Sehen Sie, so stirbt man also
zurück. Mitte Januar 1965 erlitt er einen schweren Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. Er fiel ins Koma, und eine gute Woche später starb er in seinem |121| Bett, am Morgen des 24 Januar. Sein Leichnam wurde für drei Tage in den Houses of Parliament aufgebahrt, wo über 300 000 Menschen Abschied nahmen. Königin Elizabeth II. hatte Staatstrauer angeordnet und besuchte sogar die Beisetzung in der Londoner St. Paul’s Cathedral, was gemäß der britischen Hofetikette äußerst ungewöhnlich war.
Die letzten Worte
Bevor er ins Koma fiel, wandte sich Churchill an seinen zufällig anwesenden Schwiegersohn Christopher Soames und sagte: „Es ist alles so langweilig.“ Verständlich – für einen Mann, der zu Lebzeiten Politiker, Autor, Journalist, Soldat, Kriegsgefangener, Premierminister, Nobelpreisträger und Künstler war, kann es nur langweilig gewesen sein, nach einem Schlaganfall krank im Bett zu liegen, ganz ohne Bewegung. Und auch schon in der Zeit vor seinem Tod, spätestens wohl, seit er im Rollstuhl sitzen musste, war der sein Leben lang umtriebige Mann stark eingeschränkt. Vielleicht war es ein Segen für ihn, dass er bald das Bewusstsein verlor und so am Ende friedlich einschlief.
Hin und wieder kann man auch nachlesen, Churchills letzte Worte seien gewesen: „Was für ein Tor ich war.“ Mitunter wird dieser Ausspruch noch in einen Kontext eingebaut, wie: „Ich hätte den zweiten Weltkrieg verhindern können.“ Doch hier liegt zweifellos eine Verwechslung vor, denn hierbei handelt es sich um die angeblichen letzten Worte von Charles Churchill, einem britischen Satiriker und bekennenden Atheisten, der bereits 1764 starb, im Alter von 32 Jahren. Vielen Atheisten oder Agnostikern (wie Voltaire, Thomas Scott oder Francis Newport) wurden später von der Kirche solche letzten Worte angedichtet, um zu zeigen, dass sie im Angesicht des Todes noch zu Gott gefunden hätten. Winston Churchills letzte Worte sind jedoch authentisch. Sie sind auch wirklich zu schmucklos, als dass sie jemand erfunden hätte.
|122| Malcolm X
„Halt! Halt! Keine Aufregung. Nur die Ruhe, Brüder.“
Wahrheitsgehalt: 70 %
Voller Name: Malcolm Little / El-Hajj Malik El-Shabazz
Tätigkeit: Bürgerrechtler
Gestorben: 21. Februar 1965 in New York
Im Alter von: 39 Jahren
Todesursache: Erschossen
Letzte Worte im Original: „Hold it! Hold it! Don’t get excited. Let’s cool it brothers.“
Quelle: Freunde und Anhänger
Zitiert nach: Alex Haley: The Autobiography of Malcolm X, New York 1965, S. 499
Alternativ: „Halt! Halt! Halt! […]“
Der afro-amerikanische Bürgerrechtsaktivist und Revolutionsführer Malcolm X war in den Fünfzigern eine der Galionsfiguren der radikalen, antiweißen Nation of Islam, bevor er in den Sechzigern einen gemäßigten Kurs einschlug. Noch vor seinem 40. Geburtstag wurde er getötet – von Schwarzen.
Wie starb er?
Malcolm Little kam mit 20 Jahren ins Gefängnis. Er wurde u. a. wegen Einbruchdiebstahls und sexuellen Beziehungen zu einer verheirateten Weißen (der Hauptanklagepunkt) zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Im Gefängnis bekam er Kontakt zu der militanten Schwarzenorganisation Nation of Islam. Er konvertierte zum Islam und legte seinen Nachnamen ab: Als Nachfahre von Sklaven kannte er seinen wahren Familiennamen nicht, und so nannte er sich einfach „X“. Nach seiner vorzeitigen Entlassung 1952 stand er in regem Briefkontakt mit Elijah Muhammad, dem Anführer der Nation of Islam. Der charismatische Malcolm X wurde zu einem der Aushängeschilder der Organisation. Sie wuchs auf über 30.000 Mitglieder.
Erst spät entdeckte er, wie viele der Anführer der Nation of Islam, auch Muhammad, die Gebote des Islam gar nicht einhielten. Sie hatten Affären |123| und bereicherten sich persönlich an der Organisation. Nach einer Pilgerreise nach Mekka brach Malcolm X mit der Nation of Islam, nannte sich fortan El-Hajj Malik El-Shabazz und vertrat eine Philosophie der Gewaltfreiheit und Toleranz; im selben Jahr gründete er dazu die Organization of Afro-American Unity.
Doch schon bald sah er sich Attacken seitens Muhammad und den Nation-of-Islam-Anhängern ausgesetzt, bis hin zu konkreten Morddrohungen. Dass er Personenschützer engagierte, nützte wenig, als auf sein Haus Anfang 1965 ein Bombenanschlag verübt wurde. Zum Glück wurde niemand verletzt. Aber spätestens jetzt war Malcolm X klar, dass er sich in den radikalen Schwarzen erbitterte Feinde
Weitere Kostenlose Bücher