das Vaterland voraus. Ich folge meinen Söhnen. Alles für Deutschland.“
|119| Im Zusammenhang mit dem Eichmann-Prozess prägte Hannah Arendt den Begriff „Banalität des Bösen“. Eichmann hatte nie mit eigener Hand getötet, aber er hatte töten lassen, millionenfach vom Schreibtisch aus. 1939 hatte er die Leitung der (euphemistisch benannten) Reichszentrale für jüdische Auswanderung übernommen. 1941, nach seiner Beförderung zum SS-Obersturmbannführer, hatte er das erste Mal Auschwitz und andere KZs besucht; im folgenden Januar war er Protokollführer der Wannsee-Konferenz, die die „Endlösung“ beschloss. Direkt organisierte er später die Deportation von Juden aus Ungarn nach Auschwitz. Die Diskussion darüber, ob er, auch wenn er auf Anweisung handelte und letztlich nur Befehle weitergab, selbst zur Verantwortung zu ziehen sei, erfasste während des Prozesses 1961 nicht nur die deutsche, sondern die Weltöffentlichkeit. In Deutschland sollte dreißig Jahre später wieder eine ähnliche Diskussion aufkommen, als es um die Todesschützen an der deutsch-deutschen Grenze ging; die Berliner Mauer wurde gebaut, während der Prozess gegen Eichmann lief.
Als Eichmann am Ende schuldig gesprochen worden war, verkündete er, er werde Selbstmord begehen, wenn man ihn lasse, so dass er über sein Ende selbst entscheiden könne und dennoch Sühne für die von ihm begangenen Taten gewährleistet sei. Reue könne er jedoch nicht zeigen. Er meinte, das sei nicht statthaft für einen erwachsenen Mann. Der Staat Israel ließ ihm diese Entscheidung, zur Erleichterung vieler, nicht.
|120| Winston Churchill
„Es ist alles so langweilig.“
Wahrheitsgehalt: 100 %
Voller Name: Sir Winston Leonard Spencer-Churchill
Tätigkeit: Politiker
Gestorben: 24. Januar 1965 in London
Im Alter von: 90 Jahren
Todesursache: Schlaganfall
Letzte Worte im Original: „I’m so bored with it all.“
Quelle: Christopher Soames
Zitiert nach: Mary Soames: Clementine Churchill. The Biography of a Marriage, New York ²2002, S. 535
Alternativ: „Was für ein Tor ich war.“
Churchill war einer der bedeutendsten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts. 2002 wählten eine Million BBC-Zuschauer ihn zum größten Briten aller Zeiten. Er hatte als junger Mann in den Kolonialkriegen gekämpft und später England durch gleich zwei Weltkriege geführt. Doch in seinen letzten Jahren war er an den Rollstuhl gefesselt.
Wie starb er?
Bei den Parlamentswahlen 1959 (bei denen übrigens Margaret Thatcher ins Unterhaus einzog), war Churchill bereits 84 Jahre alt und saß im Rollstuhl. Reden hielt er im Parlament indes keine mehr, immer häufiger war er depressiv. Man nahm an, der Nobelpreisträger und zweimalige Premierminister leide an Alzheimer oder aber habe schon einen oder mehrere Schlaganfälle erlitten. Doch erst 1964, im Jahr vor seinem Ableben, gab er seinen Sitz im Parlament auf. Zuvor noch war er von John F. Kennedy zum Ehrenbürger der USA ernannt worden – für manche konservative Briten eine zweifelhafte Ehre. Die Feierlichkeiten anlässlich dieses Ereignisses im Weißen Haus konnte er bereits nicht mehr besuchen.
Churchill zog sich in sein Haus in Hyde Park Gate
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