Sehen Sie, so stirbt man also
zu weinen!“ (auf Kölsch: „Dor jitt et nix zo kriesche!“). Mit Köln verband ihn mehr als bloß seine Herkunft. Noch im Ersten Weltkrieg wurde er zum Oberbürgermeister der Stadt gewählt, und das blieb er bis zur Machtergreifung der Nazis 1933. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er diesen Posten noch einmal inne – wenn auch nur für kurze Zeit, bis er sich als Chef der rheinischen CDU auf die überregionale Politik konzentrierte. Für viele Kölner gehörte Adenauer zu ihrer Stadt wie der FC und Willy Millowitsch. Als er Bürgermeister war, entstanden viele wichtige Bauten und Einrichtungen Kölns, wie das Müngersdorfer Stadion, die Universität, die Messe, der WDR und der Grüngürtel. Das haben die Kölner ihm nie vergessen, egal, welcher Partei sie nahestanden. Selbstverständlich war er Ehrenbürger der Stadt.
Ein gewisses Understatement war Adenauer trotz allem auch immer zu eigen. Winston Churchill soll einmal zu ihm gesagt haben: „Sie sind der größte deutsche Staatsmann seit Bismarck.“ Worauf Adenauer geantwortet haben soll: „Das will nicht viel heißen.“ In ähnlicher Weise sollten auch seine letzten Worte vor allem wohl trösten, aber eben auch die Bedeutung herunterspielen, die sein Tod, in diesem Fall für seine Familie, natürlich hatte.
Konrad Adenauer hat man seine Herkunft beim Sprechen immer angehört, er hat nie versucht, seinen starken Dialekt zu glätten. Aber dass er seine letzten Worte im Familienkreis in reinstem Kölsch von sich gegeben hat, ist quasi sein letztes Geschenk an die Bürger der Stadt Köln, die auf ihren Dialekt wahrlich stolz sind – auch wenn ihn in Deutschland sonst niemand versteht.
|129| Coco Chanel
„Sehen Sie, so stirbt man also.“
Wahrheitsgehalt: 100 %
Voller Name: Gabrielle Bonheur Chasnel
Tätigkeit: Modeschöpferin
Gestorben: 10. Januar 1971 in Paris
Im Alter von: 87 Jahren
Todesursache: Altersschwäche
Letzte Worte im Original: „Vous voyez, c’est comme cela qu’on meurt.“
Quelle: Angestellter
Zitiert nach: Axel Madsen: Coco Chanel. A Biography, London 2009, S. 329
Sie war die Erfinderin des „kleinen Schwarzen“ und des Duftes Chanel N o 5: Als Coco Chanel mit 87 Jahren starb, war sie bereits eine Legende. Fast 70 Jahre lang war sie berufstätig gewesen und hatte Höhen wie auch Tiefen ihres Modeimperiums miterlebt.
Wie starb sie?
Coco Chanel war immer Gestalterin, immer Macherin. Auch noch im hohen Alter arbeitete sie, hatte die Oberaufsicht über die Kollektionen ihres Modehauses. Mit 20 Jahren war Gabrielle Chasnel aus der Provinz nach Paris gekommen. Dort nannte sie sich Coco Chanel und revolutionierte ab den 1910er Jahren gleich mehrfach die Modewelt. Sie schaffte das Korsett ab, schuf den knappen Badeanzug, machte die Röcke kürzer und erfand den Modeschmuck. Kreationen wie das schlichte „kleine Schwarze“ und Parfums wie Chanel N o 5 machten ihr Haus zu ihren Lebzeiten zu einem immerwährenden Protagonisten in Sachen Mode und Styling – wenn auch mit einer fünfzehnjährigen Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg, nach der sie mit einem weiteren Klassiker, dem Chanel-Kostüm, ein fulminantes Comeback feierte. Da war sie schon über siebzig.
Als es mit ihr schließlich zu Ende ging, litt Coco Chanel immer öfter unter Durchblutungsstörungen des Gehirns. Sie hatte Schübe der Verwirrung, wusste nicht, wo sie war, ob es Tag war oder Nacht, entwickelte Verfolgungsängste. So auch am letzten Tag ihres Lebens, als sie auf ihrem Bett im Pariser |130| Ritz-Hotel lag, wo sie schon seit Jahrzehnten ein und dieselbe Suite gemietet hatte. Sie wohnte in einer Wohnung über ihrem Salon in der Rue Cambon, aber im Ritz schlief sie, jede Nacht. Coco Chanel hatte kein wirkliches Zuhause – sie hatte nie geheiratet und keine Familie. Zwar hatte sie viele Liebhaber gehabt, aber die Arbeit und das Schöpferische standen für sie immer im Vordergrund. Am Ende schlief sie einfach ein und erwachte nicht mehr.
Als Coco Chanel gestorben war, ging es zunächst auch mit dem Hause Chanel bergab. Viele Kreationen schienen in den Siebzigern nicht mehr zeitgemäß, das junge Publikum orientierte sich anderweitig. Bald sah man Chanel-Kostüme nur noch an reichen älteren Damen. Erst Karl Lagerfeld sollte dies ändern, der Anfang der achtziger Jahre für Chanel zu arbeiten begann.
Die letzten Worte
Vollständig angekleidet lag Coco Chanel auf dem Bett ihrer Suite, als sie verstarb. Der Chanel-Biograf Axel Madsen berichtet, ihre
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